Frühlingserwachen am Bodensee
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Wie schon im Vorjahr begrüßen wir also den Frühling nicht nur im südlichsten Schweizer Kanton, dem Tessin, sondern auch in unseren Breitengraden. Neben Gästen aus Oberösterreich nehme ich als Reiseleiter mit drei Tirolern an dieser Busreise teil, die uns wieder Schönes an Natur, Kultur und Technik bringt. Ab Rosenheim sind wir komplett, nach einer Kaffeepause zeige ich im Bus als Einführung auf das erste Erlebnis am zweiten Reisetag einen Film über den Rheinfall, der mit seiner musikalischen Untermalung gut ankommt.
Dann aber freuen wir uns auf den Bummel durch die Stadtmitte von Wangen
im Allgäu. Bauwerke vergangener Jahrhunderte prägen heute noch die
Innenstadt. Zum Gruppenbild versammeln wir uns vor dem
geschichtsträchtigen Frauentor.
Ganz nahe beim Antoniusbrunnen auf dem Saumarkt nehmen wir im Gasthaus Lamm das Mittagessen ein. Wir genießen nicht nur das Beisammensein im Freien sondern auch die so nett angebotenen Spezialitäten des Hauses, insbesondere die Maultaschengerichte.
Wir überziehen die Mittagspause und müssen nunmehr, dem Programm
entsprechend, flugs nach Friedrichshafen weiterfahren. Vorerst noch auf
der Autobahn und dann auf der gut ausgebauten Bundesstraße erreichen wir
bald schon Friedrichshafen, die nach Konstanz zweitgrößte Stadt am
Bodensee. Da weltweit der Name der Stadt mit ‚Zeppelin’ und dem
Luftschiffbau in Verbindung gebracht wird, ist natürlich das Zeppelin
Museum unser erstes Ziel. Mit Hilfe der Tonbandführung kann sich jeder
Besucher in derjenigen Museumsabteilung informieren, die ihn am meisten
interessiert. Dabei übt natürlich der originalgetreu erfolgte Nachbau
eines etwa 4o m langen Rumpfteiles von LZ 129 ‚Hindenburg’ die größte
Anziehungskraft aus. Viele Erinnerungsstücke des 1937 in Lakehurst
verunglückten Luftschiffes können bestaunt werden.
Aber nicht nur die Technik fesselt, im Obergeschoß des Museums gilt es,
bodenständige Kunst aus dem Bodenseeraum sowie aus Oberschwaben zu
bewundern. Während ich in der Vorschau zu dieser Reise den ‚Palmesel’
(Anonymus, Ende 15. Jahrhundert) zeige, stelle ich in diesem
Reiserückblick den ‚Brand von Troja (Johann Heinrich Schönfeld, um 1645,
Öl auf Leinwand) vor. Ein großes Dankeschön der Museumsleitung, daß hier
- wenn auch ohne Blitz und Stativ – photographiert werden darf. Das ist
keineswegs selbstverständlich.
Im Kaffeehaus des Museums denken wir beim Betrachten einer Abbildung des
Luftschiffes LZ 127 ‚Graf Zeppelin’ über dem alten Hafenbahnhof an
vergangene Zeiten; sodann genießen wir von der Museumsterrasse im ersten
Stock die Aussicht auf den Hafen mit seinem Schiffsverkehr.
Am späten Nachmittag brechen wir dann zu unserem Standorthotel in
Dornbirn auf. Im ****Hotel ‚Hirschen’ - mir bereits bekannt - werden wir
nach dem Apèro-Empfang mit einem Vier-Gang-Menü verwöhnt. Für anhaltend
gute Stimmung sorgt ein Alleinunterhalter.
Das vorzügliche Frühstücksbuffet ist zwar ein feiner Einstieg in den
zweiten Reisetag, doch dann spielt das Wetter leider nicht so richtig
mit - es regnet mehr oder weniger stark. Das soll uns aber nicht stören,
wir wollen die unterschiedlichsten Erlebnisse auch dieses Tages
genießen.
