Unterschiedlichste Erlebnisse in der Toskana

 

Die ungewöhnlich heftigen Unwetter, die im Herbst über Norditalien hinweggezogen sind und gewaltige Schäden verursacht haben, haben sicherlich viele Reiselustige von Fahrten in dieses Gebiet abgehalten. Die wenigen Gäste, die mit mir am 11. November 2011 die Fahrt in den Süden angetreten haben, haben aber die Urlaubstage genießen können - zwar haben wir da und dort noch in der Landschaft die Folgen der Unwetter feststellen können, in der Toskana aber haben wir alle Tage hindurch wolkenlosen blauen Himmel sowie angenehme Temperaturen gehabt. Im Jahre 2011 hat eben hinsichtlich des Wetters überhaupt keine Vorhersage abgegeben werden können.

Die Fahrt führt uns von Nordtirol nach Süden, wobei wir in Südtirol eine Kaffeepause einlegen. Auf der Autobahn geht es zügig weiter, doch verlassen wir diese bei Mantua, um in der kleinen Ortschaft Sabbioneta die Mittagspause zu halten. Nahe der alten Stadtmauer kann der Bus geparkt werden; durch das bereits renovierte Stadttor gelangen wir in das historische Zentrum und finden gleich ein nettes Lokal, in dem landestypisch aufgetischt wird. Kunstwerke und Alkoholika halte ich im Bild fest.

Doch dann geht es weiter. Der Po muß überquert werden; wir erkennen deutlich die Spuren des Hochwassers. Genauso dann beim Anstieg zum Cisa-Paß. Dort aber erwarten uns nach dem Hochnebel über der Poebene blauer Himmel und herrlicher Sonnenschein - die nächsten Tage soll es dann so bleiben. Nach einer weiteren Kaffeepause fahren wir an Carrara vorbei - vom Bus aus sehen wir das gelagerte ‚weiße Gold’ und erleben später noch einen wunderschönen Sonnenuntergang über dem Meer.

Die letzte Strecke führt wieder ins Landesinnere. Gegen Abend erreichen wir dann den Kurort Montecatini Terme, wo wir nach Erledigung der in den meisten italienischen Städten nunmehr erforderlichen Formalitäten in unserem ****Hotel Terme Pellegrini Quartier beziehen.

Nach der langen Fahrt tut vor dem Abendessen noch ein ausgedehnter Spaziergang gut. Wir bummeln an der neuen Kirche vorbei und stellen fest, daß auch hierzulande reichlich früh die Weihnachtsbeleuchtung montiert wird. Die Geschäfte des Kurortes haben geöffnet. In der Auslage eines Modegeschäftes entdecke ich ein Plakat, bei dem sich nur ein Schelm etwas denken würde.

Zum Abendessen gibt es Geflügel - im Aquarium in der großen Hotelhalle tummeln sich also weiterhin die Fische. Noch am Abend meldet sich unsere örtliche Führerin bei mir; wir besprechen das Programm der beiden weiteren Tage, das von der Vorschau lediglich hinsichtlich der Reihenfolge etwas abweicht.

Nach dem Frühstück steht ein erlebnisreicher Tag bevor. Elena - so heißt unsere heimische Führerin für zwei Tage - holt uns im Hotel ab, worauf wir dann mit unserem Bus nach Pietrasanta fahren. Während der Fahrt hören wir von Elena viel über die Region im allgemeinen und unsere Reiseziele im besonderen.  

Pietrasanta ist bekannt durch das ‚Museo dei Bozzetti’. In ihm können einerseits Bearbeitungsstufen von Plastiken aus Marmor oder Bronze studiert, aber auch Modelle von Originalen klassischer Skulpturen besichtigt werden. Schon den Weg zum Museum ziert eine moderne Plastik, über deren künstlerische Aussagekraft allerdings die Meinungen auseinandergehen.

Ein Kunstgenuß ersten Ranges ist dann allerdings der Besuch des Doms San Martino. Durch Jahrhunderte ist am Bau von Kirche, Taufkapelle und Glockenturm - der Backsteinbau hätte noch mit Marmor verkleidet werden sollen - gearbeitet worden; die Besichtigung stellt somit einen Streifzug durch die Kunstgeschichte dar.

