Wunderschöne Herbsttage an Rhein und Mosel |
Superlative anzukündigen ist
immer kühn – und manchmal auch verfehlt. Aber nach dem grandiosen
Erlebnis der vorjährigen Herbstreise an Rhein und Mosel konnte bei
praktisch gleichem Programm eigentlich nichts schief gehen, wenn nur
das Wetter mitspielte. Und es hat! Zwar ist es nicht so extrem warm
gewesen wie 2oo5, auch hat der Himmel nicht das fast unnatürliche
(um nicht zu sagen: kitschige) Blau wie im Vorjahr gezeigt, doch
haben wir fast auf der ganzen Reise ab 25. Oktober 2oo6 strahlenden
Sonnenschein für uns buchen können – Reisender, was willst Du mehr!
Die erste Fahrtunterbrechung
auf dem Weg nach Nordwesten in einem gemütlichen Kaffeehaus in
Reutte. Und dann geht es nach dem Füssener Tunnel durch das
liebliche Alpenvorland. Die Stimmung im Bus steigt, die Vorfreude
auf die kommenden Erlebnisse wirkt sich beim Sektkonsum aus. Und
dann tauchen die Doppeltürme der Stiftskirche von Ottobeuren auf.
Nach dem Genuß des in seiner barocken Pracht überwältigenden
Kirchenschiffs dann der Gang durch das angeschlossene Kloster,
soweit es eben für Nicht-Ordensangehörige möglich ist. Vom
Museumsbesuch will ich nur ein paar Höhepunkte herausgreifen: die
Bildergalerie, die Holzschnitz- und Einlegearbeiten, die Kachelöfen,
die Krippen und die astronomische Uhr sowie von den Sälen die
Bibliothek und das barocke Theater. Der absolute Höhepunkt ist aber
am Ende der Besichtigung der Kaisersaal, in dem uns unsere
Geschichte leibhaftig umfängt. 16 überlebensgroße und zusätzlich
noch erhöht aufgestellte Habsburger-Statuen, die zeitlich bis zu dem
im Jahre 174o verstorbenen Kaiser Karl VI. heraufgehen, lassen uns
die einstige Bedeutung des Reiches erahnen, in dem das gebietsmäßig
kleine Reichsstift Ottobeuren den ihm gebührenden Platz gehabt hat.
Weiter geht es, Mittagspause machen wir in einem „lustigen“ Rasthaus an der Autobahn. Gegen Abend erreichen wird unser Standorthotel „Anker“ in Brodenbach am Neckar. Was allen Gästen besonders gut gefällt, ist die Lage des Hotels direkt an der Schiffsanlegestelle, von dieser nur durch die nicht übermäßig stark befahrene Uferstraße getrennt. Am nächsten Morgen brechen
wir auf zum vielleicht schönsten Erlebnis, das der Rhein in seinem
gesamten Verlauf zu bieten hat: Die Fahrt mit dem Schiff von
Rüdesheim nach St. Goarshausen. Das ist nämlich keine Schiffahrt,
bei der links und rechts am Ufer hie und da eine Sehenswürdigkeit,
sei es ein Dorf oder eine einsame Kirche, auftaucht und bei der
fallweise ein anderes Schiff gesichtet wird. Nein, das ist
möglicherweise d i e Schiffahrt! Zuerst müssen wir aber noch mit
unserem Bus nach Bingen am linken Rheinufer. Dort geht es dann auf
die Autofähre, um den Rhein nach Rüdesheim zu überqueren. Wer nicht
im Bus sitzen bleiben will, kann auf dem Fährschiff herumspazieren
und das Treiben rundum auf dem stark befahrenen Strom beobachten.
Rasch ist der Rhein
überquert, doch nach dem Herunterfahren von der Fähre ein Stau. Ein
PKW ist in der Steigung zur Uferstraße steckengeblieben. Da hilft
nur gemeinsames Anschieben, um für unseren Bus den Weg frei zu
machen. Die kurze Strecke bis zur Anlegestelle der Fahrgastschiffe
der „Bingen-Rüdesheimer“ ist dann rasch zurückgelegt, es bleibt noch
Zeit für einen kurzen Bummel durch das romantische Rüdesheim. Da
niemand zur doch noch frühen Vormittagsstunde eine fröhliche
Weinstimmung erwartet hat, gibt es auch keine Enttäuschung. Doch
allein die fast ausgestorbenen Gassen mit ihren unzähligen
Weinlokalen, allen voran die Drosselgasse, lassen erahnen, wie es am
Abend und in der Nacht hier zugeht.