Auf der Autobahn geht es bis Schaffhausen, wobei wir im Stadtgebiet den
Rhein überqueren und dann - schon im Gebiet der Gemeinde Neuhausen - vom
rechten Rheinufer vom Schlößli Wörth aus das Naturschauspiel des
Rheinfalles beobachten. Mit einem Schiff von Rhyfall Mändli fahre ich
mit einem Teil der Gäste zum Felsen in der Mitte des Falles, wo sich die
Kantone Schaffhausen und Zürich berühren. Wasser unter uns und Wasser
von oben, denn es regnet nach wie vor. Aber das kann die Laune nicht
trüben - bei derart beeindruckendem Geschehen rundum kann man ruhig ein
bißchen naß werden.
Im Kiosk beim Schlößli Wörth noch rasch ein paar Tafeln Schweizer
Schokolade gekauft und weiter geht es nach Baden-Württemberg. Auf der
Insel Mainau wollen wir ein paar Stunden die Blütenpracht genießen. Der
ständige leichte Regen stört nicht; es ist wohl so, daß bei Regen die
Luft klarer ist und die Farben der Blüten sogar besser zur Geltung
kommen.
Wer will, kann mit dem Insel-Bus zum Schloß fahren und von dort
ausschwärmen. Aber auch der Fußweg zum Schloß hat seinen Reiz;
Palmenhaus mit Orchideenschau sowie Schmetterlingshaus können
angesteuert werden.
Da genügend Zeit zur Verfügung steht, kann sogar die ganze Insel zu Fuß
umrundet werden. Die vielen Besucher verteilen sich und genießen die
einmalige Atmosphäre der Insel.
Aber einmal heißt es doch Abschied nehmen. Wir müssen ja schließlich zurück ins ‚Ländle’ zu unserem feinen Hotel fahren. Auf dem Weg dorthin aber noch etwas, was zu einer Bodensee-Fahrt einfach dazugehört. Die Strecke von Konstanz nach Friedrichshafen legen wir mit dem Fährschiff zurück; niemand muß Gott Neptun opfern, wir genießen so richtig die für die meisten unter uns doch nicht alltägliche Schiffahrt.
Die Silhouette von Meersburg kommt in Sicht. Nicht weit ist es dann vom
Fährhafen bis zur Wallfahrtskirche Birnau, die sich prachtvoll über den
am Nordufer des Bodensees angelegten Weinbergen erhebt. Vom Inneren der
Kirche, das in barockem Glanz erstrahlt, sind wir alle überaus angetan,
von der Terrasse vor der Kirche genießen wir einen einmalig schönen
Blick über den See. Zu meiner Freude und natürlich auch zur Freude
vieler Gäste hat der Stand, an dem ein besonderer Honig, nämlich
Gelee-Royale, verkauft wird, geöffnet. Etliche Behälter werden im Bus
untergebracht.
Vom Regen während der Rückfahrt nach Dornbirn merken wir nichts - ich
zeige nämlich einen Film über die Geschichte der Luftschiffahrt. Diese
Ergänzung zum Besuch des Zeppelin Museums rundet unser Wissen um die
‚Fliegenden Zigarren’ ab.
Auch das
zweite Abendessen in unserem Hotel genießen wir so richtig, nach dem
Frühstücksbuffet müssen wir dann die Heimreise antreten. Doch weitere
Erlebnisse warten auf uns, wobei ich vorerst auf der uns bereits
bekannten Strecke einen Film über König Ludwig II. zeige. Einerseits
deshalb, da wir im Laufe des Tages an den Schlössern Hohenschwangau und
Neuschwanstein vorbeikommen, andererseits auch aus dem Grund, da vom 14.
