Istrien
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Eine bessere Zeit als die Karwoche hätte es für diese Reise gar nicht geben können - einerseits noch relativ ruhig, was den Straßenverkehr und unsere Ausflugsziele betroffen hat, andererseits aber sechs Tage Traumwetter mit stets wolkenlosem Himmel.
Am Palmsonntag brechen wir bereits um sechs Uhr morgens von Innsbruck
auf, ab Mils sind wir komplett. Bis Salzburg habe ich ‚Redeverbot’, da
die Gäste noch schlafen oder zumindest dösen wollen. Lediglich die von
mir vorbereiteten Unterlagen verteile ich; diese sind noch umfangreicher
als sonst üblich, da es sich um eine Reise mit Freunden und alten
Bekannten handelt. Im Autobahnrasthaus Golling kehren wir erstmals ein;
der Kaffee tut gut. Einen Teil unserer Gruppe halte ich im Bild fest.
Da nunmehr alle frisch und munter sind, zeige ich zur bildlichen
Einstimmung in den folgenden Autobahntunnels einen Film über die
Adelsberger Grotte. Noch einmal legen wir eine kurze Rast ein, bevor wir
dann in Adelsberg eintreffen. Eine kurze Erfrischung ist angesagt, dann
aber müssen wir uns zur vorbestellten Führung am Grotteneingang
einfinden. Mit Spannung erwarten wir die Fahrt im Elektrozug, die schon
einen Einblick in das zu erwartende Wunder der Natur gibt.
Zwar kurz, aber schon sehr eindrucksvoll die Fahrt in die Grotte. Dann
versammeln wir uns an dem für die deutschsprachigen ‚Höhlenforscher’
vorgesehenen Punkt, an dem uns unsere Führerin erwartet. Die
Organisation ist ganz ausgezeichnet. Gemütlich geht es los, immer wieder
können wir zum Photographieren stehen bleiben. Nur dort, wo es durch
enge Gänge geht, dürfen wir über Anweisung unserer Führerin nicht zum
Photographieren stehen bleiben, um den Verkehrsfluß nicht zu behindern -
aber dort gibt es ohnehin nichts, was wert wäre, festgehalten zu werden.
Aber in den Räumen - man kann ohne Übertreibung oft von Sälen sprechen
-, die zumeist über und über voll mit Tropfsteinen sind, gehen uns die
Augen über.
Wir merken gar nicht, daß wir etwa 1 ½ Stunden im Berg verbringen, so interessant ist das Erlebnis. Zur besonderen Freude beantwortet unsere Führerin auch alle Zwischenfragen, sodaß also auch besonders Wißbegierige auf ihre Rechnung kommen. Da unter normalen Bedingungen ein Tropfstein in etwa 1o.ooo Jahren um einen Millimeter wächst, kann ich selbstverständlich seit meinem letzten Besuch im Oktober 2o1o keine Veränderung feststellen. Wir ersehen aber, welch ungeheuer lange Zeit hat vergehen müssen, um uns diese Wunderwelt zu präsentieren.
Nach der Ausfahrt mit dem Elektrozug genießen wir noch bei
Erfrischungsgetränken und kleinen Speisen die wärmenden Sonnenstrahlen,
bevor es weitergeht. Wir fahren durch fast unberührt scheinende
Landschaft, damit ich den Eindruck der so interessant angelegten
Höhlenburg des Raubritters Erasmus Lueger vermitteln kann. Weder für die
Innenbesichtigung noch für den Besuch der unter der Burg befindlichen
Höhle bleibt Zeit - uns muß der Blick auf das ‚Ansichtskartenmotiv’
genügen. Auch wenn die Burg, der Tageszeit entsprechend, nicht mehr im
Sonnenlicht strahlt, so ist sie für jeden Photographen doch einen
Aufenthalt wert. Gerne erzähle ich auch die Geschichte des Ritters und
sein Ende; begraben soll er unter der riesigen Linde neben der kleinen
Kirche nahe der Burg sein.
Die Weiterfahrt zur Adria erfolgt fast durchgehend auf der Autobahn, so daß wir den landschaftlich so schön gelegenen Kurort Strunjan noch bei vollem Sonnenschein erreichen. In dem mir bereits von früheren Reisen bekannten Hotel Svoboda werden wir von Frau Barbara freundlich empfangen.
Nach dem Abendbuffet folgt der offizielle Empfang der Gruppe, worauf
dann im Rahmen des täglichen Abendprogramms des Hotels Frau Barbara mit
ihrer wohltönenden Stimme französische Chansons vorträgt. Die gelungene
Darbietung erntet viel Beifall.
