Vorweihnachtliches Prag

    

Zum dritten Mal habe ich nunmehr in der Vorweihnachtszeit mit meinen Gästen in die Stadt an der Moldau reisen können – vom 7. bis 1o. Dezember 2oo6 hat sich ein Erlebnis an das andere gereiht. Trotzdem ist die Fahrt aber gemütlich gewesen – jeder der 48 Gäste aus Nord- und Südtirol, aus Oberösterreich, aus Bern und aus der Emilia Romagna hat diese genossen und ist auf seine Rechnung gekommen.
 


 

In Kefermarkt der erste längere Aufenthalt, macht es mir doch besondere Freude, allen den weltberühmten gotischen Flügelaltar zu erklären. Die drei Hauptfiguren, nämlich den ‚harten und grimmigen’ Petrus, den ‚milden’ Wolfgang und den ‚fast krankhaft sentimental erscheinenden’ Christophorus lassen wir auf uns wirken.

Nach dem Mittagessen in Kefermarkt dann die Weiterreise nach Krumau. Noch nie habe ich den Schloßturm im Schein der Nachmittagssonne so wunderbar beleuchtet gesehen – der Bummel durch die zum Großteil bereits liebevoll restaurierte Altstadt gleicht dem Gang durch ein Freilichtmuseum. Wir verstehen nur zu gut, weshalb die UNESCO Krumau in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen hat. Manch einer österreichischen Stadt, in der vorzugsweise nur ‚modern’ gebaut wird und die darauf auch noch stolz ist, wird diese Ehre mit Recht verwehrt.



 

In Budweis, von welcher Stadt wir wegen der bereits hereingebrochenen Dämmerung kaum etwas sehen können, steigt Libuse, unsere Prager Stadtführerin, zu uns in den Bus, um uns auf der Fahrt nach Prag bereits auf ‚ihre Stadt’ einzustimmen. Im 5. Stockwerk unseres Hotels mit Blick auf Teile der abendlich beleuchteten Stadt dann das Abendessen vom Buffet.
 


 

Am nächsten Vormittag die Aufteilung in zwei Gruppen, wobei ich im Gefolge von Libuse den ersten Teil der Stadtbesichtigung, beginnend auf der Kleinseite, diesem Prager Stadtteil am linken Moldauufer, mitmache. Erster Höhepunkt in dieser an historischen Bauwerken so unglaublich reichen Stadt die Nikolauskirche, die größte Barockkirche Prags. Durch enge Gassen und vorbei an schönen Palästen, deren Fassaden zum Großteil in den letzten Jahren renoviert worden sind, zur Karlsbrücke.
 


 

Ich zähle die Minuten oder gar Viertelstunden, die die Überquerung der Moldau auf dieser Brücke in Anspruch nimmt, nicht: Bei derart prägenden Eindrücken spielt Zeit keine Rolle. Über uns der blaue Himmel bei fast frühlingshaften Temperaturen, unter uns der Fluß mit seinem regen Schiffsverkehr, links und rechts zwischen den Statuen die Andenkenhändler und Maler. Und nicht zu vergessen das Geschiebe und Gedränge von vielen hundert Fremden, die gleichzeitig dieses Prager Wahrzeichen mit seiner ‚Statuenallee’ bestaunen.
 


 

Doch wir müssen weiter, drängt doch langsam die Zeit, um zur vollen Stunde am Altstädter Ring zu sein. Durch enge Gassen zwischen Häusern mit ihren großteils schmucken Fassaden bummeln wir zum Rathausturm, um den Apostelumzug auf der Astronomischen Uhr zu bewundern. Nur kurz dauert dieses Schauspiel, doch beeindruckt es immer wieder. Nur wenige Meter sind es dann bis zum gewaltigen Hus-Denkmal, um das herum sich auf dem großen Platz der wohl lieblichste Weihnachtsmarkt Prags ausbreitet. Wir freuen uns schon auf den Abend, wenn der beleuchtete Christbaum mit der zweitürmigen Teynkirche im Hintergrund für entsprechende Stimmung sorgt.
 


 

Vorerst folgen wir aber unserer Stadtführerin zum Wenzelsplatz, dessen oberes Ende vom Nationalmuseum beherrscht wird. Auch auf diesem Platz empfängt uns ein Weihnachtsmarkt. Zurück dann zum Altstädter Ring, wo nach der Besichtigung der St.-Niklas-Kirche ein gemütliches Mittagessen angesagt ist. In einem mir von früheren Reisen bekannten Lokal testet eine fröhliche Runde Küche und Keller und ist glücklich und zufrieden.
 


 

Der Nachmittag wird dann ganz individuell gestaltet. Besondere Anziehungskraft geht aber vom Weihnachtsmarkt am Altstädter Ring aus, von welchem auch Kutschenfahrten unternommen werden können. Das schwindende Tageslicht, die aufflackernde Beleuchtung, die angenehme Musik  sowie der Geruch von Glühwein, Würsten, Lebkuchen und gebrannten Mandeln steigern die Stimmung. Um 5.oo Uhr nachmittags erleben wir noch einmal – eingekeilt in eine Menschenmenge – den Apostelumzug und fort geht es zu unserem Schiff am rechten Moldauufer. 

