Traumhaft schöne Frühlingserlebnisse

 


 

Durch das ungewöhnlich warme und trockene Frühlingswetter übertrifft die heurige Bodensee-Fahrt sogar noch die vom Vorjahr, wozu noch kommt, daß am dritten Reisetag Muttertag ist. Der Ablauf dieser Reise ist somit gleich wie der vom Jahre 2o1o. In Rosenheim steige ich mit einer Dame aus Innsbruck zu - im Bus mit einem Salzburger Fahrer sind nunmehr die Gäste aus Oberösterreich mit uns Tirolern vereint. Wir alle verstehen uns bestens, sodaß schon während der Reise eine Bezeichnung geprägt wird, auf die ich aber später zurückkommen werde. Nach einer Kaffeepause im Rasthof Lechwiesen streben wir Wangen im Allgäu zu, wo ich im Gasthof Lamm die Gruppe bereits angemeldet gehabt habe. So spazieren wir vom Parkplatz durch die lieblichen Gassen der ehemaligen Freien Reichsstadt zum Antoniusbrunnen am Saumarkt, von wo es bis zu unserer Einkehr nur noch ein paar Schritte sind.
 


 


 

Ganz nach Belieben können wir entweder im Freien oder in einer der gemütlichen Stuben Platz nehmen, worauf dann das Schmausen beginnt. Küche und Keller bestehen den Test zur vollsten Zufriedenheit; es schmeckt einfach alles ganz köstlich - jeder genießt. An Nachspeisen möchte ich nur die ‚Nonnenfürzle’ nennen, die ich im Bild festgehalten habe.
 


 


 

Nach dem kulinarischen Erlebnis noch der Bummel zurück zum Bus, wobei wir am Hinweisschild hinsichtlich Wehlen an der Elbe, dieser ‚Perle der sächsischen Schweiz’, vorbeikommen. Natürlich muß ich dann im Bus über den Begriff ‚Sächsische Schweiz’ plaudern sowie erklären, wie es überhaupt zu Schweiz-Bezeichnungen da und dort gekommen ist. Ich mache das mit großer Freude, da ich auf meinen Reisen nicht nur das Zielgebiet im Auge habe sondern immer auf große Zusammenhänge, ganz gleich in welcher Hinsicht, bedacht bin.
 


 

Auf der Autobahn sowie der bestens ausgebauten Bundesstraße erreichen wir schon bald Friedrichshafen. Während ein Teil der Gäste einen kleinen Stadtbummel unternimmt, die Stimmung am belebten Hafen genießt oder sogar den Moleturm erklettert, steht für mich mit dem anderen Teil der Gäste der Besuch des Zeppelin Museums auf dem Programm. Nach zwei Filmen über die Geschichte der Luftschiffahrt, wobei natürlich auch auf den Zeppelin NT Bezug genommen wird, kann jeder auf eigene Faust die einzelnen Räume, in denen die Objekte bestens beschrieben sind, aufsuchen. Ich unterhalte mich zwischen meinen Erkundungen angeregt mit der Dame am Empfang und dem - so wie Immanuel Kant - im preußischen Königsberg geborenen Herrn Dongowski, der jetzt im Museum seine technischen Kenntnisse ausleben kann.
 


 


 

In der Vorschau zu dieser Reise habe ich auf die im Obergeschoß des Zeppelin Museums befindliche Kunstabteilung verwiesen und die Aufnahme eines Flügelaltars vom Anfang des 16. Jahrhunderts aus der Werkstatt von Hans Gottwalt gebracht. Natürlich lasse ich auch jetzt keine Abteilung des Museums aus, wenn ich mich auch nirgends länger aufhalten kann. Es ist nämlich auch für mich als Reiseleiter, der ich ja Schönes und Interessantes vermitteln soll, immer wieder ein Erlebnis, ein derart interessantes Museum zu besuchen. Vor der Weiterfahrt mit unserem Bus habe ich noch ein paar Augenblicke Zeit, den Betrieb im Hafen und darüber festzuhalten.
 


 


 

Vorerst ist uns auf der Fahrt nach Dornbirn die Strecke bekannt, ab Lindau ergeben sich wieder neue Blickwinkel. Vom Pfändertunnel merkt niemand etwas, da ich einen Film über die Luftschiffahrt zeige. Im ****Hotel ‚Hirschen’ in Dornbirn werden wir freundlich begrüßt. Der Abend vereint uns dann zu einem feinen Vier-Gang-Menü.
 