Am zweiten Reisetag können wir uns bereits um 7.oo Uhr zum feinen
Frühstücksbuffet einfinden. Nach ordentlicher Stärkung brechen wir zum
ersten Tagesausflug auf, auf einer kleinen Rundreise wollen wir uns an
Kultur und Natur erfreuen. Das erste Ziel heißt Lipizza, die Wiege der
edlen Lipizzanerpferde. Unsere dortige Führerin, die mir schon von einem
früheren Besuch bekannt ist, weiht uns in Geschichte und Gegenwart des
Gestüts ein und klärt uns auf, daß die Fohlen keineswegs mit weißem Fell
zur Welt kommen. Die weiße Farbe würde sich erst mit den Jahren
einstellen, wovon wir uns beim Rundgang nach Aufnahme eines
Gruppenbildes überzeugen können.
Eine Stunde streifen wir mit unserer Führerin durch das Gelände,
bewundern die tägliche Arbeit mit den Pferden und finden uns schließlich
nach dem Besuch des Wagenmuseums im Hengststall ein, in dem die
wertvollsten Leistungsträger wie Könige umsorgt werden.
Nach diesem interessanten Rundgang haben wir uns vor der Weiterfahrt
eine Stärkung verdient. Gemütlich können wir Kaffee trinken und
Apfelstrudel essen, haben wir doch genügend Zeit für alle Erlebnisse
eingeplant. Nicht lange währt dann die Fahrt zurück zur Adria, wo unser
Ziel am Rande des Karstabbruchs zum Küstenland die Ruine der
mittelalterlichen Burg Socerb ist. Ein traumhaft schöner Blick bietet
sich, Slowenien und Italien liegen unter uns. Der Golf von Triest
leuchtet in seinen tiefblauen Farben herauf, die riesigen Erdöltanks
strahlen weiß. Wir genießen die Ruhe und erfreuen uns an der Natur.
Einer aus unseren Reihen genießt aber doppelt! Es ist Univ.-Professor
Dr. Wolfgang Schedl, der als Zoologe auf ‚Insektenjagd’ geht. Und er hat
Glück und zeigt dann gerne seine Beute her. Wir alle freuen uns mit ihm.
Das dritte Tagesziel ist das winzig kleine Dorf Hrastovlje, das aber
eine kultur- und kunsthistorische Einmaligkeit beherbergt, nämlich die
von einer Wehrmauer umgebene romanische Kirche der hl. Dreifaltigkeit.
Im Inneren der Kirche bewundern wir die gotischen Fresken mit ihren
Monatsbildern und den Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament.
Den Höhepunkt bildet aber der ‚Totentanz’ mit seinen ergreifenden
Darstellungen. Um uns den Kunstgenuß zu vervollständigen, schaltet die
Aufsicht führende Dame die Beleuchtung ein und spielt die deutsche
Tonbanderklärung. So können wir mit Auge und Ohr in der Kirche das Werk
von Maler Janez bewundern.
Nach diesen überwältigenden Erlebnissen fallen wir in das ganz nahe
gelegene Gasthaus Jakomin in Gallian / Gracisce ein und bleiben volle
zwei Stunden, was eigentlich alles aussagt. Schinken und Käse mit frisch
gebackenem Brot sowie Tortellini mit Trüffeln, dazu ‚süffiger’ Wein. Die
Freude des Augenblicks läßt uns vergessen, daß auf uns ein abendliches
Buffet wartet. Wir genießen!
Die abendliche ‚Schlacht am Buffet’ in unserem Hotel hält sich also in
Grenzen. Am nächsten Morgen aber eine für uns Österreicher ganz
erfreuliche Frühstücksüberraschung - einer der Köche bäckt ganz frisch
Omeletten heraus, die wahlweise mit Marillen- oder Waldbeerenmarmelade
oder mit Nüssen gefüllt werden können. Eine Köstlichkeit zu dem ohnehin
schon feinen Frühstücksbuffet!
Gegenüber der Reisevorschau gibt es dann eine Änderung, da ich die
Aktivitäten des dritten Tages mit jenen des fünften Tages tausche. Dies
deshalb, da die Schiffahrt doch der krönende Abschluß des Aufenthaltes
in Strunjan sein soll. Wir fahren also nach Kroatien und wollen Porec
besichtigen sowie am Limfjord eine gemütliche Zeit verbringen. Seit
meinem letzten Aufenthalt in dieser Gegend ist im Straßenbau unglaublich
viel weiter gegangen; große Schnellstraßen- bzw. Autobahnstrecken sind
bereits fertig gestellt, wenn auch noch nicht überall die Mautstationen
in Betrieb sind.
Der Weg führt uns also in
den Süden, vorerst nach Porec. Vom Busparkplatz bummeln wir zum Hafen
und schlendern dem Wasser entlang, um schließlich zur
Euphrasius-Basilika inmitten des Häusergewimmels einzubiegen.
Dieser Bischofskirche sieht man es von außen nicht an, welche
Kunstschätze sie in ihrem Inneren birgt. Vom Atrium gelangen wir in das
Kircheninnere und bestaunen die Mosaike. Die Türe zur Taufkapelle ist
allerdings verschlossen, sodaß wir auch nicht in den Glockenturm
gelangen können. Schade, denn die Aussicht von diesem wäre
überwältigend.
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