 

 

Punkt 6.oo Uhr nachmittags vereint dann die Schiffahrt uns wieder alle, die 48 Gäste, die Stadtführerin, unseren Fahrer und mich. Bei völliger Dunkelheit legen wir ab, die hell angestrahlten Bauten beiderseits der Moldau kommen wirkungsvoll zur Geltung. Vorerst ist aber das Buffet vordringlich, von dem wir alle begeistert sind. Was ist ein ****Hotel dagegen! Durch die Musik wird die Stimmung noch weiter gesteigert – Fröhlichkeit, Gemütlichkeit und gute Laune in höchstem Grade. Die zwei Stunden am Schiff sind im Nu vorüber, mit unserem Bus geht’s zum Hotel.
 


 

Der zweite volle Tag in Prag wird dann ganz nach persönlichem Belieben gestaltet. Einige Gäste bleiben im Hotel und machen von diesem aus Spaziergänge, der überwiegende Teil fährt aber morgens mit unserem Bus zur Kleinseite, wo sich die ‚Individualisten’ selbständig machen, während 36 Gäste und ich unserer Libuse zum Hradschin folgen.
 


 

Vom Wallfahrtsheiligtum Loreto aus bummeln wir vorbei am Schwarzenbergpalast und am Erzbischöflichen Palast zum Gittertor mit den ‚Kämpfenden Giganten’, das den ersten Burghof vom Hradschiner Platz abgrenzt. Durch die beiden weiteren Burghöfe gelangen wir dann zum St.-Veits-Dom, der Metropolitankirche des Erzbistums Prag. Der unter Karl IV., der auch Gründer der ersten deutschen Universität gewesen ist, begonnene Bau der gotischen Kathedrale ist erst 1929 vollendet worden. Inneres und Königsgruft werden eingehend besichtigt, soweit dies bei dem herrschenden Gedränge überhaupt möglich ist.
 


 

Nach dem ‚Erlebnis Dom’ dann der Königspalast, wobei vor allem der gewaltige gotische Wladislawsaal, in dem in früheren Zeiten sogar Reitturniere stattgefunden haben, Bewunderung hervorruft. Natürlich darf dann beim Rundgang durch den Ludwigspalast auch der Blick aus dem Ostfenster des Turmgemaches, durch welches die kaiserlichen Statthalter und ihr Schreiber am 23. Mai 1618 in den Schloßgraben gestürzt worden sind, nicht fehlen – dieser zweite Prager Fenstersturz hat in weiterer Folge zum Dreißigjährigen Krieg geführt.
 


 

Der Besuch auf dem Hradschin wird mit dem Goldenen Gäßchen abgeschlossen, doch ist es kein normales Gehen, es ist vielmehr ein Schieben und Drängen. Noch nie hat unsere Stadtführerin dort so viele Besucher erlebt. Der Gang zu den einzelnen Restaurants nach Ende der interessanten Führung kommt uns dagegen fast wie eine ‚Waldeinsamkeit’ vor.

Nachmittag und Abend werden wieder nach Gutdünken gestaltet; das Schwarze Theater übt auf etliche Gäste eine große Anziehungskraft aus. Das seit etwa 1o Jahren gebotene Programm ‚The best of Image’ – ich habe die Vorstellung bereits im Vorjahr gesehen – ist wirklich einen Besuch wert.
 


 

Am vierten Reisetag heißt es dann Abschied nehmen von Prag, dieser Stadt, die so viele Erinnerungen hinterläßt. Da die letzte Lücke im Autobahnnetz bei Pilsen erst vor kurzer Zeit geschlossen worden ist, geht es rasch zur bayerischen Grenze, wobei wir auf einem Markt vor dieser noch Gelegenheit haben, die verbliebenen Kronen auszugeben. An der Grenze – so wie bei der Einreise und im Hotel – keine Notwendigkeit, die Reisepässe vorzuweisen, was wir als sehr angenehm empfinden. Somit steht einem baldigen Erreichen von Regensburg, wo noch ein längerer Aufenthalt geplant ist, nichts entgegen.
 


 

Mit unserem Bus können wir ganz nahe an die Steinerne Brücke heranfahren, wo ich mit dem Dom im Hintergrund ein letztes Gruppenbild aufnehmen kann. Leider sind wieder nicht alle 48 Gäste vereint – es ist einfach schwierig, für Zeit und Ort der geplanten gemeinsamen Aufnahme alle Gäste beisammen zu halten. Die historische Wurstküche nahe dem Donauufer übt dann ihre Anziehungskraft aus; etliche Gäste lassen sich gleich Regensburger Würste schmecken. Doch dann auf zum Dom, in dem jedoch wegen der Messe kein Rundgang möglich ist. Von diesem bedeutendsten gotischen Bauwerk Bayerns ist jedermann begeistert.
 


 

Der Weihnachtsmarkt oder die Gasthäuser mit ihren kulinarischen Spezialitäten – ich verkoste Datteln im Speckmantel! – sind noch ein letztes Erlebnis, bevor die endgültige Heimreise angetreten werden muß. Begünstigt durch die bald anbrechende Nacht kann ich auf der Heimfahrt noch einmal die Filme über Prag im Bus zeigen – wir sehen, wie viel wir in der doch kurzen Zeit haben sehen können, wie viel es aber noch zu entdecken gäbe. Da meine nächstjährige Reise „Prag im goldenen Advent“ bereits feststeht, können dann einerseits Erinnerungen aufgefrischt, andererseits kann aber Versäumtes nachgeholt werden. Ich freue mich jedenfalls schon mit meinen Gästen auf diese vom 6. bis 9. Dezember 2oo7 anberaumte Reise!