Berlin - Dresden - Prag

 

Drei Großstädte auf einer Fünf-Tage-Reise? Ist das denn zeitlich zu schaffen? Leidet da nicht die Gemütlichkeit? Ist da noch genügend Zeit für eingehendes Erforschen? Ja, es ist! Es ist sogar noch mit zusätzlichen Besichtigungen ganz gemütlich zu schaffen, denn die drei Städte sind voneinander gar nicht so weit entfernt wie es vielleicht von der Alpenrepublik aus scheinen mag.

Die Anreise am 13. Oktober 2o1o von Oberösterreich bzw. Tirol über Salzburg nach Berlin, vorbei an Nürnberg, Bayreuth und Dessau, bietet genügend Gelegenheit, uns auf die kommenden Tage ‚in Bild und Ton’ vorzubereiten. So kann ich bereits auf die zu erwartenden Erlebnisse einstimmen. Gegen Abend erreichen wir die ‚alte und neue’ Hauptstadt und können nach dem Abendessen wie richtige Berliner bummeln gehen.

Den ganzen zweiten Reisetag verbringen wir in Berlin, wobei uns am Vormittag ein einheimischer Gästeführer vom Bus aus und dann zu Fuß die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zeigt. Wir lernen nicht nur weltbekannte Gebäude kennen sondern auch verborgene Winkel. Viel erfahren wir über Geschichte und Gegenwart der Hauptstadt. Die mittägliche Stärkung wollen wir bewußt kurz halten, um den Nachmittag dann ausführlich nutzen zu können. Bei der Vielzahl der Möglichkeiten kann jeder Gast das für ihn Interessante herauspicken, wobei ich natürlich mit Rat und Tat zur Seite stehe. Bei einer gemütlichen Schiffahrt auf der Spree beispielsweise kann das neue Regierungsviertel ‚von der Wasserlinie aus’ in Augenschein genommen werden, wobei die Anlegestelle der Schiffe nicht weit von der Museumsinsel entfernt gelegen ist. Da bietet sich ein Besuch eines der Museen, vor allem aber des Pergamon-Museums, geradezu an. Von früheren Besuchen kann ich mit entsprechenden Unterlagen dienen. Die an Donnerstagen bis 22.oo Uhr verlängerte Öffnungszeit kommt uns natürlich sehr gelegen.

Nach zwei Nächten in unserem Berliner Hotel heißt es aber Abschied nehmen und von der nunmehrigen Hauptstadt in die alte preußische Hauptstadt, nämlich nach Potsdam, hinüberwechseln. Dort erwartet uns ein besonderes Erlebnis - nicht ohne Grund hat die UNESCO Schloß Sanssouci zum Weltkulturerbe sowie den Schloßpark zum Weltnaturerbe erklärt. Trachten wir, möglichst zeitig Einlaß in das wunderbare im friderizianischen Rokoko errichtete Schloß zu erlangen. Gedenken wir Friedrich II., der hier ‚ohne Sorgen’ seinen philosophischen und musischen Neigungen hat nachgehen können und erfreuen wir uns an der kunstvollen Ausstattung sowie den im Überfluß zur Schau gestellten Kunstgegenständen. Am anschließenden Blick über die prachtvollen Weinbergterrassen in den großen Schloßpark können wir uns noch sattsehen, ehe wir weiter müssen, wartet doch in Meißen ein weiterer Höhepunkt auf uns.

Weltbekannt wurde Meißen durch das Meißener Porzellan, das ‚Weiße Gold’, dessen Markenzeichen die kobaltblauen gekreuzten sächsischen Kurschwerter sind. Nach der Erfindung des europäischen Porzellans durch den Apothekergehilfen Johann Friedrich Böttger und den Naturwissenschafter Ehrenfried Walther von Tschirnhaus ließ Kurfürst August der Starke die von ihm im Jahre 171o gegründete Porzellan-Manufaktur auf der Meißner Albrechtsburg einrichten. Seit 1864 befindet sich diese im Triebischtal, wo wir die Gelegenheit nützen müssen, in der Schauwerkstatt und in den Schauräumen umfassend informiert zu werden.

Wann sonst als im Gedenkjahr zur 3oo. Wiederkehr der Gründung der Porzellanmanufaktur können wir noch ein derart umfangreiches Fest- und Ausstellungsprogramm erleben? Der Besuch der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen - so lautet der offizielle Name - ist daher heuer geradezu Pflicht.

Schauen wir in der Schauwerkstatt den Drehern, Formern und Bossierern (diese fügen die Figurenteile zusammen) sowie den Unterglasur- und Aufputzmalern über die Schulter. Wir erkennen zwangsläufig, daß sich die hochgeschätzte Individualität des Meißner Porzellans aus Handformung und Handmalerei ergibt.

