Glacier Express - Zermatt

 

Erstmals bei meinen Reisen mit dem ‚langsamsten Schnellzug der Welt’ hat der Ablauf der Reise nicht der Programmvorschau entsprochen. Aufgrund eines Betriebsunfalles ist am Tag unserer beabsichtigten Fahrt mit diesem Zug die Trasse blockiert gewesen, sodaß wir eine verkürzte Strecke haben fahren müssen. Zuvor aber in Zermatt eine derartige Wetterlage, daß wir nicht - wie beabsichtigt - alle zum Gornergrat haben hochfahren können. Trotzdem ist es eine schöne und interessante Reise gewesen, an die ich gerne zurückdenke. Ich fasse sie im folgenden Bildbericht zusammen.

Die Reise beginnt in Oberösterreich und führt über Salzburg nach Tirol. In Innsbruck steige ich mit acht Tiroler Teilnehmern zu. Im Rasthaus Trofana dann eine längere Pause - für die Gäste aus Oberösterreich und Salzburg zu einem verfrühten Mittagessen, für unserem Fahrer Roland, den ich mit seinem Bus festhalte, aufgrund gesetzlicher Vorschrift.
 


 

Wie üblich unterrichte ich die Gäste mündlich und schriftlich über den Reiseverlauf. In den Tunnels des Arlberggebietes zeige ich einen Film über den Glacier-Express mit den Sehenswürdigkeiten links und rechts der Strecke, sodaß alle bestens vorbereitet sind. Am Walensee bei - noch - herrlichem Sonnenschein versammeln wir uns zum Gruppenbild mit den steil aufragenden Bergen im Hintergrund; Gäste einer früheren Schweiz-Reise halte ich in dem kleinen Rasthaus ebenfalls im Bild fest.
 


 

Luzern aber ist das Ziel für einen etwas längeren Aufenthalt. Bereits nach dem üblichen Bummel vom Schwanenplatz über die Kapellbrücke zur Jesuitenkirche zieht der Himmel zu. Unter dem Brückendach ist es bereits derart dunkel, daß ich nur mit Hilfe des Blitzlichts eine Aufnahme machen kann.
 


 

Dann aber ein derartig gewaltiger Regenguß, daß wir in der Fußgängerzone in Geschäftslokale und Durchgänge flüchten müssen, um nicht weggeschwemmt zu werden. Auch wenn die Informationen von Einheimischen über die weitere Wetterentwicklung nichts Gutes verheißen, sehe ich nach wie vor nur fröhliche Gesichter.
 


 

In einer kurzen Regenpause zurück zum Bus und zur vereinbarten Zeit verlassen wir die Stadt am Vierwaldstätter See. Vorerst geht es rasch nach Süden. Da es aber immer wieder regnet, können wir nicht schnell unterwegs sein. Ich muß daher unser Hotel in Naters von unserer verspäteten Ankunft verständigen - es gibt kein Problem. In einer Regenpause auf der Auffahrt zum lediglich 1oo8 m hohen Brünigpaß ein kurzer Halt mit Blick auf den Lungernsee.
 


 

Auch auf der ansonsten landschaftlich wunderschönen Auffahrt zum 2165 m hohen Grimselpaß - wir denken zu dieser Zeit nicht, daß wir zwei Tage später mit dem Bus zwangsläufig noch höher würden hinauffahren müssen - fast nur Regen und Nebel. Die wenigen Blicke auf die Landschaft und die gewaltigen Staumauern der Kraftwerke genießen wir besonders.
 


 

Mit ‚leichter’ Verspätung kommen wir also in dem mir bereits bekannten Hotel ‚Touring’ in Naters an, nach dem Zimmerbezug vereint uns dann das Abendessen, wobei wir allerdings nicht zu lange sitzen bleiben, da wir am zweiten Reisetag einen der Höhepunkte der Reise genießen wollen - soferne das Wetter in Zermatt und auf den Bergen mitspielen sollte.
 


