Erlebnisse auf einer Schottland - Reise

 

Zwanzig begeisterte Schottland-Freunde aus Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Bayern haben sich am 21. Juni 2oo5 zusammengefunden, um ‚nach Schottland hineinzuschmecken’. Natürlich haben wir nur einen Bruchteil des Möglichen besuchen bzw. besichtigen können, aber was wir an Natur und Kultur entdeckt haben, hat die Reise zu einem Erlebnis werden lassen. Dieses hat schon mit der Anreise begonnen.

Um uns langsam einzustimmen, ist die erste Etappe nur bis Köln gegangen. In der Stadt am Rhein ist nach dem Abendessen vom Hotel aus ein gemütlicher Spaziergang zum Dom und auf die Hohenzollernbrücke angesagt gewesen; der Blick auf das Dionysos-Mosaik im Römisch-Germanischen Museum hat uns einen Vorgeschmack darauf gegeben, daß die Römer ihren Herrschaftsbereich über halb Europa ausgedehnt gehabt hatten.

Am zweiten Reisetag ist Rotterdam das Ziel gewesen. Am Nachmittag habe ich mit den begeisterten Gästen nach der Hafenrundfahrt noch eine Auffahrt auf den 185 m hohen Euromast unternommen, von welchem Aussichtsturm die Altstadt und dazu noch ein kleiner Teil des riesigen Hafengebietes hat überblickt werden können, doch ist die Ergänzung zur Rundfahrt mit dem Schiff höchst instruktiv gewesen. Aber erst auf der Fahrt zum Fährhafen haben wir dann das gesamte Ausmaß des größtes Hafens der Welt ermessen können.

Gegen Abend haben wir uns dann mit unserem Luxusbus auf die MS ‚Pride of Rotterdam’ eingeschifft, das erst 2oo1 in Dienst gestellte Fährschiff für die 2o4 Meilen/378 km messende Strecke von Rotterdam-Europoort nach Kingston-upon-Hull. Auch wenn die Kabinen naturgemäß klein haben sein müssen – 1.36o Passagiere sowie Hunderte Personenkraftwagen und Busse müssen schließlich untergebracht werden -, so sind sie doch äußerst geschickt und mit dem bestmöglichen Komfort eingerichtet. Das Abendessen-Buffet mit erlesenen Speisen – für uns sind Tische an den Fenstern reserviert gewesen – hat keinen Wunsch offen gelassen. Das kulinarische Erlebnis ist dann für uns Landratten durch die Ausfahrt aus dem Hafen und den prächtigen Sonnenuntergang abgelöst worden. Um 22.1o Uhr sind nämlich die meisten Gäste noch auf dem 12. Deck unseres angenehm ruhig dahinfahrenden Schiffes gewesen, um die Sonne im Meer versinken zu sehen.

Am nächsten Morgen haben wir den englischen Hafen Hull, wie Kingston-upon-Hull kurz genannt wird, erreicht, wo wir uns nach dem Frühstücks-Buffet ausgeschifft haben – die peinlich genaue Paßkontrolle mit Überprüfung der Reisedokumente und die Kontrolle unseres Busses auf ‚Englandtauglichkeit’ sind für viele nach der bei uns herrschenden Reisefreiheit ungewohnt gewesen, doch ist alles ‚ok’ gewesen.  Und dann ging es –  für unseren hervorragenden oberösterreichischen Fahrer Gerhard Maier überhaupt kein Problem – im Linksverkehr weiter. Da das Reiseziel ‚Schottland’ geheißen hat, haben wir schweren Herzens die landschaftlichen Schönheiten des Lake District links liegen lassen müssen, um nach der Mittagspause im berühmten Gretna Green und einer Außenbesichtigung des auf Klippen über der Westküste thronenden Culzean Castle – halb Ritterburg, halb klassizistischer Palast – das Tagesziel bei Glasgow zu erreichen.    