 

Der zweite Reisetag beginnt dann mit einem Frühstücksbuffet, wie man es so reichlich und so ausgewogen nur selten findet. Es ist unmöglich, sich durch alle Köstlichkeiten ‚durchzuarbeiten’. Außerdem ruft nach einer guten Stunde die ‚Pflicht’, haben wir ja noch ein schönes Programm vor uns.
 


 

Wir überqueren den Rhein und fahren dann auf der Schweizer Autobahn direkt ins Stadtgebiet von Schaffhausen, von wo es dann am rechten Rheinufer abwärts bis nahe ans Schlößli Wörth geht. Dort treffen auf uns nach ganz exakter Zeitvereinbarung Tochter und Enkeltochter einer mitreisenden Dame, die in der Eidgenossenschaft leben, um nunmehr zu dritt gute zwei Stunden zu verbringen und um auch gemeinsam die ‚Felsenfahrt’ mitzumachen. Natürlich halte ich das kleine Familientreffen im Bild fest. Es erinnert mich an unseren großen Dichter Gustav Schwab, dem wir unter anderem die Sammlung der ‚Schönsten Sagen des klassischen Altertums’ zu verdanken haben. Frei nach seinem Gedicht ‚Das Gewitter’ wandle ich die ersten zwei Zeilen von ‚Urahne, Großmutter, Mutter und Kind - in dumpfer Stube beisammen sind’ ab in
 

‚Großmutter, Mutter und Kind

beim Russegger-Bus versammelt sind’.
 

Wir alle freuen uns mit den Dreien, die zeigen, daß der Muttertag bei ihnen vom Herzen kommt und daß auch größere Entfernungen innige Familienbande nicht zerschneiden können.
 


 

Dann müssen wir zu dem für die ‚Felsenfahrt’ bereitliegenden Schiff von ‚Rhyfall Mändli’, wobei ich beim Lösen der Fahrscheine aus der romantischen Schwärmerei in die raue Gegenwart zurückgerufen werde. Das Schild an dem mir von vielen Besuchen bekannten Fahrkartenschalter zeigt den mir vom letzten Jahr vertrauten und somit gleich gebliebenen Preis von 8 Schweizer Franken für die Felsenfahrt an, doch ist der entsprechende Gegenwert in EURO von 5.5o mit 6.3o überklebt worden. Der EURO hat also in dieser Zeit gegenüber dem Franken ganz erheblich an Wert verloren. Aber gleichgültig, was bezahlt werden muß: Die Fahrt im offenen Schiff zum Felsen, an dessen Flanke die Grenze zwischen den Kantonen Zürich und Schaffhausen markiert ist, ist ein ganz besonderes Erlebnis.
 


 

Mit sicherer Hand lenkt unser Steuermann das Schiff in die Anlegestelle zwischen den herabstürzenden Wassermassen, was zwar wagemutig und für manchen vielleicht sogar gefährlich aussehen mag, was aber für den Könner keine Schwierigkeit darstellt. Dann zu Fuß hinauf auf die den Felsen krönende Plattform, um von dort die Urgewalten mit Auge und Ohr einzusaugen.
 


 


 


 

Lange könnte jeder noch von diesem Felsen aus das Naturerlebnis genießen, doch soll ein ‚Kafi creme’ von der Terrasse über dem Fluß noch einen Abschluß bringen. Unsere beiden lieben Besucher müssen wir nunmehr verabschieden. Mit unserem ‚Car’ - so heißt der Bus auf Schwyzerdütsch - geht es vom Kanton Schaffhausen in das Bundesland Baden-Württemberg. Die Formalitäten an der Grenze sind bald erledigt, in rascher Fahrt geht es zur Mainau, wobei der Busparkplatz noch auf dem Festland liegt. Volle drei Stunden kann ich den Gästen geben, um die über Damm und Brücke zu erreichende Insel - die somit eigentlich gar keine Insel mehr ist - zu durchstreifen. Anhand des Inselplans findet sich jeder ohne Schwierigkeiten zurecht und kann das herauspicken, wofür er Interesse hat. Natürlich stellen die Tulpenfelder einen der Hauptanziehungspunkte dar, aber auch die neue Eisenbahnanlage sowie natürlich auch das Palmenhaus mit seiner Orchideenschau sowie das Schmetterlingshaus müssen aufgesucht werden. Beim Umrunden der Insel kommt der Besucher auch an der Schiffsanlegestelle vorbei und hat mit unserer ‚Austria’ auch die Wallfahrtskirche Birnau am nördlichen Seeufer im Auge.
 