Mai bis 16. Oktober 2o11 auf Schloß Herrenchiemsee die Bayerische
Landesausstellung 2o11 ‚Götterdämmerung - König Ludwig II. und seine
Zeit’ abgehalten wird. Vorbei an Bregenz, Lindau und Wangen geht es
durch die wunderbare Voralpenlandschaft nach Isny im Allgäu, wo wir kurz
Pause machen. Von unserem Busparkplatz bietet sich ein schöner Blick
über eine der gepflegten Anlagen. Leider können wir dann nur die sehr
schlichte evangelische Nikolaikirche besichtigen; das Innere der
Pfarrkirche St. Georg und Jakobus - von Kunsthistorikern als
‚Rokoko-Perle des Westallgäus’ bezeichnet - zu betreten ist uns infolge
Dachreparaturarbeiten leider verwehrt.
Weiter geht es, vorbei an Kempten und Füssen. Dort lohnt sich der Besuch
des Lechfalles, der wenig bekannt ist, der aber - mit dem gewaltigen
Rheinfall allerdings nicht vergleichbar - ein interessantes
Naturschauspiel bietet. Vor allem die Hochwassermarken lassen erkennen,
welche Gewalten hier toben können.
Dann taucht in der Ferne Schloß Neuschwanstein auf. Eine Besichtigung
ist bei der vorgegebenen Zeit natürlich nicht möglich, doch allein schon
der Anblick des Schlosses des Märchenkönigs durch die sich spiegelnden
Scheiben unseres Busses verzückt und läßt Lust auf einen Besuch
aufkommen.
Die Weiterfahrt geht in den ‚Pfaffenwinkel’ - die Gegend heißt ganz
offiziell wegen ihrer vielen Kirchen und Klöster so. Eine der
wunderbaren Kirchen ist unser nächstes Ziel. Die Wallfahrtskirche ‚Zum
gegeißelten Heiland in der Wies’ - kurz ‚Wieskirche’ - beeindruckt nicht
nur durch ihre einzigartige Lage sondern auch durch ihr Inneres, das
eine der wohl prächtigsten Schöpfungen des schwäbisch-bayerischen
Rokokos ist. Vor der Kirchenbesichtigung fallen wir aber in den mir von
früheren Reisen bekannten Gasthof Moser ein. Wie immer werden wir so
richtig verwöhnt - die bayerische Küche besteht den Test. Die Stimmung
ist so einzigartig, daß wir am liebsten lange geblieben wären. Doch der
Weg nach Hause ist noch weit und vorerst muß ja noch die nahe Wieskirche
besichtigt werden.
Nur ein paar Minuten Fahrzeit bis zum nächsten Halt, um trotz des Regens
den ‚Wallfahrtsort der Brückenbauer’ in Augenschein zu nehmen. So wird
nämlich die Echelsbacher Brücke bezeichnet, im Jahre 1929 errichtet mit
einer bis dahin nicht für möglich gehaltenen Bogenspannweite von 13o m.
Und noch einmal legen wir in Bayern einen kurzen Halt ein. Da unser Weg
direkt durch Ettal führt, ist die Kurzbesichtigung der großartigen
Klosterkirche der Benediktinerabtei naheliegend. Auch diese Kirche, ein
Zentralbau mit der vom Tiroler Johann Jakob Zeiller freskierten Kuppel,
beeindruckt überaus.
Über Garmisch und Seefeld geht es dann Richtung Inntal, die Ausblicke
auf die Tiroler Bergwelt sind einmalig. Vor der Wiltener Basilika in
Innsbruck muß ich dann gemeinsam mit einer Dame aus Innsbruck Abschied
nehmen, ein Tiroler Ehepaar fährt noch ein Stück weiter. Mit den übrigen
Gästen hat unser Fahrer Gustav noch einige Stunden Fahrzeit bis zu den
Ausgangspunkten in Oberösterreich vor sich.
***
Diese Reise hat wieder gezeigt, daß es einfach kein ‚schlechtes Wetter’
gibt. Wenn der Wille vorhanden ist, etwas Schönes zu sehen oder zu
erleben, dann stört auch ein bißchen Regen nicht. Die gute Stimmung
während der ganzen Fahrt hat dies bewiesen - und die Erinnerung an
unvergängliche Erlebnisse bleibt.
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