Lange können wir uns
allerdings nicht aufhalten, denn unser Schiff muß ja den Fahrplan
einhalten. Also eingeschifft und ab geht es. Ruhig gleitet die MS
„Bingen“ auf dem geruhsam fließenden Wasser dahin, Rüdesheim
entschwindet langsam unseren Blicken, die gebannt auf das von der
Germania gekrönte Niederwalddenkmal gerichtet sind. Dieses Denkmal
erinnert an die Reichserneuerung im Jahre 1871; trotz seiner
gewaltigen Ausmaße – es ist etwa 38 m hoch – können wir es nur noch
ganz klein ausmachen.
Und dann geht es Schlag auf Schlag. Vorerst der Mäuseturm, dann links und rechts eine Burg bzw. Burgruine nach der anderen, dazwischen wieder liebliche Dörfer mit markanten Kirchen. Am rechten Ufer begleiten uns den größten Teil der Strecke gepflegte Weinberge, deren Rebstöcke bereits die herbstliche Färbung tragen. Auf dem Wasser in beide Richtungen fahrende Schiffe, zum größten Teil Transporter, ist doch der Wasserweg im allgemeinen der sauberste und kostengünstigste. Dazwischen kommt aber immer wieder ein anderes Fahrgastschiff in Sicht. Plötzlich aber wird das Flußbett enger, das Wasser wird reißender, die Schiffe können nicht mehr nebeneinander fahren – wir nähern uns dem berühmten Loreley-Felsen. Bis dahin mehrsprachige Durchsagen über den Bordlautsprecher hinsichtlich der Sehenswürdigkeiten. Aber jetzt tönt Musik an unser Ohr: Heinrich Heines „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten…“ wird gespielt. Wir sind auch musikalisch mitten drin in der Engstelle. Das Flußbett wird wieder
breiter, das Wasser wird ruhiger. In St. Goarshausen endet unsere
Fahrt, die jeden richtig begeistert hat. Doch wir wollen natürlich
auf den berühmten Felsen hinauf. Der Blick von oben auf den Lauf des
Stromes mit seinem nicht abreißenden Schiffsverkehr ist fast noch
eindrucksvoller als das Erlebnis der Durchfahrt durch die Engstelle.
Während die Gäste hoch über
dem gischtenden Wasser die Durchfahrt der Schiffe von oben
beobachten, sorge ich dafür, daß bald schon der Hunger, der sich bei
allen gemeldet hat, gestillt werden kann. Doch auf Grund des
prachtvollen sonnigen Wetters sind im Garten des Restaurants
„Berghotel auf der Loreley“ alle Plätze belegt. Das freundliche
Personal zaubert aber im Nu weitere Tische herbei, sodaß wir alle im
Freien nicht essen sondern richtig tafeln können. Heimische Gerichte
und Fisch schmecken besonders.
Da am Nachmittag noch der
Besuch auf der Festung Ehrenbreitstein auf dem Programm steht, muß
wohl oder übel das gemütliche Tafeln beendet werden; am rechten
Rheinufer entlang fahren wir mit unserem Bus Koblenz entgegen, wobei
ich Kassetten mit Rheinliedern spiele. Auch in diesem Abschnitt
kommen immer wieder Burgen und Schlösser sowie kleine Dörfer in
Sicht – über allem spannt sich ein wolkenloser blauer Himmel. Dann
hinauf zu der militärisch nie eroberten Festung Ehrenbreitstein hoch
über dem rechten Ufer. Gleich nach Passieren des ersten
Festungstores können wir die gewaltigen Ausmaße der Anlage erkennen
und genießen bald schon den überwältigenden Blick auf die Stadt
Koblenz, in deren Bereich die Mosel in den Rhein mündet. „Deutsches
Eck“ heißt die Landzunge im Mündungsbereich. Ein gewaltiges Denkmal
grüßt herauf – Kaiser Wilhelm I. hoch zu Pferd ist es gewidmet.