 


 

Aber schon bei der Einfahrt in das Mattertal wieder Regen und Nebel. Ab Täsch müssen wir - wie vorgesehen - mit dem Pendelzug weiterfahren. In Zermatt peilen wir dann die Lage und blicken in der Talstation der Gornergratbahn auf die Bildschirme, die die Wetterbilder vom Gornergrat und der umgebenden Berggipfel übertragen. Nebel, nichts als Nebel. Trotzdem entschließen sich acht Gäste, die noch nie in der Gegend gewesen sind, mit der Zahnradbahn hinaufzufahren und das ‚Wetter zu überlisten’. Mit einem kleinen Erfolg, wie sich später herausstellen sollte.

Die im Tal Gebliebenen durchstreifen Zermatt und erfreuen sich am schönen Ortsbild, das auch im Regen seinen Reiz hat. Auch das Matterhornmuseum, in dem unter anderem die Geschichte der Besteigungen des ‚Berges der Berge’ dargestellt wird, ist genauso ein Anziehungspunkt wie der Bergsteigerfriedhof.
 


 

Wir treffen uns wieder im Bahnhof von Zermatt, um mit dem Pendelzug nach Täsch zurückzufahren. Und siehe da: Die acht ‚Bergsteiger’ berichten, daß sich das Wagnis gelohnt hätte. Es hätte ganz kurz aufgerissen und einige Viertausender seien ins Blickfeld gekommen. Wir, die wir in Zermatt geblieben sind, freuen uns natürlich mit den Wagemutigen, denen die Freude ins Gesicht geschrieben ist. Im Zug werden dann natürlich die Erlebnisse ausgetauscht.
 


 

Vom Zug steigen wir um in den uns schon vertrauten Bus und in rascher Fahrt - kurzfristig ohne Regen! - geht es nach Saas Fee, um auch diesen Schweizer Nobelort kennenzulernen. Was würde sich da besser anbieten als eine Fahrt mit dem Bummelzug? Also wieder umgestiegen und zwar vom Bus in dieses lustige Gefährt, das uns dorthin bringt, wohin die anderen Verkehrsmittel nicht fahren dürfen. Einige Gäste wollen aber durch den Ort wandern; wir treffen sie dann während der Fahrt.
 


 


 

So interessant Saas Fee vor allem durch seine Holzhäuser und die Bauweise der Stadel und Speicher ist, wir müssen weiter. Allerdings nehmen wir diese Bauwerke noch genau ‚unter die Lupe’. Wir erkennen, daß als Vorkehrung gegen das Eindringen von Nagern die Stützen durch das Einfügen flacher großer Steine unterbrochen sind. Diese stellen somit ein unüberwindbares Hindernis dar.
 


 

Auf der Rückfahrt nach Naters habe ich den Gästen eine traurige und eine fröhliche Nachricht zu übermitteln. Die traurige ist eine mir vom Tourismusbüro in Saas Fee gemachte Mitteilung, wonach infolge eines Unfalles die Glacier-Express-Strecke zumindest noch am Folgetag, an dem wir hätten fahren sollen, gesperrt sein würde. Es würde daher nichts anderes übrig bleiben, als eine Lösung für diese Situation zu suchen und zu finden. Die fröhliche ist, daß just am heutigen Ausflugstag eine Mitreisende ihr Wiegenfest feiert. Unser Roland bleibt an landschaftlich schöner Stelle stehen und ‚Alles Gute zum Geburtstag’ klingt es aus vierzig Kehlen. Mit einem Glas Sekt lassen wir die Dame hochleben - die Freude ist ihr und ihrem Partner ins Gesicht geschrieben.
 


 

Vor dem Abendessen vereint uns alle dann eine weitere Bummelzugfahrt, wir sind vom Hotel ‚Touring’ eingeladen. Gemütlich besichtigen wir Naters und Brig, wobei wir die Informationen über Lautsprecher erhalten. Nach dem vielen Regen eine fröhliche Fahrt der ganzen Gruppe, die sich danach zum Phototermin stellt.
 