 

 

Die ausgedehnte Stadtrundfahrt in Glasgow, der bevölkerungsreichsten Stadt Schottlands, hat uns aus der Sicht der einheimischen Stadtführerin die ersten Einblicke in Geschichte und Kultur Schottlands und zum Verhältnis zwischen Schotten und Engländern gegeben, wobei die Abrundungen dann durch die ebenfalls ganz ausgezeichneten Stadtführer in Aberdeen und Edinburgh erfolgt sind.

Auf der Weiterfahrt dann ein ‚Loch’ und ein ‚Glen’ nach dem anderen (gälisch: Loch = See, Glen = Tal), immer wieder Ausblicke auf unberührte Natur mit weidenden Rindern und Schafen, dann näher oder ferner Schloßruinen am Wasser oder auf Hügeln. Und dann ist das von uns allen mit Spannung erwartete Loch Ness in Sicht gekommen – würden wir das Monster tatsächlich sehen können? Das richtige Monster ist in den Fluten versteckt geblieben, wir haben aber eine originalgetreue Kopie mit unseren Kameras einfangen können – immerhin etwas. Vorbei an den berühmten Ruinen von Urquhart Castle sind wir über Inverness nach Aviemore gefahren, wo wir für zwei Nächte Station gemacht haben.

 

 

Der Hochlandausflug am nächsten Tag hat es in sich gehabt: Die Landschaft hätte sich ein Maler gar nicht schöner ausdenken können – immer wieder haben wir Halt gemacht, um die Natur in uns aufzunehmen. Nach dem früher bedeutsamern Fischerhafen Ullapool ein weiteres Ziel, das nicht nur spezielle Pflanzenkundler in Begeisterung versetzt hat: Inverewe Gardens mit seinem durch den Golfstrom milden Klima hat all das geboten, was man sich in einem botanischen Garten wünscht, von der mitteleuropäischen Flora bis zu tropischen Riesengewächsen. Aber damit nicht genug, die Weiterfahrt durch das Glen Torridon ist einer der landschaftlichen Höhepunkte gewesen, soferne man überhaupt von einem Höhepunkt sprechen kann. Die ganze Reise ist nämlich eine Aneinanderreihung von Erlebnissen gewesen, begünstigt durch einen sich über uns ausbreitenden strahlend blauen Himmel.

Von Aviemore aus haben wir dann Culloden Moor und das Schlachtfeld von 1746 besucht, auf welchem die schottische Truppen die entscheidende Niederlage gegen England erlitten hatten. Ein Einführungsfilm hat die Hintergründe der Kampfhandlungen vor Augen geführt. Sodann aber ein Sprung durch die Zeitgeschichte: Nach Besichtigung der jungsteinzeitlichen Grabstätten von Clava Cairns ein Spaziergang durch den Schloßpark von Cowdor Castle, worauf dann mit Elgin ein ‚Musterbeispiel einer konservierten Kathedralenruine’ gefolgt ist.

 

 

Und immer wieder die typische Landschaft, teils von der Küstenstraße aus genossen, wobei der ‚musikalische Höhepunkt’ ein Konzert von hunderten blökenden Schafen gewesen ist. Unbeschreiblich, man muß es selbst erlebt haben! Gegen Abend dann haben wir Aberdeen erreicht, wo uns am nächsten Vormittag eine abwechslungsreiche Stadtführung, die neben Kirchenbesichtigungen auch einen Spaziergang durch eine Fischersiedlung beinhaltet hatte, erfreut hat.

 

 

Auf der Weiterfahrt nach Pitlochry zur Besichtigung der Edradour Distillery, der kleinsten schottischen Whisky-Destillerie (natürlich mit Kostprobe), Aufenthalt im Park von Balmoral Castle. Leider ist eine Innenbesichtigung dieses Schlosses der englischen Königsfamilie nicht möglich gewesen, ist aber auch der Eindruck von außen überwältigend. Am Weg nach Edinburgh, der schottischen Hauptstadt, wurde noch am hoch über der Landschaft thronenden Stirling Castle Pause gemacht - wie wir noch viele weitere Schlösser, Kirchen und Ruinen, die ich namentlich gar nicht anführe, ‚mitgenommen’ haben.