Wieder überqueren wir den
Rhein, diesmal auf einer Brücke. Am rechten Moselufer fahren wir
flußaufwärts zu unserem gar nicht so weit entfernten Urlaubsort. Die
Überraschung des Abends ist dann eine Weinverkostung, bei der
allerdings nur Weißweine ausgeschenkt werden. Zwangsläufig wird es
spät an diesem Abend.
Der dritte Reisetag bringt
vorerst mit der Fahrt über den Hunsrück ein landschaftliches
Erlebnis. Der Herbst zeigt sich auch hier mit seinen schönsten
Farben. In Bernkastel-Kues kann unser Fahrer den Bus nahe der Mosel
parken; im Mosel-Gäste-Zentrum werde ich mit Stadtplänen und
weiteren Unterlagen über die Stadt verwöhnt, die ich an die Gäste
verteile. Dann die Fahrt im „Winzerexpreß“ durch die Weinberge. Ein
faszinierendes Erlebnis, mit diesem Bummelzug durch das Gelände zu
tuckern und die Aussicht auf den von der Burgruine Landshut
überragten und von der Mosel durchflossenen Doppelort zu genießen.
Während der Fahrt werden uns in den Wägelchen über Lautsprecher
Geschichte und Gegenwart von Bernkastel-Kues nahe gebracht.
Einige Gäste unternehmen mit
mir noch eine einstündige Schiffahrt auf der Mosel, eine ganz
gemütliche Fortsetzung der Bummelzugfahrt. Dann aber schwärmen wir
aus. Die Stadt mit ihren vielen Fachwerkhäusern muß eingehend
besichtigt werden. Photomotive gibt es genug, wie wir alle beim
Bummel durch die Gassen begeistert feststellen. Einigen Gästen macht
auch der steile Weg zur Burgruine Landshut nichts aus, sie genießen
von oben die wunderbare Aussicht. Alle aber finden wir noch Zeit für
ein gemütliches Mittagessen im Ortsteil Bernkastel und stellen dann
fest, daß die Weinberge praktisch bis an den Stadtrand reichen.
Weiter geht es dann die
Mosel abwärts, mit dem Blick auf die Rebhänge mit Millionen von
Rebstöcken. Unser nächstes Ziel kommt in Sicht, die von der
Reichsburg überragte Stadt Cochem. Der Anblick ist so überwältigend,
daß ein kurzer Photohalt geradezu Pflicht ist.
Auch in dieser gastlichen
Stadt werde ich in der Tourist-Information mit Unterlagen und einem
Film über das Moseltal versorgt, den ich dann später zur Freude
meiner Gäste zeige. Die Altstadt erkunden wir gemeinsam, dann aber
genießen wir in den Straßencafes mit Blick auf die Mosel die
angebotenen Eisspezialitäten. Bei den nach wie vor herrschenden
überdurchschnittlich hohen Temperaturen fast ein Muß.
Der vierte Reisetag ist fast
ausschließlich der Kultur- und Kunstgeschichte gewidmet, wobei wir
die Busfahrt durch die wunderschöne Landschaft und vor allem entlang
der Mosel schon als selbstverständlich hinnehmen. Auf dem Weg zur
Burg Eltz ein kurzer Halt in Münstermaifeld, um die ehemalige
Stiftskirche, errichtet in einem für die Gegend typischen
Stilgemisch von Romanik und Gotik, aufzusuchen.
Dann aber kann uns nichts
mehr halten. Die Burg Eltz ist das Vormittagsziel. Da wir mit
unserem Bus nicht zufahren können, müssen wir - entweder zu Fuß oder
mit einem kleinen Zubringerbus - ins Tal hinunter, was für die Lage
einer Burg ganz ungewöhnlich ist. Tief unten umrahmt von den
umgebenden Hügeln in dieser hinsichtlich der Bauweise als auch der
Ausstattung als Juwel zu bezeichnenden Burg, die auf Grund ihrer
versteckten Lage nie eingenommen worden ist, werden wir zu einer
Führung erwartet. Das Geheimnis der vielen Türme und Erker wie überhaupt der
gesamten Bauweise wird von unserer Führerin gelüftet, es liegt in
der Aufspaltung des Hauses Eltz in drei Linien, die alle auf der
Burg verblieben, begründet.