 


 


 

Die drei Stunden verfliegen allzu rasch. Nach ein paar Minuten Fahrzeit erreichen wir mit unserem Bus Konstanz und schiffen uns auf das Fährschiff nach Meersburg ein. Bei dem ruhigen Wasserspiegel ist die Fahrt von etwa 2o Minuten auch für Landratten ein Vergnügen; bald schon begegnen wir einem anderen Fährschiff, das nach Konstanz unterwegs ist.
 


 


 

Vom Fährhafen Meersburg fahren wir nicht durch die Stadt zur Bundesstraße sondern verweilen auf der von Weinbergen und Obstgärten gesäumten Küstenstraße. Nach Unteruhldingen - das Pfahlbau-Freilichtmuseum mit seinen in den Flachwasserzonen des Sees aufgebauten Pfahlbaudörfern, in denen der Alltag der Fischer und Jäger in der Jungsteinzeit und Bronzezeit veranschaulicht wird, wäre mit anderen nahen Sehenswürdigkeiten eine eigene Reise wert - kommt die Wallfahrtskirche Birnau in Sicht - das Barockjuwel am Bodensee ist immer einen Besuch wert.
 


 

Auf der Rückfahrt nach Dornbirn ist uns die Strecke bis Friedrichshafen neu. ‚Wein und Obst’ begleiten uns auch hier. Das Abendessen genießen wir wieder in unserem Hotel in Dornbirn.

Am dritten und letzten Reisetag finden sich bereits um 7.oo Uhr früh die Reiseteilnehmer zum Frühstücksbuffet ein, das wieder mit vielen Feinheiten lockt. Die gute Stunde beim Buffetgenuß ergibt einen herrlichen Tagesauftakt. Dann aber heißt es Abschied nehmen vom Hotel ‚Hirschen’ mit seinen Annehmlichkeiten. Im Pfändertunnel zeige ich noch einen Film über den Rheinfall - die Erinnerung kann so noch besser haften bleiben. Auf dem Weg nach Isny durchfahren wir dann eine liebliche Voralpenlandschaft.

Isny, seinerzeit die kleinste aller Freien Reichsstädte mit noch gut erhaltenen Türmen und Wehranlagen, ist heute heilklimatischer Kurort. Durch den Wassertorturm führt uns unser Weg zu zwei unmittelbar nebeneinander liegenden Kirchen. Während wir die schlichte evangelische Nikolaikirche wegen einer Konfirmation innen nicht besichtigen können, bietet sich das Innere der katholischen Pfarrkirche St. Jakobus und Georg in einer kaum zu überbietenden spätbarocken Pracht dar. Der Beiname ‚Rokokoperle des Westallgäus’ ist ihr aufgrund des harmonischen Zusammenspiels von Lichtführung, Stuck und Malerei zu Recht zuerkannt worden.
 


 

Von dieser Pfarrkirche gelangen wir in die angrenzende Schloßkapelle, die vor allem durch ihr Chorgestühl und die Bilder der 48 Äbte des ehemaligen Benediktinerklosters sowie die in Rechteckfelder eingeteilte Holzkassettendecke interessant ist. An das erst im März erfolgte Ableben von Paul Fürst von Quadt zu Wykradt und Isny, der sich um die ehemalige Freie Reichsstadt sehr verdient gemacht hat, wird noch erinnert.
 


 


 

Was aber dann folgt, ist ein Naturerlebnis, wie es sicherlich selten zu beobachten ist. Direkt angrenzend an die aufspritzenden Fontänen des Springbrunnens im Teich neben dem Kurhaus ist ein Bläßhuhnpärchen dabei, sein Nest zu bauen. Während das Weibchen offensichtlich bereits brütet, führt das Männchen im Schnabel Material heran, um das Nest zu vollenden. Ein idyllischer Anblick, der einer Dame die Bemerkung entlockt: „Da will ich nicht mehr weg!“
 


 

Aber auch die an Motorradtechnik Interessierten kommen auf ihre Rechnung. Im Kurhaus sind Motorräder - auch Beiwagenmaschinen - im Rahmen der Internationalen Classic Gelände-Zuverlässigkeitsfahrt ausgestellt.
 


 

Auf der Weiterfahrt wieder abwechselnd Natur und Kultur. Am Lechfall bei Füssen bestaunen wir die Hochwassermarken und die Wasserführung des Flusses; vom Parkplatz unter Schloß Hohenschwangau, das König Maximilian II. von Bayern hatte erbauen lassen, werfen wir einen Blick auf das Schloß, von welchem aus der ‚Märchenkönig’ Ludwig II. mit dem Fernrohr den Baufortschritt von Schloß Neuschwanstein beobachtet hat.
 