 

Dann muß ich organisieren. Mit Hilfe des freundlichen Personals der Rhätischen Bahn kann eine den Umständen entsprechende bestmögliche Lösung für die Fahrt von Brig nach St. Moritz ausgearbeitet werden. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön nach Chur!

Am Abend ist die Stimmung wegen des Unfalles etwas gedämpft - es hätte ja auch uns treffen können. So müssen wir ‚nur’ umplanen, wobei auch unsere freundliche Rezeptionistin behilflich ist. Vom Hotel ‚Touring’ in Naters und vom Kanton Wallis nehmen wir Abschied.
 


 


 

Da wir nicht mit dem ‚langsamsten Schnellzug der Welt’ von Brig über Chur nach St. Moritz fahren können, müssen wir bis Andermatt mit unserem Bus fahren, um dann dort einzusteigen. Wir fahren also das uns bereits bekannte Rottental hinauf, wobei wir allerdings bei Ulrichen Richtung Nufenenpaß abzweigen. Und wieder gibt es Regen und weiter oben - der Paß liegt in einer Höhe von 2478 m - sogar Schnee. Aber es ist eine Fahrt durch eine wunderschöne Landschaft.
 


 

Wie aber kommen wir nach Andermatt? Wir müssen mit unserem Bus eine Strecke befahren, die wir ansonsten nie kennengelernt hätten. Es gilt, von Airolo im Kanton Tessin durch den etwa 16 km langen St.-Gotthard-Tunnel nach Norden in den Kanton Uri zu fahren. Was tun, um keine ‚Tunnelangst’ aufkommen zu lassen? Wir befahren schließlich den längsten Straßentunnel Europas! Auch auf diese Eventualität bin ich vorbereitet. Ich zeige einen Film über Schweizer Eisenbahnen. Die Zeit vergeht wie im Flug.
 


 

Vom Ende des Tunnels noch ein Stück durch die gewaltige Gebirgslandschaft und dann von der ersten Autobahnabfahrt nach Andermatt. Während unser Fahrer gleich ‚entlassen’ wird - er hat ja bis St. Moritz noch einen weiten Weg zurückzulegen -, warten wir geduldig auf die Abfahrt des uns avisierten Zuges. Endlich ist es soweit, am Bahnsteig erwarten wir ‚unseren’ Zug.
 


 

Dann lassen wir uns aber in den feinen Panoramawagen so richtig verwöhnen. Jeder Gast erhält eine mehrsprachige Broschüre über den Zug und die Sehenswürdigkeiten links und rechts der Strecke. Über Kopfhörer erfolgen die Durchsagen mehrsprachig - es braucht nur unsere Muttersprache eingestellt zu werden, aber auch japanisch etwa ist nicht uninteressant. Mit Freude verfolgen wir die Informationen.
 


 

Nunmehr klappt wieder alles. Auch unsere kulinarischen Wünsche werden erfüllt. Draußen zieht die Landschaft vorüber. In Disentis (rätoromanisch: Mustér) dann ein längerer Halt. Einerseits werden noch etliche Wagen angekoppelt, andererseits wird die Lokomotive getauscht, da wir vom Gebiet der Matterhorn Gotthard Bahn in jenes der Rhätischen Bahn wechseln. Durch die von vielen Regentropfen - weshalb sollte es nicht schon wieder regnen? - übersäte Scheibe sehen wir die neue Lokomotive herankommen.
 


 

Durch das Vorderrheintal geht es abwärts Richtung Chur. Die Landschaft ist so schön und interessant, so wild und romantisch, daß die großen Scheiben unserer Waggons richtig belagert sind. Auch die Kamera muß immer ‚schußbereit’ gehalten werden.
 