Kirche und Glockenturm überragen den Marktplatz, auf den auch Großherzog Leopold II. von seinem Sockel herabblickt. Wir haben Glück, denn an diesem Wochenende wird der jährliche Martini-Markt abgehalten, bei dem landwirtschaftliche Produkte der Provinz feilgehalten werden.  

So interessant auch ein Markt ist, wir müssen weiter, wobei wir von der Autobahn auf den Massaciuccolisee und das Ligurische Meer im Hintergrund hinuntersehen können. Natürlich Gelegenheit, über den großen Komponisten Giacomo Puccini zu plaudern, der Torre del Lago geprägt hat und zu dessen Ehren jährlich Opernfestspiele stattfinden.

Am späteren Vormittag erreichen wir das nächste Ziel unserer Rundreise, nämlich eine Olivenmühle in Montecatini Alto. Hier werden wir nicht nur über die Ernte der Früchte aufgeklärt sondern können uns auch aktiv daran beteiligen. Durch elektrisch betriebene kleine Windräder am Ende von langen Stangen werden die Oliven heruntergeschlagen. Damit sie aber nicht durch den Aufprall Schaden erleiden, werden zuvor Netze ausgelegt. Dann erfolgt die Verarbeitung der Früchte in der Mühle.

Als ‚Belohnung’ für die Mithilfe bei der Ernte werden wir vom Bauern zu einem Mittagessen mit Bruschetta und Wein eingeladen. Sowohl das fleißige Küchenpersonal als auch wir haben gehörigen Spaß.

Im Olivenhain halte ich noch zur Erinnerung eine ‚Pusteblume’ im Bild fest - für  diese Jahreszeit ist sie nicht gerade typisch.

Weiter geht es, wobei eine Kaffeerösterei in Monsummano Terme unser nächstes Ziel ist. Unsere Elena übersetzt uns die Erklärungen des Firmenchefs, worauf wir den köstlichen Kaffee kosten können.

Als letztes Ziel dieses Tages steuern wir eine ehemalige Tabakfabrik an. Vor dem imposanten Backsteingebäude kann ‚unser Josef’ - Herr Kröll als Geschäftsführer der Intermontana Touristik ist bemüht, möglichst oft einen der Busse selbst zu lenken - unser Fahrzeug parken. Im Inneren der riesigen Halle lauschen wir den Darbietungen der Kapelle, Instrumentalmusik und Gesangsstücke füllen den Raum.

Lange bleiben wir nicht, denn wir wollen heute in Montecatini Terme noch etwas Freizeit haben. Der Besuch in der direkt neben unserem Hotel befindlichen Kirche ist überaus eindrucksvoll - auch ein ‚moderner’ Bau kann anziehend sein. Im Hotel halte ich dann noch den großzügig gestalteten Empfangsbereich mit dem Aquarium fest.

Das Abendessen nennt sich ‚Pasta-Party’, da zwei Gänge aus Nudelgerichten bestehen. An der Bar folgt dann noch der unvermeidliche Abtrunk. 

Der ganze Vormittag des dritten Reisetages ist dem Besuch von Pisa gewidmet. Auf dem Weg dorthin gibt Elena einen geschichtlichen Abriß und stimmt die Gäste auf den Besuch der Stadt ein, die seinerzeit als Seerepublik am Meer gelegen ist. Vom riesigen Busparkplatz fahren wir mit einem Pendelbus direkt zur alten Stadtmauer, von wo es dann nur noch ein paar Meter zum Tor auf den ‚Campo dei Miracoli’ sind. Auch diejenigen, die bereits in Pisa gewesen sind, bleiben vor Staunen stehen und werfen bewundernde Blicke auf die vom tiefblauen Himmel eingerahmten marmornen Bauwerke. Deutlich ist die Neigung des Schiefen Turms zu erkennen, doch stellt dieses Bauwerk nur einen Teil der Gesamtkomposition auf der riesigen Rasenfläche dar. Dom, Baptisterium, Glockenturm und Friedhof bilden zusammen eine Einheit, die von einem Standort beim Eingangstor bestens überblickt werden kann.

Natürlich wird von allen Photographen der Standpunkt erkundet, von welchem aus der Turm möglichst schief erscheint, was meistens auch gelingt. Allerdings kommt bei ihnen das wunderbare Baptisterium im Vergleich mit dem Campanile oftmals zu kurz.

