Vier wunderbare Tage im Alten Ungarn

 

‚K&K in Ungarn’ und ‚Auf den Spuren der Stephanskrone’ habe ich mit meinen Gästen in den vier Tagen vom 9. bis 12. Oktober 2oo5 im ‚Alten Ungarn’ erlebt.

In der Schlacht von Mohatsch 1526 haben die Ungarn im Kampf gegen die Türken eine vernichtende Niederlage erlitten; König Ludwig II., ein Jagiellone, ist auf der Flucht im reißenden Csele ertrunken. Ungarn ist in der Erbfolge an die Habsburger übergegangen, Ferdinand I. ist der erste aus dem Hause Habsburg stammende König gewesen. Da die Türken aber in der Folge das ungarische Kernland zwischen Raab und Theiß beherrscht haben, ist 1536 die Hauptstadt nach Preßburg in Oberungarn, also in die heutige Slowakei, verlegt worden. Durch 247 Jahre ist diese Stadt ungarische Hauptstadt geblieben.

Unsere Rundreise hat in Preßburg, in der ungarischen Zeit Pozsony genannt, begonnen. Mit unserer Stadtführerin haben wir einen ausgedehnten Rundgang in der Altstadt unternommen und prachtvolle aus der ungarischen Zeit stammende Bauten besichtigt. Da der St.-Martins-Dom, also die Krönungskirche, am Vormittag infolge von Taufen für Besucher gesperrt gewesen ist, haben wir diese für unsere Reise äußerst wichtige Kirche erst am frühen Nachmittag eingehend besichtigen können. Zwischen 1563 und 183o sind zehn Könige und eine Königin, nämlich Maria Theresia, sowie acht Königsgemahlinnen im Dom gekrönt worden.

 

Da wir somit gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan im Verzug gewesen sind, hat die für den Nachmittag geplante Besichtigung der Benediktinerabtei Martinsberg auf den Rückreisetag verschoben werden müssen. Vorbei an Städten und Dörfern sowie durch die insbesondere nördlich des Plattensees äußerst liebevolle Landschaft sind wir zu unserem Urlaubsort Siófok am Südufer des ‚Ungarischen Meers’ gefahren. In unserem Hotel direkt am ‚Goldenen Strand’ des Plattensees sind wir äußerst zuvorkommend aufgenommen und während der folgenden Tage so richtig verwöhnt worden. Die Annehmlichkeiten des Hotels, insbesondere das Hallenbad, haben die Gäste zu schätzen gewußt.
 

 

Am zweiten Reisetag ist vorerst Stuhlweißenburg auf dem Programm gestanden. Die heimische Stadtführerin hat uns viel aus der Stadtgeschichte und – der Vorgabe der Reise entsprechend – insbesondere aus der Zeit als Krönungsstadt erzählt und uns die wichtigsten Gebäude des historischen Zentrums gezeigt. Von der Nationalen Gedenkstätte mit den Ruinen der einstigen Basilika des Heiligen Stephan über das Denkmal für König Matthias und das Reichsapfeldenkmal bis zur farbenprächtigen Blumenuhr haben wir die Stadt durchwandert.
 

 

So ist dann für den zweiten Programmpunkt dieses Tages, die ‚Stadt der Königinnen’, nämlich Wesprim, leider nur wenig Zeit geblieben. Trotzdem haben wir von der Talbrücke den ‚Ansichtskartenblick’ auf das Burgviertel werfen und dieses dann vorbei an der barocken Dreifaltigkeitssäule bis zu den Statuen von Stephan I. dem Heiligen und seiner aus Bayern stammenden Gemahlin Gisela durchwandern können.
 

 

Weiter ist es nach Herend gegangen, wo wir in der ‚Minimanufaktur’ viel Interessantes über die Geschichte des Porzellans im allgemeinen und das Herender Porzellan im besonderen erfahren haben. In der Schauwerkstätte haben wir den Künstlerinnen über die Schulter blicken können, um etwa das Formen und Bemalen hautnah mitzuverfolgen. Vor dem Besuch des Museums der Porzellanmanufaktur, wo wir uns an den Kunstwerken aus Porzellan haben erfreuen können, sind wir auf eine gemütliche Kaffeepause in das angeschlossene Cafe Apicius eingeladen worden. 
 

