Erlebnisreiche Tage in der Toskana

 

Die Toskana einmal „anders und auf neuen Wegen erleben“ – so habe ich in meiner Vorschau die Reise vom 17. bis 21. August 2oo5 vorgestellt. Und genau das ist dann auch eingetreten – der „musikalische Teil“ der Reise mit Puccinis Oper ‚La Bohème’, der „technische Teil“ mit Vinci und dem Universalgenie Leonardo und der „kunsthistorische Teil“ mit Pisa und Lucca sowie dem Park der Villa Garzoni. Ausgangspunkt ist Montecatini Terme gewesen.

Aber bevor es so weit gewesen ist, am Vormittag des zweiten Reisetages ein Streifzug durch den weltbekannten Kurort Montecatini Terme und mit der wunderbar antiquierten und somit erhaltungswürdigen Standseilbahn (Baujahr 1897!) nach Montecatini Alto hinauf, von wo ein umfassender Blick auf den Badeort mit seinen Thermal-Badeanlagen und alten Hotels genossen wird. Nach dem Mittagessen in unserem Hotel dann Abfahrt zum ersten Ausflug.


 

Der von Weinbergen und Olivenhainen umrahmte malerische Ort Vinci am Südwesthang des Monte Albano ist das erste Ziel. In der Heimat Leonardo da Vincis besuchen wir zwar nicht sein Geburtshaus in Anchiano, wohl aber in der restaurierten Guidi-Festung aus dem 11. Jahrhundert das Museo Vinciano mit seinen zahlreichen Modellen, Zeichnungen und sonstigen Erinnerungsstücken an das wohl vielseitigste Genie der italienischen Hochrenaissance.


 

Vor dem abendlichen Musikgenuß noch eine Schiffahrt auf dem Massaciuccoli-See bei Torre del Lago Puccini. Geruhsam tuckert das Schiff zwischen den gewaltigen Schilfbänken dahin, an eingestürzten Bootshäusern vorbei, wobei der Blick immer wieder von dem hinter dem See aufragenden Gebirge angezogen wird. Eine für Körper und Geist wohltuende und entspannende Stunde!
 


 

Aber dann heißt es, im Bus die Abendgarderobe anzuziehen, denn die Freilichtaufführung mit Puccinis ‚La Bohème’ ruft. Von jedem Platz der im Halbrund aufsteigenden Besucherränge ausgezeichnete Sicht auf die Bühne mit dem See im Hintergrund, kein fremder Laut kann vom Ort, in dem der Komponist die meiste Zeit seines Lebens verbracht hat und der daher auch nach ihm benannt worden ist, herüberdringen. Somit ist auch – anders als bei uns, wo sogar in geschlossenen Häusern Verstärker verwendet werden – der volle und reine Klang der Stimmen der Sänger zu vernehmen. Ein musikalischer Genuß ersten Grades!

Spät wird es an diesem Abend, als wir zu Bett gehen. Eigentlich ist es schon der folgende Tag. Aus diesem Grund darf und muß unser braver Fahrer Peter wieder die vorgesehene längere Pause einlegen, doch dann ruft Pisa.
 


 

Mit einer ausgezeichneten Stadtführerin, einer Kunsthistorikerin, ist es geradezu eine Freude, in Pisa vom ‚Platz der Wunder’ aus die Stadt zu erobern. Nicht nur die Dreiheit mit Dom, Baptisterium und Campanile fasziniert, auch der Campo Santo ist einen längeren Aufenthalt wert. Und dann geht es noch ein Stück durch die Stadt, dorthin, wohin sich die Masse der Touristen, die ‚nur’ den Schiefen Turm bewundern will, wohl nicht begibt. Vorbei an weiteren Kirchen und vielen Palästen, durch enge Gassen bis zum Arno. Und wieder zurück zum ‚Platz der Wunder’, um noch einen letzten Blick auf die dortigen grandiosen Bauwerke zu werfen.
 


 

Einen ganzen Nachmittag verbringen wir in Pisa, Tage könnten es sein. Und am nächsten Morgen auf zu neuen Erlebnissen.

Lucca, eine weitere Provinzhauptstadt der Region Toskana, ist das erste Ziel. Auch hier eine beschlagene Stadtführerin, die uns durch die Altstadt führt, die von einer mächtigen, mit Bollwerken bewehrten Ringmauer umgebenen ist. Der Dom San Martino mit Tintorettos Abendmahl, die Kirche San Giovanni mit ihrem zinnengekrönten Turm und besonders die romanische Kirche San Michele in Foro mit ihrer hohen Fassade im pisanischen Stil und gekrönt von der Statue des Erzengels Michael auf dem Giebel. Infolge Renovierungsarbeiten kann Puccinis Geburtshaus auf dem Rundgang leider nicht besichtigt werden, wohl aber zieht das Oval des Marktplatzes auf den Fundamenten eines römischen Amphitheaters alle Blicke auf sich.
 


 

Die Mittagspause in Lucca, dieser faszinierenden und bei uns im Gegensatz zu anderen toskanischen Ortschaften viel zu wenig bekannten Stadt, haben etliche Gäste anhand der ausgefolgten Stadtpläne noch zu weiteren Besichtigungen genützt. Und dann wartete schon mit dem nahen Collodi ein weiterer Höhepunkt dieser so abwechslungsreichen und trotzdem keineswegs anstrengenden Kulturreise.
 


 

In der raffinierten Gartenanlage der Villa Garzoni treten wir in eine Barockwelt ein, wie sie phantasievoller nicht ausgedacht werden könnte: Auf Terrassen, hinter Wasserspielen und in Labyrinthen können mythologische Figuren und groteske Statuen bewundert werden. Aber was ist Collodi ohne Besuch des Parco di Pinocchio. Carlo Lorenzini, der seinen Künstlernamen Carlo Collodi nach dem Geburtsort seiner Mutter gewählt hatte, hat in seinem Kinderbuch ‚Pinocchio’ die Abenteuer der geschnitzten Holzfigur geschildert. Im Park begegnen wir den phantasievollen Episoden, an denen Groß und Klein Freude haben.
 

 

Vor dem Abendessen im Hotel gehen sich noch einige Längen im Schwimmbad auf der Dachterrasse aus. Und dann sind Schreiben der letzten Ansichtskarten und Kofferpacken angesagt, denn reichlich früh müssen wir am fünften Reisetag aufbrechen, steht doch eine lange Heimfahrt an, auf der wir einerseits noch von Puccinis unvergänglichen Melodien und Leonardo da Vincis phantastischen Erfindungen träumen können, uns aber andererseits die einmaligen Kunstwerke von Pisa und Lucca in Erinnerung rufen. Mit ähnlichem Ablauf wird diese Reise 2oo6 wiederholt werden, wobei dann Puccinis ‚Madame Butterfly’ auf dem Spielplan von Torre del Lago Puccini stehen wird.