Großartiges Opernerlebnis in Verona
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Auch wenn ich auf dieser
insbesondere für Opernfreunde ausgearbeiteten Reise mit nur neunzehn
Gästen in die Stadt von Romeo und Julia fahre, so freut es mich doch,
daß diese wenigen Reiseteilnehmer hohe Ansprüche stellen, die dann auch
erfüllt werden. In den aus Oberösterreich kommenden Bus steige ich mit
Frau Therese Peischer - sie spielt selbst in einem Orchester und ist
somit der Musik besonders verbunden - bei der Wiltener Basilika in
Innsbruck zu. Da unser Fahrer Max eine Fahrpause einlegen muß, ist es
mir eine Freude, den Gästen aus Oberösterreich eine der schönsten
Barockkirchen meiner Heimatstadt nahezubringen.
Dann geht die Fahrt durch das
Wipptal vorerst nach Klausen in Südtirol. In dem mir und unserem Fahrer
Max bestens bekannten Hotel-Restaurant Brunner-Hof in Klausen werden wir
freundlich empfangen und machen Mittagspause. Die heimische Kost
schmeckt uns allen vorzüglich, die Stimmung in dem mit Familienbildern
geschmückten Gastraum, von dem der Blick auf die außen emporrankenden
Weinreben fällt, könnte nicht besser sein.
Wir müssen uns richtig
loseisen und die Weiterfahrt nach Süden in Angriff nehmen. Während ich
ab Innsbruck in erster Linie allgemeine Informationen gegeben habe,
zeige ich nunmehr auf der durch ständige Staus geprägten Autobahnstrecke
einen Aida-Film zur näheren Einstimmung. So vergeht die Zeit, wir
erreichen Verona am mittleren Nachmittag. Unser feines Hotel, nämlich
das Holiday Inn Verona Congress Centre, liegt am südlichen Stadtrand. An
der Rezeption ist schon alles für uns vorbereitet.
Mit Taxis werden wir zur Arena
gebracht, wo ich die reservierten Karten behebe. Da jeder Gast von mir
einen Stadtplan mit den notwendigen Informationen erhalten hat, gebe ich
Zeit zur freien Verfügung, die auch entsprechend genützt wird.
Das historische Zentrum von Verona kenne ich von vielen früheren
Besuchen bestens. Da Frau Peischer Lust auf eine Stadtrundfahrt im
offenen Bus hat, bummeln wir nur kurz durch die Via Mazzini, eine der
Hauptgeschäftstraßen, und auf der Piazza Bra.
Dann lassen wir uns die auf der Rundfahrtlinie liegenden Bauten
nahebringen. Von der Piazza Bra geht es zur Basilika San Zeno Maggiore,
die als eine der schönsten romanischen Kirchen Oberitaliens gilt. Die
Fahrt am Castelvecchio entlang gibt interessante Ausblicke auf dieses
wohl größte Bauwerke der Familie der Skaliger in Verona.
Rasch vergeht die für die Rundfahrt vorgesehene Stunde, vor der Aufführung geht sich noch ein kleines Abendessen aus. Dann aber eilen wir zur Arena, die - zumindest was die Gradinata-Sitzplätze betrifft - schon stark gefüllt ist. Ich halte mich an das vom Veranstalter, der Fondazione di Verona, auferlegte Photographierverbot im Inneren der Arena, auch wenn die Platzsprecherin dann durchgibt, daß lediglich das Photographieren mit Blitz nicht erlaubt sei. So kann ich also diesem Reisebericht keine Bilder von der exzellenten Aufführung anschließen. Die feierliche Stimmung wird bei Einbruch der Dunkelheit nach dem Anzünden tausender Kerzen, die das Oval des alten Amphitheaters in romantischem Licht erscheinen lassen, fast ins Unermeßliche gesteigert. Mit den ersten Klängen des gewaltigen Orchesters verstummen alle Gespräche, es wird auf einmal ganz still auf den sicherlich mit 25.ooo Zuschauern gefüllten Rängen. Das „spettacolo“, wie es die Italiener nennen, zieht die Besucher in seinen Bann. Mit allen Sinnen verfolgen sie das Geschehen - so muß sich der wohl größte italienische Opernkomponist eine Aida-Inszenierung vorgestellt haben. Bühnenbild, Regie und Kostüme entsprechen einer klassischen Aufführung, wie sie im allgemeinen erwartet wird. Ich brauche wohl nicht auf die einzelnen Akte einzugehen, muß aber doch eine - auch in Verona immer wieder mögliche - Situation näher schildern. In der Pause nach dem dritten Akt beginnt es leicht zu regnen. Bei einer Freiluftaufführung an einem anderen Ort, wo die Musiker unter Dach sitzen, sicherlich kein Problem. In Verona aber ist der Orchestergraben nicht überdacht, die empfindlichen Instrumente dürfen nicht naß werden. Also müssen wir auf den Beginn des vierten Aktes warten. Von der Regie wird laufend der Wetterbericht durchgegeben. Das Eintreffen des Putztrupps - die Sitze der Musiker müssen aufgetrocknet werden - bringt schließlich die Erlösung. Während der doch ziemlich verlängerten Pause habe ich noch ein für mich an diesem Ort unerwartetes Erlebnis. Plötzlich erheben sich an einem Punkt hoch oben in den Gradinate Zuschauer und heben die Hände - die Welle, die dann wieder und immer wieder um den ganzen Zuschauerraum läuft, ist geboren. Auch das ist beeindruckend!
Mit einiger Verspätung wird dann doch der vierte Akt gebracht, Verdis
unvergängliche Melodien vermischen sich schließlich mit dem
aufbrandenden Beifall. Ohne Hast und Eile verlassen die begeisterten
Zuschauer die Arena. An vereinbarter Stelle an der Stadtmauer erwartet
uns unser Max, der uns zum Hotel zurück bringt. Etliche Gäste setzen
sich dann noch zu einem gemütlichen Plausch zusammen, können wir doch
bis in den Vormittag hinein schlafen.
Vor der Abfahrt halte ich noch
unseren Fahrer Max mit seinem Bus fest.
Erst gegen Mittag können wir
also aufbrechen, die Heimfahrt zieht sich infolge des starken Verkehrs
und der vielen Staus; im Trentino müssen wir sogar von der Autobahn auf
die Staatsstraße ausweichen. Bei Ala, der einstmals südlichsten Tiroler
Stadt, blicken wir auf das in traumhaft schöner Lage am Berghang erbaute
Schloß, seinerzeit Heimat der Herren von Castelbarco. In diesem sind
Fresken aus verschiedenen Epochen besichtigenswert, so Darstellungen
ritterlicher Kampfspiele, aber auch von Liebesallegorien. Auf unserer
Rückreise bleibt aber keine Zeit für eine zusätzliche Besichtigung.
Wieder auf der Autobahn legen wir im Rasthaus Laimburg eine
Erholungspause ein.
Weiter fahren wir nach Norden, wobei ich im ganz neuen
Rosenberger-Rasthaus am Brenner die Mittagspause einplane. Die unserem
Geschmack entsprechenden Räumlichkeiten laden zum gemütlichen Verweilen
ein. Vor dem Rasthaus halte ich noch sieben junge Damen aus
Oberösterreich als Teil der Gruppe im Bild fest.
Rasch sind wir dann in Innsbruck, wo Frau Peischer und ich aussteigen
müssen. Unser Max hat mit den weiteren Gästen noch eine längere Fahrt
vor sich. Er bringt aber alle gut nach Hause – was bleibt, sind schöne
Erinnerungen an eine feine Fahrt mit einer unvergeßlichen Aufführung.
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