Phantastische Musikerlebnisse im Burgenland
 
 

Wie wird denn das Wetter im Burgenland sein, wenn es schon bei der Abfahrt in Innsbruck regnet und dann bis ins westliche Niederösterreich der Regen nicht mehr aufhört? Werden die Aufführungen in St. Margarethen und Mörbisch buchstäblich ins Wasser fallen? Oder wird es doch noch ‚trockene’ Erlebnisse geben?

Das trübe Wetter gleich nach der Kaffeepause im Rasthaus Mondsee kommt mir bei Vorführung des Films über die ‚Opernfestspiele St. Margarethen’ sogar entgegen, kann ich doch so alle Gäste ohne Ablenkung auf den heutigen Opernabend einstimmen. Ab St. Pölten dann plötzlich strahlend blauer Himmel, das Thermometer zeigt eine Außentemperatur im Schatten von 3o ° C an. Die Stimmung erreicht den Höhepunkt!
 


 

Schon am frühen Nachmittag kommen wir in unserem feinen Hotel in Mörbisch an, Freizeit ist angesagt. Einige Gäste tummeln sich im Hallenbad und räkeln sich dann auf der Liegewiese im Innenhof des Hotels. Andere spazieren durch den Ort und halten nach Storchennestern Ausschau. Das Abendbuffet ziehen wir zeitlich vor, um früh genug in St. Margarethen einzutreffen. Aber, o Schreck: Nach dem strahlend schönen Nachmittag beginnt es zu regnen – und zwar ziemlich heftig. Aber wir wollen in den Steinbruch, selbst wenn es schütten sollte. Wir wollen ‚Nabucco’ sehen. Die Parkplatzeinweiser dort raten uns, vorerst im Bus zu bleiben, um die Wetterprognose der Hohen Warte abzuwarten. Was sollen wir aber im Bus tun?
 


 

Frau KR Kröll, die Seniorchefin unseres Tiroler Reiseveranstalters, hat dem Fahrer etliche Flaschen Sekt mitgegeben, um die Gäste vor der Aufführung noch zu verwöhnen. Es ist aber sicher nicht gedacht gewesen, daß die Flaschen im Bus geleert werden müssen. So benetzen wir uns inwendig, nur unser Fahrer Michi bleibt ‚trocken’ – draußen regnet es nicht nur, es schüttet mittlerweile.
 


 


 

Doch dann die erlösende Nachricht: Wetterbesserung in Sicht, die Aufführung findet statt! Während unsere Rollstuhlfahrerin und einige gehbehinderte Gäste mit einem Kleinbus des Roten Kreuzes in den Steinbruch gebracht werden, pilgern wir anderen vom Parkplatz den neu gepflasterten Weg hinunter. Die Zuschauerränge füllen sich bis zum letzten Platz. Große Erwartung herrscht unter den etwa 6.ooo festlich gestimmten Besuchern, die allerdings vorsorglich Regenschutz mitgenommen haben
 


 

Das Bühnenbild von Manfred Waba, hineingezaubert in die von 4o m hohen Felswänden umgebene Naturbühne, spricht sofort an. Nach einführenden Worten des Intendanten Wolfgang Werner erklingt dann die Ouvertüre, die bereits das Thema des Gefangenenchors enthält. Während des ersten Aktes mit seinen gewaltigen Melodienfolgen beginnt es wieder zu regnen – der Regen sollte bis zum Schluß der Vorstellung nicht mehr aufhören. Nach dem zweiten Akt nur eine kurze Pause zum Umziehen der Künstler, der dann das Feuerwerk folgt.
 


 

Trotz des anhaltenden Regens wird durchgespielt, eine gewaltige Leistung nicht nur der Künstler sondern auch aller weiteren Mitwirkenden wie Statisten, Beleuchter, Bühnenarbeiter und des Platzpersonals. Nur Dirigent und Orchester sitzen - anders als bei sonstigen Freiluftaufführungen, wo die empfindlichen Musikinstrumente beim ersten Regentropfen sofort unter Dach gebracht werden müssen - im Trockenen. Die hingerissenen Zuschauer können infolge des Regenschutzes ihrer Begeisterung nicht so richtig durch Klatschen Ausdruck verleihen, wofür die Künstler aber vollstes Verständnis aufbringen.
 


 

Infolge der stark verkürzten Pause sind wir aber schon vor Mitternacht wieder im Hotel, wo allerdings in der Bar noch ‚Nabucco im Regen’ begossen wird. Das Erlebnis wirkt einfach nach.

Der nächste Tag steht dann bis zum Abendbuffet zur freien Verfügung, wobei jeder Gast auf seine Rechnung kommt. Mit etwa zwei Dritteln der Gäste und unserem Fahrer Michi habe ich Illmitz, den übrigens tiefst gelegenen Ort unserer Heimat, als Ziel auserkoren. Mit einem Schiff der Drescher Line fahren wir durch den Schilfgürtel, dann vorbei an der durch eine kleine Insel markierten ungarischen Grenze und schließlich zu der Mörbisch gegenüberliegenden Anlegestelle.
 


 

Unterwegs werden wir über Bordlautsprecher über den Neusiedler See, den Nationalpark sowie Flora und Fauna informiert. Noch während der Schiffahrt klart es völlig auf; herrlicher Sonnenschein begleitet uns bis zum Abend.
 