 


 

In Chur wechseln wir die Fahrtrichtung, es geht nunmehr ein Stück retour und ab Thusis auf der Albulabahn nach St. Moritz. Die Trassierung dieser 19o4 eröffneten Gebirgsbahn und ihre Kunstbauten sind von derartiger Bedeutung, daß die UNESCO die Albulabahn sowie die von St. Moritz nach Tirano in Italien führende Berninabahn in die Welterbeliste aufgenommen hat. Vor allem der Landwasserviadukt sowie die Kehrtunnels im Albulatal sind architektonische Meisterwerke. Natürlich werden auch weiterhin die bedeutendsten Bauwerke und Kunstbauten über Lautsprecher angesagt. Da aber wieder Nebel aufzieht und es vielfach regnet, ist ein Kartenspiel angesagt. Bei besonderem Naturgenuß werden aber die Karten abgelegt, dann fährt die Romantik mit!
 


 


 

Pünktlich erreichen wir St. Moritz (rätoromanisch: San Murezzan), welchen Ort unser Roland erst eine halbe Stunde vor unserem Eintreffen erreicht hat. Am Bahnhof begrüßt er uns und bringt uns zum Jugendstilhotel ‚Soldanella’. Auch dort ist der Empfang überaus freundlich. Mit einigen Gästen muß Roland in einem anderen Hotel Quartier beziehen, da die Gäste, die sich erst kurz vor Reisebeginn angemeldet gehabt haben, nicht mehr im ‚Soldanella’ untergekommen sind. Das Abendessen vereint uns aber alle.
 


 


 


 

Am nächsten Tag können wir vom schönen Frühstücksraum über Teile von St. Moritz blicken und vor allem auf den St. Moritzer See hinunterschauen.
 


 


 

Ungern scheiden wir von unseren beiden schönen Hotels, eine lange Heimfahrt steht bevor. Vorerst fahren wir durch das landschaftlich so schöne Oberengadin, dann aber zweigen wir in Zernez Richtung Ofenpaß (rätoromanisch: Pass dal Fuorn) ab. Der Schweizer Nationalpark in all seiner Schönheit umgibt uns. In einer Höhe von 2149 m dann ein längerer Halt, bei dem ich auch eine Dame mit unserem ‚kleinen’ Roland ins Bild bekomme.
 


 


 

Was aber dann noch folgt, ist ein Kunstgenuß allererster Klasse. Ich zeige den Gästen die Klosterkirche von Münster (rätoromanisch: Müstair) mit ihren karolingischen sowie romanischen Fresken.
 


 


 

Bald schon erreichen wir Glurns in Südtirol, den Geburtsort des Zeichners, Graphikers und Karikaturisten Paul Flora. Das Kloster Marienberg bekommen wir vom Bus aus in Sicht.
 


 

Wir machen erst wieder am Reschensee Pause, wo uns Roland mit Würsteln verwöhnt. Die Sportlichen wandern ein Stück über den Stausee, da aufgrund des niedrigen Wasserstandes der Kirchturm umrundet werden kann.
 


 


 

Nun erreichen wir schon bald Nordtirol und bei Finstermünz geht es hinab in das Inntal, das wir vorerst nur verlassen, um den Umfahrungstunnel von Landeck zu nehmen. Der Tunnel gibt mir wieder Gelegenheit, in einem Film die Schönheit von Luzern im Sonnenlicht zu zeigen. Vor der Wiltener Basilika in Innsbruck verabschiede ich mich dann mit ‚meinen’ Innsbruckern. Wer bis dahin noch nicht genug Kirchen gesehen hat, dem zeige ich noch dieses spätbarocke Juwel. Die Reise endet dann für die Gäste aus Salzburg und Oberösterreich an den jeweiligen Ausgangspunkten.

Trotz der verschiedenen Widrigkeiten eine doch schöne Reise, die ich im kommenden Jahr, nämlich vom 14. bis 17. Juli 2o11, mit dem gleichen Programm wieder leiten werde.