Der erlebnisreiche Tag ist aber noch nicht zu Ende. Nachdem wir in Meißen Gelegenheit gehabt haben, mit dem wohl bekanntesten sächsischen Kurfürsten, nämlich mit August dem Starken, bekannt gemacht zu werden, wollen wir - zumindest von außen, falls die Zeit bereits zu weit fortgeschritten sein sollte - eines seiner schönsten Schlösser in Augenschein nehmen. Es ist das Schloß Moritzburg, ein prachtvoller Barockbau inmitten eines Sees. Mit seinen vier runden Ecktürmen ist es eines der sächsischen Wahrzeichen schlechthin.

Am Abend erreichen wir Dresden, wo wir wieder für zwei Nächte im gleichen Hotel bleiben. Am Morgen des vierten Reisetages vertrauen wir uns einer einheimischen Stadtführerin an, die uns die Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen zuerst vom Bus aus und dann zu Fuß nahebringt. In der Zeit bis Mittag können wir natürlich nicht all das Schöne, das das aus Kriegstrümmern wiedererstandene Dresden zu bieten hat, in Augenschein nehmen. In der fast zur Gänze originalgetreu aufgebauten Stadtmitte ist aber die Besichtigung des Zwingers, der Semperoper, des Schlosses, der katholischen Hofkirche, des Fürstenzuges sowie der am 3o. Oktober 2oo5 nach ihrem Wiederaufbau ein zweites Mal geweihten Frauenkirche ein unbedingtes ‚Muß’.

Nach diesem weiteren so interessanten und abwechslungsreichen Vormittag fragt sich vielleicht so mancher Gast, ob denn der Nachmittag noch eine Steigerung wird bringen können. Eine Steigerung hinsichtlich des Erlebten sicherlich nicht, aber dafür bekommen wir ganz andere Eindrücke vermittelt. Einerseits Natur, andererseits das wehrhafte Sachsen.

Wir fahren mit unserem Bus elbeaufwärts. Die Sächsische Schweiz, wissenschaftlich Elbsandsteingebirge genannt, ist unser Ziel, wobei wir vorerst die Festung Königstein ‚stürmen’ wollen. Auf dem tafelbergartigen Königstein thront diese Festung gleichen Namens. Die wahrscheinlich anfangs des 13. Jahrhunderts angelegte und bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ständig ausgebaute Festungsanlage ist in keinem Krieg erobert worden; sie hat nicht nur als Gefängnis sondern in Krisenzeiten dem Dresdner Hof als Zufluchtsstätte und zur Unterbringung des Staatsschatzes gedient. Auf dem Felsplateau finden wir über 3o verschiedenartige Bauwerke, darunter die älteste erhaltene Kaserne Deutschlands, das Proviantmagazin und die Garnisonkirche. Werfen wir im Brunnenhaus einen Blick in den 152.5 m tiefen Brunnenschacht, informieren wir uns aber auch über die Einrichtung des Arbeitszimmers des Festungskommandanten.

Auf der Elbebrücke von Bad Schandau können wir mit unserem Bus zum rechten Flußufer übersetzen und erreichen schon bald den nächsten Höhepunkt des Tages, nämlich eine wildromantische Felsenwelt, die man durchwandern oder in der man kraxeln kann. Wir fahren möglichst nahe an die Bastei, kein Bollwerk - wie vielleicht der Name sagen würde - sondern ein stark zerklüftetes Felslabyrinth, heran, müssen aber die letzten paar hundert Meter zu Fuß gehen oder können - ganz romantisch - mit der Kutsche fahren. Dann aber genießen wir den überwältigenden Ausblick von der Basteibrücke. Der Blick in das Tal mit der träge fließenden Elbe und ihrem Schiffsverkehr ist genauso gewaltig wie die Betrachtung des Hinterlandes. Wir können noch lange vom Gesehenen träumen.

Aber einmal geht auch die schönste Reise zu Ende. Der fünfte und letzte Reisetag bringt aber insoferne noch ein ‚Erlebnis Natur’, als wir auf gänzlich anderer Strecke die Sächsische Schweiz durchfahren. Nach der böhmischen Grenze erreichen wir Teplitz und fahren dann flott bis Prag durch, wo uns eine einheimische Stadtführerin erwartet. Natürlich können wir nicht in einigen Stunden die ganze Schönheit der ‚Goldenen Stadt’ in uns aufnehmen, doch können wir von der Innenstadt doch einen bleibenden Eindruck mitnehmen. Karlsbrücke mit Blick auf den Hradschin, Altstädter Ring mit Altstädter Rathaus, Hus-Denkmal und Teynkirche, Graben mit Pulverturm und Repräsentationshaus sowie Wenzelsplatz mit dem Denkmal des hlg. Wenzel sind nur einige Stationen, die Erinnerungen an frühere Pragbesuche wecken oder Lust auf eine eigene Prag-Reise aufkommen lassen.

Am Nachmittag geht es über das Mühlviertel zurück zu den Ausgangspunkten der Reise, von der wir bleibende Eindrücke mit in unsere Heimat nehmen. In meinen reich bebilderten Reiserückblick nehme ich natürlich auch das Gruppenbild zur Erinnerung an gemeinsames Erleben hinein.