Beim Bummel zum Mittagessen im Garten eines Restaurants schweift der Blick zwischen den imposanten Bauwerken und Andenkenläden hin und her. Der Phantasie sind beim Anpreisen von Andenken keine Grenzen gesetzt. Im Restaurant bekomme ich dann gefiederten Besuch.


 


 

Stundenlang könnten wir die Atmosphäre genießen, doch wir müssen weiter. Während des Wartens auf den Pendelbus versucht einer der vielen Straßenhändler sein Glück, bleibt aber - wie die Handbewegung zeigt - erfolglos.

Ein Stück fahren wir dann auf der von Alleebäumen gesäumten SS1, der alten römischen ‚Via Aurelia’. Bald schon sind wir in Lari, wo im Rahmen des abwechslungsreichen Besichtigungsprogramms eine Führung in der kleinsten Pastafabrik Italiens ansteht. Astrid aus St. Wolfgang führt uns in die Geheimnisse der Firma Martelli ein, die seit Jahrzehnten bei der gleichen Verarbeitungsmethode bleibt. Durch Verwendung von Bronzeschablonen wird die Oberfläche der Pasta rau und porös gehalten, sodaß sich diese ideal mit Saucen und Gewürzen verbinden kann. Die Trocknung geht sehr langsam vor sich, was allerdings bei einer Massenproduktion undenkbar wäre.

Nach diesem ereignisreichen Tag freuen wir uns alle auf das angekündigte festliche Abendessen und werden auch nicht enttäuscht. Fünf Gänge gilt es zu bewältigen, wobei die erste Vorspeise bei der ‚Schlacht am Buffet’ selbst gestaltet werden kann. Es geht aber sehr diszipliniert zu; zwischendurch habe ich sogar Gelegenheit, eine Dreiergruppe aus der Schlange im Bild festzuhalten.

Selbst wenn nicht Rot- und Weißwein automatisch kredenzt würde, die Stimmung ist auch so einmalig. Lange sind wir mit dieser angenehmen ‚Arbeit’ beschäftigt, auf die noch der in Italien so gute Espresso folgt. Da es der letzte Abend der Reise ist, werden schließlich Aufenthaltsraum bzw. Bar gestürmt.

Am Morgen des vierten und somit letzten Reisetages heißt es Abschied nehmen von Montecatini Terme; direkt am Hotel können wir in unseren Bus einsteigen. Nur 75 Minuten brauchen wir bis zu dem für den Heimreisetag vorgesehenen Besichtigungsaufenthalt in Vinci. Der Besuch der beiden Vinci-Museen in Vinci - Leonardo ist nahe Vinci zur Welt gekommen, daher der Name ‚Vinci’ - ist ein Eindringen in die Gedankenwelt eines Universalgenies. Mit Ruhe können wir die Modelle seiner Erfindungen in Augenschein nehmen und müssen erkennen, daß er seiner Zeit um Jahrhunderte voraus gewesen ist, wie etwa das den heutigen Vorstellungen entsprechende Fahrrad beweist. Aber auch der von mir festgehaltene Schiffsantrieb - im Modell aus Platzgründen nur das halbe Schiff - ist technisch perfekt. Vom obersten Stockwerk des Schlosses, das heute als Museum dient, ein Blick über die für die Toskana so typische Landschaft.

Vor dem Hintergrund dieser Landschaft ist auch unser Bus geparkt. Fortbewegungsmittel ändern sich im Laufe der Jahrhunderte - die Landschaft der Toskana bleibt aber gleich.

Nach der Mittagspause im Apennin lasse ich mich einmal mit den Gästen im Bild festhalten; allerdings ist die Gruppe wieder nicht komplett. Bei Mantua schließt sich dann der Kreis. Da uns allen - zumindest von der Herfahrt - die Gegend bekannt ist, zeige ich nach Einbruch der Dunkelheit einen Film über vier Städte der Toskana, wobei Pisa gleich Erinnerungen wachruft, während Florenz, San Gimignano und Siena den Wunsch nach weiteren Reisen wecken. Auf jeden Fall sind auch alle mir bis zu dieser Reise unbekannt gewesenen Gäste - und das ist das Wichtigste - von meiner Idee, auf Kulturreisen so zusätzliche Informationen zu geben, begeistert. Am Abend heißt es dann in Innsbruck Abschied nehmen mit dem Wissen, an vier Tagen Schönes erlebt zu haben.