 

 

Zwei Nächte dann im Hilton-Hotel am Edinburgher Flughafen – hotelmäßig sicher der Höhepunkt der Reise, wobei auch das Hallenbad bei etlichen Gästen Gefallen gefunden hat. An die Stadtführung in der schottischen Hauptstadt, die im Schloß geendet hat, hat sich noch ein ausgedehnter Bummel durch die Stadt angeschlossen. Das Mittagessen haben wir in einem gotischen Bauwerk eingenommen, durch dessen Spitzbogenfenster der Speisesaal erhellt worden ist; nicht ungewöhnlich, wenn es sich nicht um ein säkularisiertes Kirchenbauwerk gehandelt hätte! Ein doch etwas eigenartiges Gefühl. Genauso im Tourismusbüro, das ebenfalls in einer früheren Kirche untergebracht ist.

Ein an Romantik kaum mehr zu überbietendes Erlebnis ist dann noch die Fahrt über den Firth of Forth gewesen, wobei wir von der Straßenbrücke aus die zum größten Teil in Nebel gehüllte Bogenbrücke der Eisenbahn haben bestaunen können – natürlich habe ich Fontanes Ballade ‚Die Brücke am Tay’ vorgetragen, wie ich überhaupt auf der ganzen Reise gerne kultur- und kunstgeschichtliche Bemerkungen habe anbringen können (und müssen).

 

 

Der letzte Tag auf der Insel hat vorerst die Besichtigung der Ruine von Melrose Abbey gebracht, während wir vom römischen Hadrianswall auf unserer Strecke nichts mehr haben feststellen können, wonach es auf der Autobahn nach York in England den ersten Regenguß gegeben hat. Die Statistik, wonach es jeden dritten Tag in Schottland regnen soll, haben wir Lügen gestraft – ein Tag ist schöner als der andere gewesen. Und geregnet hat es erst in England, allerdings dann nicht mehr in York, wo die Innenbesichtigung des gotischen York Minsters mit seinen weltberühmten Glasfenstern ein allgemeines A und O hervorgerufen hat.

Und dann noch 9o Minuten Fahrzeit bis Hull mit lustiger Gepäckkontrolle im Hafen. Es sind nämlich die Koffer von sechs Gästen durchleuchtet worden, wobei alle Gäste vom Bus aus am Monitor haben sehen können, wie viel Whisky eingekauft worden war. Hinauf auf das uns bereits vertraute Fährschiff, wobei ich das Abendessen für den frühestmöglichen Zeitpunkt organisiert habe, damit unser braver Fahrer rasch die Kabine hat aufsuchen können – schließlich ist ihm noch die Fahrstrecke Rotterdam – Stuttgart bevorgestanden, um dann abgelöst zu werden. Da ich auf Reisen Familienfeste von Gästen immer feiere, hat eine kleine Runde spätabends noch eine Dame hochleben lassen, deren Geburttag gebührend begossen worden ist.

In Rotterdam problemloses Ausschiffen und mit unserem Bus, der die Strecke von Hull nach Rotterdam hat ruhen können, ging es heimwärts. Für unseren Fahrer kein Problem, sich auf den Rechtsverkehr umzustellen – hat er doch auch auf der Insel nicht die geringste Schwierigkeit gehabt. Gegenüber einer Flugreise auf die Insel und der Anmietung eines dort zugelassenen Busses doch ein Vorteil, mit dem eigenen Luxusbus unterwegs sein zu können und zusätzlich das Erlebnis der Fährüberfahrten zu haben.

An den jeweiligen Zielpunkten endete dann diese Reise, die uns so anschaulich Kultur und Natur Schottlands nahegebracht hat. Für den Juni 2oo6 habe ich eine weitere Schottland-Reise in Planung, die voraussichtlich einen Tag oder vielleicht auch zwei Tage länger dauern wird, bei der ich aber meinen Gästen zusätzlich ‚Schottlands Norden’ werde zeigen können. Sturm- und meerumtoste Sandsteinklippen mit abertausenden Seevögeln wechseln dort mit Sandstränden ab. Wie im Südteil des Landes gibt es Schlösser und Kirchen aufzusuchen – eine weitere abwechslungsreiche Reise steht also bevor.