Einzigartige Erlebnisse im Elsaß

 


 

In der Vorschau für meine Dreitagefahrt habe ich aufgrund meiner genauen Kenntnis der Gegend etwas schwärmerisch auf ein zu erwartendes einzigartiges Erlebnis hingewiesen. Tatsächlich ist dann im Elsaß, dieser von Natur und Kunstschaffen begnadeten Region, auch dieses Erlebnis eingetreten.
 


 

Schon auf der Anreise stimme ich meine Gäste mit Filmen über das Elsaß im allgemeinen und die Hauptstadt Straßburg im besonderen ein. Die Strecke ab Landeck bietet sich dazu hervorragend an, von den Tunnels merken die Gäste praktisch nichts. So sind wir auf einmal im Ländle und streben dann nach Durchfahren des Pfändertunnels auf gut ausgebauter Bundesstraße, links und rechts von Obstbäumen und dann auch von Hopfengewächsen begleitet, einem Pausenziel zu, das unübersehbar die Weingärten am Nordufer des ‚Schwäbischen Meeres’ überragt, nämlich der Wallfahrtskirche Birnau. Die Innenbesichtigung dieses von Peter Thumb geschaffenen Barockjuwels ist natürlich auch im Hinblick darauf, daß ich am zweiten Reisetag ein weiteres Kunstwerk dieses Vorarlbergers zeigen werde, Pflicht. Beim Betreten der Kirche begrüßen uns drei Gedenktafeln, die auf Besuche hoher und höchster geistlicher Würdenträger hinweisen. Der Gesamteindruck der von Papst Paul VI. im Jahre 1971 zur Basilika Minor erhobenen Kirche ist einfach überwältigend.
 


 


 

Über dem zarten Rosa der Kirche spannt sich der blaue Himmel, von der Terrasse bietet sich ein nicht zu überbietender Blick über den See. Lange könnten wir hier verweilen, doch wir haben ja noch einen weiten Weg zurückzulegen.
 


 


 

Die Mittagspause sehe ich nicht nur aus zeitlichen Gründen im Rasthaus ‚Im Hegau Ost’ vor. Der Hegau, die Landschaft nordwestlich des Bodensees, erhält seinen besonderen Reiz durch zwei Reihen von Vulkanen, die der Heimatdichter Ludwig Finckh des ‚Herrgotts Kegelspiel’ genannt hat. Vom Rasthaus aus genießen wir den ungewöhnlichen Blick auf die Vulkanschlote. Ganz einsam steht unser feiner Bus vor einem im Hintergrund aufragenden Vulkanschlot, da wir uns alle mit der Küchenmannschaft des Rasthauses auf die frisch zubereiteten Speisen freuen - ein Vorgeschmack auf die Eßkultur im Elsaß.
 


 


 

Während der Mittagspause geht bereits ein leichter Regenguß nieder, die Durchquerung des landschaftlich so schönen Schwarzwaldes erfolgt dann bei Blitz und Donner sowie wolkenbruchartigen Güssen. Aber schon ab Freiburg lacht wieder die Sonne, auf der Autobahn geht es flott nach Kehl, wo wir den Rhein Richtung Straßburg überqueren. Auf kürzestem Weg erreichen wir unser Hotel, gilt es doch, nach Erledigung der Formalitäten rasch zum Münsterplatz zu gelangen, wo wir uns mit unserer Stadtführerin Dominique treffen wollen. Da wir mit dem Bus nicht in die Stadtmitte fahren können, wählen wir ein den Verkehrsverhältnissen von Straßburg ideal angepaßtes Verkehrsmittel, nämlich die moderne Straßenbahn. Drei Stationen direkt vom Hotel weg, zu Fuß ist es dann zum Münster nicht mehr weit.
 


 

Pünktlich treffen wir unsere Stadtführerin, die uns auf einem zwar kleinen aber sehr informativen Rundgang nicht nur viel aus Geschichte und Gegenwart Straßburgs erzählt sondern uns auch in anschaulicher Weise  über die wichtigsten Bauwerke der Altstadt und vor allem über das Münster aufklärt. Aufgrund der doch ziemlich hohen Temperaturen versammeln wir uns im Münster, wo wir ihren Ausführungen lauschen. So erfahren wir auch viel Interessantes über die astronomische Uhr und darüber, daß der geplante zweite Turm wegen des für den Untergrund zu großen Gewichts nicht hat gebaut werden können.
 


 


 

Nach Verlassen des Münsters werfen wir noch einen Blick auf Fensterrose und Turm, dessen gewaltige Höhe von 142 Metern durch die Perspektive als gar nicht möglich erscheinen mag. Wie nicht nur in vielen Bereichen (auch der Kunst) ist es auch hier einfach nur eine Frage des Standpunktes!
 


 

Sodann spaziert Dominique mit uns durch den umliegenden Altstadtbereich. Viel gilt es zu bestaunen, wie Fachwerkhäuser, Innenhöfe, Giebel, aber auch Aufschriften und die elsässischen Straßenbezeichnungen. Mancherorts folgen die Gäste den Ausführungen der Stadtführerin im Schatten sitzend, dann geht es wieder gemeinsam weiter.
 


