Erlebnisreiche Tage in Venetien

 

In der Vorschau für diese Reise habe ich auf die für Dezember normalerweise gegebenen Wetter- bzw. Straßenverhältnisse verwiesen und die Fahrt über den Rollepaß von diesen abhängig gemacht. Da heuer nur selten ‚normales’ Wetter geherrscht hat, hat keine Vorhersage abgegeben werden können. So haben wir erst kurz vor dem Reisetermin als fix annehmen können, daß wir tatsächlich die landschaftlich so schöne und vielen Reiseteilnehmern noch unbekannte Strecke über den 1970 m hohen Rollepaß würden nehmen können. Der erste Höhepunkt ist somit gesichert gewesen!

Wie üblich geht die Reise von Nordtirol aus, nach der Kaffeepause in Brixen sind alle Gäste frisch und munter, um die landschaftlichen Schönheiten so richtig genießen zu können. Kurz vor Bozen zweigen wir von der Autobahn ab und nach Fahrt durch einen Tunnel können wir die in dem hier noch sehr schmalen Eggental steil aufragenden Porphyrfelsen in Augenschein nehmen. Von Schnee keine Spur. Am teilweise zugefrorenen Karersee fahren wir vorbei; stetig geht es aufwärts, wobei sich herrliche Blicke auf die Dolomiten ergeben. Auf den ersten Schnee stoßen wir erst in knapp 2000 Meter Meereshöhe, nämlich im Bereich des Rollepasses.
 


 

Jetzt heißt es zum Mittagessen einzukehren, wobei sich direkt an der Straße das Restaurant Alpenrose anbietet. Daß das Lokal vor allem auf einen großen Andrang von Wintersportlern ausgerichtet ist, merken wir an der Art der Bestellung der Speisen. Es werden nämlich ‚Startnummern’ ausgegeben. Sieger sind wir aber alle, denn die frisch zubereiteten Speisen munden vorzüglich.
 


 


 

Um den ab dieser Höhe liegenden Schnee festzuhalten, versammeln sich etliche Gäste zum Gruppenbild, wonach ich dann noch auf der Talfahrt die nahen Berge festhalte.
 


 


 

Da wir die gemütliche Mittagszeit auf dem Rollepaß etwas ausgedehnt haben, sind wir erst gegen 15 Uhr in Bassano del Grappa. Dort freuen wir uns auf den Bummel zum Wahrzeichen der Stadt, nämlich zum ‚Ponte Vecchio’. Der Bus kann am alten Stadttor geparkt werden, dann geht es los.
 


 


 

Die Ortschaft ist schon in vorweihnachtlicher Stimmung - wir sind es auch und schlendern gemütlich zum kleinen Weihnachtsmarkt.
 


 


 

Aber dann ruft die ‚Pflicht’: Das Wahrzeichen der Stadt muß unbedingt aufgesucht werden. Die die Brenta überspannende Brücke geht in ihrer derzeitigen Ausführung auf einen Entwurf von Andrea Palladio zurück - zum ersten Mal können wir ein Werk des großen Renaissancearchitekten bewundern. Von der Brücke ergeben sich interessante Blicke auf die den Flußlauf begrenzenden Häuser. An der Bar am Brückenturm kann man einfach nicht vorbeigehen - der dort kredenzte Grappa ist ganz vorzüglich.
 


 


 


 

Eine Stunde ist rasch verflossen, weiter geht es nach Marostica. Unser Fahrer Josef Kröll - als Geschäftsführer der Firma Intermontana übernimmt er gerne auch das Steuer seiner Busse - kann direkt an der Stadtmauer parken, was im Sommer wohl unmöglich wäre. Wir brauchen nur durch das Stadttor zu gehen und sind schon auf dem geschichtsträchtigen Platz, auf dem in den geraden Jahren das Schachturnier mit seinen menschlichen Darstellern durchgeführt wird. Jetzt im Spätherbst beherbergt er Markt und Eislaufplatz. Wir können bei einbrechender Dunkelheit die Stimmung genießen und zur Skaligerburg hochblicken. Romantik pur.
 


 


 

Nun ist es nicht mehr weit bis Cittadella, wo wir im ****Hotel Filanda freundlich aufgenommen werden und dann bestens untergebracht sind. Einige Gäste nützen die Gelegenheit, nach dem Abendessen die nahe Stadtmauer aufzusuchen, die den historischen Stadtkern umgibt.

Der zweite Reisetag bringt dann nach dem so richtig genossenen Frühstücksbuffet vorerst noch eine kleine Rundfahrt, die uns ein Stück an der gut erhaltenen Stadtmauer entlangführt.
 