Ein wahres Juwel ist die
Schatzkammer, in der wir auch photographieren dürfen, sodaß jeder
etwas „mitnehmen“ kann. Nicht nur die Ausführung der Gold- und
Silberschmiedearbeiten zeugt von hoher Kunstfertigkeit, auch die
Motive sind teils sehr originell wie etwa die Kuriosität „Völlerei
von der Trunksucht befördert“.
In der Gaststätte der
Vorburg können wir uns noch stärken, bevor in Treis-Karden mit dem
Stiftsmuseum Karden ein weiterer Höhepunkt auf uns wartet. 2ooo
Jahre unserer Geschichte werden fachkundig und amüsant so spannend
nahegebracht, daß wir den Eindruck erhalten, selbst mitten drin im
Geschehen zu stehen. Ob die gallorömische Tempelanlage oder das
römische Straßendorf Cardena, ob im Töpferbezirk gefertigte
Töpferwaren oder sakrale Kunstgegenstände aus dem Umfeld des
seinerzeitigen Stifts – wir sind fasziniert vom Vortrag. Das ist
aber noch nicht alles. Als Abschluß der Führung dann noch die
Erklärung der Stiftskirche St. Castor in bautechnischer und sakraler
Hinsicht. Eine in jeder Hinsicht gelungene Führung mit einer so
spannenden Einführung im Vortragsraum, daß das Fallen einer
Stecknadel wahrgenommen worden wäre.
Bevor wir zur Nachtfahrt auf der Mosel aufbrechen, noch in unserem Hotel ein Winzerbuffet vom Feinsten. Auf dem nach Art der Mississippidampfer gebauten Raddampfer sind für uns Plätze reserviert, doch suchen wir schon bald das Oberdeck auf. Ein einmaliges Erlebnis am Ende der schönen Tage an Rhein und Mosel, vom fahrenden Schiff aus die erleuchteten Gebäude an den Uferstraßen zu beobachten sowie den Blick auf beleuchtete Burgen zu genießen. Das Feuerwerk ist dann der krönende Abschluß der romantischen Schiffahrt. Am letzten Morgen tut uns
das frühe Aufstehen nicht weh, habe ich doch für die lange Heimreise
den Tag der Zeitumstellung vorgesehen. Eine Stunde länger tut in
diesem Falle ganz gut. Beim Morgenlicht an der Mosel schieße ich
noch schnell das obligate Gruppenbild und ab geht es Richtung Süden.
Von einem Autobahnrestaurant
im Hegau bewundern wir die Vulkankegel. Ein zweites Naturerlebnis
wartet dann in Schaffhausen auf uns. Wieder ist es der Rhein, dem
wir Dank sagen müssen. Der Rheinfall, der zwar im Gemeindegebiet von
Neuhausen liegt, aber immer mit Schaffhausen in Verbindung gebracht
wird, verdient unsere Bewunderung. Mit einem Teil der Gäste fahre
ich im offenen Boot zum Felsen in der Mitte des Falls, dorthin, wo
die Kantone Schaffhausen und Zürich aneinandergrenzen. Von der
Plattform auf dem Felsen bietet sich ein grandioser Blick – rundum
spritzt und gischtet das Wasser, aber wir stehen im Trockenen und
verfolgen die Naturgewalt.
Dann aber brechen wir zur letzten Etappe auf. Südlich des Bodensees geht es Richtung Ländle und die Heimat hat uns wieder. Die Erlebnisse von fünf unvergeßlichen Tagen haben sich in unsere Herzen gegraben, niemand möchte die Zeit an Rhein und Mosel missen – freuen wir uns auf die dritte Auflage dieser Reise, die mit ihrem bewährten Ablauf vom 24. bis 28. Oktober 2oo7 stattfindet. Die vielen leidenschaftlichen Photographen unter meinen Gästen kommen – so wie heuer – ganz bestimmt wieder auf ihre Rechnung.
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