 

Die umfangreichen Besichtigungen dieses Tages haben uns aber hungrig gemacht, weshalb wir uns alle auf das auf einem Bauernhof einzunehmende Spätmittagessen gefreut haben. Zur Steigerung der Stimmung hat der Empfang durch eine Zigeunerkapelle beigetragen; auch das Essen ist musikalisch umrahmt worden. Den Abend haben wir dann ganz gemütlich im Hotel verbracht.

Am dritten Reisetag sind Budapest und Schloß Gedelle (ungarisch: Gödöllö) auf dem Programm gestanden. Ziemlich schnell ist es auf der Autobahn bis Budapest gegangen, doch dann hat uns der gewaltige Verkehr geradezu verschluckt. Unsere ausgezeichnete Stadtführerin hat uns Interessantes über Geschichte und Gegenwart der ungarischen Hauptstadt erzählt und in Pest am Heldenplatz und bei der St.-Stephan-Basilika sowie in Buda bei der Fischerbastei und der Matthiaskirche längere Aufenthalte zur Besichtigung eingelegt. Leider ist es im Rahmen der zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich gewesen, eine Innenbesichtigung des Parlaments mit der im Kuppelsaal ausgestellten Stephanskrone vorzunehmen.
 


Nach dem Mittagessen in einem typischen Restaurant ging es weiter nach Gedelle, wo das Schloß, einstmals einer der Lieblingsaufenthaltsorte von Königin Elisabeth, in seinen restaurierten Teilen hat besichtigt werden können. Glanz und Gloria des Reiches sind noch einmal lebendig geworden.

Da der Autobahnring um Budapest nach wie vor der Verwirklichung harrt, haben wir am Rückweg neuerdings durch die Stadt fahren müssen. Für den Zeitverlust sind wir aber reichlich entschädigt worden, da Burgberg und Gellért-Berg, Parlament und Brücken sowie viele weitere Sehenswürdigkeiten hell angestrahlt gewesen sind.

Am letzten Morgen hat es dann Abschied nehmen geheißen, wobei die Gäste noch mit einer unerwarteten ‚Draufgabe’ überrascht worden sind. Da für den Vormittag die Führung in der Benediktinerabtei Martinsberg vereinbart worden war und die Busfahrt rund um den Plattensee zu lange gedauert hätte, sind wir nur bis Szántód gefahren, um von dort mit der Autofähre zur Halbinsel Tihany überzusetzen. Auch wenn die Überfahrt – der See ist in diesem Bereich am schmalsten – nur etwa eine Viertelstunde gedauert hat, so haben doch alle Gäste dieses Erlebnis genossen. Leider hat die Kirche auf der Halbinsel Tihany nur von außen besichtigt werden können, doch haben wir von ihr eine wunderbare Aussicht über den See gehabt. Viele Gäste haben noch die Gelegenheit für Einkäufe genutzt.

 


 

Als letzter Besichtigungspunkt ist uns dann noch die Benediktinerabtei Martinsberg mit ihren außerordentlichen kulturellen Werten nahegebracht worden. Einerseits sind die verschiedenen Baulichkeiten in ihren unterschiedlichen Stilen einen Pflichtbesuch wert, andererseits weckt das Ensemble Archiv-Bibliothek-Gemäldegalerie bei jedermann größtes Interesse. Unter den gezeigten Urkunden befindet sich auch der Stiftungsbrief der Abtei von Tihany (mit dem ältesten vollständigen Satz in ungarischer Sprache). Während des Rundganges hat es uns der plastische und malerische Schmuck der ‚Porta Speciosa’, des Zuganges vom Kreuzgang in die Abteikirche, besonders angetan.
 


 

Am Heimweg haben wir noch ein letztes Mal auf ungarischem Boden ganz ausgezeichnet zu Mittag gegessen, worauf wir dann über Wien zu den Ausgangspunkten der Reise zurückgefahren sind. Alle Teilnehmer dieser Kulturreise sind sich einig gewesen, daß viel Schönes und Interessantes hat besichtigt werden können und daß sie einen tiefen Blick in die Geschichte Ungarns bzw. Österreich-Ungarns haben werfen können. Ich habe aber in das doch sehr umfangreiche Besichtigungsprogramm dieser Reise Erholung und Gemütlichkeit so eingebaut, daß alle Gäste Kultur und Natur haben genießen können.