 


 

Dann aber kommt das erwartete kunsthistorische Erlebnis, das durch den in Vicenza zugestiegenen ausgezeichneten heimischen Führer - von uns ‚il professore’ betitelt - gekrönt wird. Vor dem Stadtbummel fahren wir aber noch zur ‚Villa Rotonda’, um dieses auf Palladio zurückgehende Bauwerk zu bewundern. Unser Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe ist seinerzeit zu Fuß hinaufgewandert; wir können die harmonische Gestaltung nur aus der Ferne betrachten. Um den Gegensatz ‚zweier Zeitalter’ festzuhalten, kommt mir unser geparkter Bus gerade recht.
 


 

Wieder zurück in Vicenza, der kunstsinnigen und vornehmen Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, machen wir uns zu Fuß auf den Weg. ‘Il professore’ - ausgestattet mit Mikrophon - erzählt viel über Geschichte und Gegenwart der Stadt. Aber dann im ‚Teatro Olimpico’ ist er erst so richtig in seinem Element.
 


 

Gerne nehmen wir für die Besichtigung des wohl bekanntesten Bauwerks Palladios die Zahlung des Eintritts in Kauf. Fast eine Stunde verbringen wir auf den Zuschauerbänken und lauschen gespannt den Erklärungen. Es ist aber auch zu interessant, was wir zu hören bekommen und würde den Rahmen dieses Reiseberichtes sprengen, die Einzelheiten von Bau und Aufführungsmöglichkeiten zu schildern. Zwei Bilder sollen zumindest an die Optik erinnern.
 


 


 

Aber auch die weitere Stadtbesichtung - ein Palast reiht sich an den anderen, ein Motiv an das andere - ist eine reine Freude. So landen wir schließlich auf der Piazza dei Signori und bewundern die Basilica Palladiana sowie den 82 m hohen Turm.
 


 


 


 

Hier endet die so interessante Stadtführung - wir können uns in den Wirbel des Antiqitäten- und Flohmarktes stürzen. So manches Stück wird für den weihnachtlichen Gabentisch erworben.
 


 


 


 

Die anschließende Freizeit wird zu einem weiteren kleinen Bummel und zum Mittagessen genutzt, worauf wir noch der Wallfahrtskirche Madonna di Monte Berico einen Besuch abstatten. Gerade zu diesem Zeitpunkt beginnt es leicht zu regnen, weshalb die Sicht über die Stadt nicht so schön ist wie ansonsten bei Sonnenschein. Die Kirche besticht aber sowohl außen als auch innen.
 


 


 

Auf der Staatsstraße geht es sodann westwärts, wobei wir noch einem Halt im hübschen Städtchen Soave einlegen. Auch hier schließen wir Bekanntschaft mit dem Veroneser Geschlecht der Skaliger und bewundern - zumindest aus der Ferne - die Burg, während wir durch ein Tor der Stadtmauer in die romantischen Gassen eindringen.
 


 

Flott geht es weiter, wollen wir doch am Gardasee noch einen längeren Halt einlegen. Vom Seeufer aus bewundern wir den Sonnenuntergang und haben ausreichend Gelegenheit, in Garda die Marktstände entlang zu bummeln und überhaupt die vorweihnachtliche Atmosphäre zu genießen.
 


 


 

Die ohnehin immer angenehme Stimmung im Bus wird noch gesteigert, indem sich ‚unser Josef’ als Mundschenk betätigt. Unternehmer, Fahrer und ‚Mesner’ - so kommt er so manchem vor, da er das Schnapsstamperl nach jedem ‚Koster’ mit einem Tuch sauber wischt - in einer Person, was ich unbedingt im Bild festhalten muß.
 

Auf der Brennerautobahn kommt mir die ruhige Fahrt gelegen. Da wir schließlich im Rahmen einer Kulturreise unterwegs sind und für mich umfassende Informationen überaus wichtig sind, zeige ich einen Film über die Renaissance. Zwar werden in diesem in erster Linie Schätze aller drei bildenden Künste, wie sie in Florenz und Rom bewundert werden können, gezeigt, doch ist ja die Hintergrundinformation maßgebend. Auch bei denjenigen Gästen, die noch nicht meine Art der zusätzlichen Wissensvermittlung kennen, kommt der Film äußerst gut an. So vergeht die Zeit wie im Flug; nach einer weiteren kurzen Rast sind wir dann abends zurück in der Heimat. Auch eine Zwei-Tage-Reise kann eine Fülle von Erlebnissen unterschiedlichster Art bringen  - aber ohne Hast und Eile, wie es ja sein soll.