 


 


 

Weiter fahren wir zur Wieskirche, die wir zur Mittagszeit erreichen. Da gerade eine Messe zu Ende geht und das Volk aus der Kirche strömt, versammle ich die Gäste und natürlich auch unseren Fahrer Jochen, der genauso zur Gruppe gehört, zum schon längst fälligen Gruppenbild. Dann aber mit dem ‚Erlebnis Wies’ von innen das Eintauchen in die wohl prächtigste Schöpfung des schwäbisch-bayerischen Rokokos. Die Harmonie, die vom Zusammenspiel von Architektur, Stuck und Malerei ausgeht, ist in Verbindung mit den zarten Pastellfarben wohl unübertroffen.
 


 


 

Mehr oder weniger lang verweilen wir in der Kirche. Dann aber sind wir im Gasthof ‚Moser’ ganz nahe der Kirche vereint. An einer langen Tafel ist für uns gedeckt - schließlich habe ich die Gruppe in dem mir von früheren Besuchen bekannten Gasthof, mit dem mich köstliche kulinarische Erinnerungen verbinden, angemeldet. Und niemand wird in irgendeiner Weise enttäuscht. Ob - der Jahreszeit entsprechend - frische Spargel, ob Forelle oder Krustenbraten, ob Nudelgerichte oder Kartoffelpuffer, um nur einige Gerichte zu nennen, alles wird frisch zubereitet, dann nett serviert und mundet vorzüglich. Der im Zuge der Reise geprägte Ausdruck ‚Wir haben nicht nur eine Kultur- und Naturreise sondern auch eine kulinarische Reise auf höchster Ebene’ erweist sich als treffend.
 


 


 

Im Gasthof werden wir aber auch an unsere kurz zuvor erfolgte Fahrt durch das Allgäu erinnert. In unserer Stube hängen an der Wand zwei Stiche von Isny, die Stadt vor und beim großen Brand darstellend. Natürlich hat der Gastwirt unsere Reiseroute nicht kennen können, er hat aber durch die Bilder für uns eine Verbindung zwischen den Erlebnissen hergestellt.
 


 

Auch hier müssen wir uns losreißen, möchte ich den Gästen doch noch in Bayern zwei Prunkstücke völlig unterschiedlichen Ursprungs zeigen, worauf dann die Fahrt über Innsbruck und Salzburg zu den Ausgangspunkten der Reise weitergeht. Der erste Halt ist bei der Echelsbacher Brücke, die das Ammertal als seinerzeit größte Betonbogenbrücke der Welt überspannt. Auch heute noch wirkt sie durch ihre kühne Linienführung, wobei der Besucher unter dem Tragwerk hindurchgehen kann. Leider haben die Fledermauskolonien, die ich bei früheren Besuchen habe ausmachen können, ihre Plätze unter dem Tragwerk verlassen.
 


 

Für alle die, die immer noch zuwenig Barockkunst zu sehen geglaubt haben, lege ich einen kurzen Halt in Ettal ein. Allein schon der Blick durch den Bogen auf die großartige Klosterkirche rechtfertigt den Besuch. Vor dem Eintritt in den Hauptraum mit dem gewaltigen Kuppelgewölbe führe ich aber in die Seitenkapelle, die einerseits durch ihre schlichte Modernität wirkt, die aber andererseits den von mir beabsichtigten Gegensatz zum barocken Kunstwerk der Klosterkirche bringt. Kurz weise ich auf die Gründung durch Kaiser Ludwig den Bayer hin und die Darstellung, wie sein Pferd an dem Ort ‚in die Knie’ gegangen ist, an dem das Kloster dann gegründet worden ist.
 


 


 

Auf der Fahrt durch den Passionsspielort Oberammergau kann ich auf eine ganze Reihe von Häusern mit Lüftlmalerei verweisen. Mit Scharnitz erreichen wir das Bundesland Tirol, wobei wir dann nach Reith bei Seefeld auf der Zirlerbergstraße ins Inntal hinunterfahren. Manches kann ich noch über Tirol und meine Heimatstadt Innsbruck erzählen; bei der Wiltener Basilika - mit Blick auf die Bergisel-Sprungschanze - heißt es Abschied nehmen. Mit der Innsbrucker Dame verlasse ich die Reisegesellschaft, die mit dem Fahrer Jochen noch einen weiten Weg vor sich hat.

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Auch wenn die Reise nur drei Tage gewährt hat, so haben wir doch viel gesehen und erlebt, ohne daß es an Gemütlichkeit gemangelt hätte. Kultur, Natur, Technik und - von den Gästen auf dieser Reise so zum Ausdruck gebracht - höchster kulinarischer Genuß haben ein unvergeßliches Gesamtbild der Reise ergeben.