 


 

Die Weiterfahrt mit der Kutsche ist schon organisiert, unser Gaul-Leiter erzählt in humorvoller Weise über Land und Leute und hält an interessanten Stellen an. Selten zuvor habe ich eine so lustige Pußtafahrt erlebt. Aber die Stimmung erreicht dann bei einer mit einem kleinen Umtrunk verbundenen Brettljause im Vinzenzhof in Illmitz ihren Höhepunkt.
 


 


 

Ungern scheiden wir von diesem fröhlichen Ort; unser Gaul-Leiter bringt uns auf anderem Weg zurück zur Anlegestelle. Dort ist es für mich eine besondere Freude, die von mir für diese Fahrt gemeldeten Mitglieder der Familie Hausegger aus den verschiedensten Tiroler Ortschaften samt zwei eigens aus Kanada zum Treffen angereisten weiteren Familienmitgliedern mit anderen Illmitz-Ausflüglern im Bild festzuhalten.
 


 

Auch auf dem Schiff – nunmehr geht es auf direktem Weg zurück nach Mörbisch – steht mir die "Zehnergruppe Hausegger", die die Fahrt sichtlich genießt, für ein Bild zur Verfügung. Der Mundharmonikaspieler lässt die am Vorabend vernommenen Weisen wieder ertönen.
 


 

Auch unsere beiden Salzburger erfreuen sich sichtlich an der Schiffahrt und lassen die Seele baumeln.

 
 

Den restlichen Nachmittag gestaltet wieder jeder Gast nach eigenem Gutdünken, das Abendbuffet im Hotel Drescher vereint uns dann alle. Zeitgerecht bringt uns unser Fahrer zur Seebühne, wo wir gespannt auf die Aufführung der Strauß-Operette ‚Wiener Blut’ warten. Auch hier erwartungsgemäß ein ausverkauftes Haus.
  


 

Wie immer unter der Intendanz von Kammersänger Prof. Harald Serafin eine opulente Darbietung mit den schon üblichen technischen Raffinessen. Da kein Regenschutz erforderlich ist, können wir alle die gelungene Darbietung beklatschen.
 


 


 

Abgeschlossen wird der unvergeßliche Musikabend wie immer mit einem grandiosen Feuerwerk.
 


 

Pünktlich um 9.oo Uhr des dritten Reisetages – unser Fahrer hat die vorgeschriebene neunstündige Ruhenszeit hinter sich - fahren wir ab. Strömender Regen begleitet uns. Da können wir erst ermessen, welch unglaubliches Glück wir mit dem Wetter gehabt haben, auch wenn ‚Nabucco’ wohl für uns alle die erste Regenvorstellung überhaupt bedeutet hat. Gerne hätte ich – wie angekündigt - meinen Gästen auf der Rückreise ein Marchfeldschloß gezeigt, jedoch habe ich umdisponieren müssen. Das von uns angesteuerte Schloß Artstetten, in dem das Andenken an den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand gepflegt wird, ist aber zum Verständnis der letzten Jahrzehnte der österreichisch-ungarischen Monarchie von allergrößter Bedeutung und hinterläßt mit seinem Museum bei allen Gästen einen tiefen Eindruck.
 


 

Ein ausgezeichneter Schloßführer bringt uns unsere Heimatgeschichte näher und geht nicht nur auf den Mord von Sarajevo an Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Gemahlin Sophie Herzogin von Hohenberg ein sondern erklärt auch Erinnerungsstücke von den Weltreisen des Thronfolgers. Auch Leben und Werk von Erzherzog Ferdinand Max, besser bekannt als Kaiser Maximilian von Mexiko, sowie der glorreiche Sieg unserer Flotte unter Admiral Wilhelm von Tegetthoff in der Seeschlacht von Lissa werden beleuchtet.
 


 

Nach der Schloßführung noch ein stilles Gedenken für die Opfer von Sarajevo, unter deren Sarkophagen auf dem gemeinsamen Sockel in Latein die - ins Deutsche übersetzt – ergreifenden Worte stehen:    

Verbunden durch das Band der Ehe, vereint durch das gleiche Geschick.

 

Für die restliche Zeit im südlichsten Waldviertel finden wir uns in Maria Taferl hoch über dem Donautal ein, wo nach dem mehr oder weniger langen vorzüglichen Mittagessen noch die Wallfahrtskirche einen Anziehungspunkt bildet. Bei wieder zunehmendem Regen fahren wir auf der Autobahn nach Salzburg, wo wir uns am Flughafen von den ersten Gästen verabschieden müssen. Ich habe Gelegenheit, einmal die ganze Gruppe ins Bild zu bekommen.
 


 

Da für mich Reisen mehr bedeuten als nur Vermittlung von Wissen und Zeigen des Schönen unserer Welt, lasse ich auch eine Dame, die auf unserer Reise ihr Wiegenfest feiert, hochleben. Mit lachenden Gesicht nimmt sie an der Pußtafahrt teil und bringt mit ihrer Fröhlichkeit das zum Ausdruck, was wir alle empfinden: Eine schöne Reise, die von Gleichgesinnten so richtig genossen wird.
 


 

Im Jahre 2oo8 stehen in St. Margarethen „La Traviata“ und in Mörbisch „Im weißen Rößl“ auf dem Programm, womit der Erfolg beider Festspiele schon vorprogrammiert ist.