 


 

Die eineinhalb Stunden für die Stadtführung vergehen allzu rasch, bis zum gemeinsamen Abendessen in einem landestypischen Restaurant nützen wir die Zeit für weitere Erkundungen. Da sich die zwischenzeitlich bedrohlich aufgehäuften Gewitterwolken wieder verzogen haben, kommt mir die Abendsonne gerade recht, um die Westfassade des Münsters im strahlenden Licht festzuhalten.
 


 

Dann folgt das Abendessen, auf das wir alle gespannt warten. Ist die Kost wirklich so ‚deftig’, wie ich angekündigt habe? Was ist so besonders? Da jeder Gast von mir den Menüplan erhalten hat, ist aber dann doch niemand überrascht - es ist eigentlich ein ganz ‚normales’ Essen. Die Vorspeise ist ‚Elsässer Zwiebelkuchen’, eine Spezialität, die allerdings etwas ‚schwer’ ist, aber vorzüglich schmeckt. Vor allem aber mit einem Stamperl ‚Hochprozentigem’ leicht verdaulich. Die angeregten Gespräche der Gäste, die sich teils von früheren Reisen kennen, die aber ansonsten schon am ersten Tag Kontakt zueinander finden, bestätigen mir, daß dieser gut gelaufen ist. Da es Abend ist, darf auch ich ein Gläschen leeren.
 


 


 


 

Allzulange wollen wir aber das gemütliche Beisammensein im Restaurant nicht ausdehnen, da auch der zweite Reisetag ziemlich früh beginnen muß, um all das Schöne, das ich zeigen will, in Ruhe genießen zu können. Mit der Straßenbahn fahren wir zurück ins Hotel, wo nur noch kurz die Bar aufgesucht wird.

Den ganzen zweiten Reisetag habe ich – wie von mir in der Vorschau geschildert – für einige ‚Gustostückerln’ vorgesehen, da es zeitlich nicht möglich ist, die ganze Elsässische Weinstraße mit allen ihren Weinbergen und Winzerdörfern an einem Tag zu bewältigen. Wir fahren somit die Autobahn illaufwärts und beginnen mit dem kleinen Dorf Ebersmünster, das durch seine Abteikirche St. Mauritius ein barocker Anziehungspunkt ersten Grades ist.
 


 


 

Der lichtdurchflutete keineswegs überladen wirkende Innenraum der Kirche mit seinen Benediktfresken, der Samson-Kanzel und der Silbermann-Orgel weist zwar auch die Handschrift des Vorarlberger Baumeisters Peter Thumb auf, unterscheidet sich aber doch wesentlich von der Wallfahrtskirche Birnau. Ein Genuß für das Auge; die Vorbereitung für die nachmittägliche Trauung ist im Gange, bei der dann wohl auch die Orgel zu hören wäre.
 


 

Wir aber müssen weiter zu unserem nächsten Ziel, hoch oben in den Vogesen. Zuvor aber machen wir noch dort Halt, wo sich die Straße durch die Weinberge hinaufschlängelt. Einerseits fasziniert schon der Blick auf die Hochkönigsburg, andererseits werden wir alle von den doch schon relativ großen Trauben angezogen – es ist ja schließlich schon Ende Juni. Wieder einmal steht unser Bus ‚verlassen in der Landschaft’, da die Gäste zum Photographieren der Rebstöcke ausgeschwärmt sind.
 


 


 

Dann aber erreichen wir die auf einem abgeflachten Kegelberg inmitten des Schlettstadter Waldes gelegene ‚grandiose Märchenresidenz eines deutschen Kaisers’, nämlich die gewaltige Hochkönigsburg. Seit dem Dreißigjährigen Krieg ist sie Ruine gewesen; nach 1899 hat sie der deutsche Kaiser Wilhelm II. wieder aufbauen lassen - so, wie man sich eben eine mittelalterliche Residenz vorgestellt hat. Mit dem Burgführer streifen wir durch die Burggemächer und rollen Jahrhunderte unserer Geschichte auf. Natürlich stoßen wir auch auf ‚unseren’ Doppeladler, wir sehen aber auch im Modell den Zustand der seinerzeitigen Ruine.
 


 


 

Doch müssen wir der Burg, die eines der beliebtesten und interessantesten Ziele im Elsaß darstellt, den Rücken kehren. Durch den Blumenort Thannenkirch und das Winzerstädtchen Rappoltsweiler fahren wir nur durch, erblicken im Gelände – aber leider nur aus der Ferne – einige Störche und erreichen bald schon unser nächstes Ziel, die kleine Weinbauernstadt Reichenweier, mitten in Weinbergen gelegen. Gleich hinter dem Rathaus, durch dessen Torbogen die Altstadt betreten werden kann, habe ich die Abfahrtsstelle vom Winzerexpreß in Erinnerung. Tatsächlich steht der Zug auch dort - die nächste Abfahrtszeit wäre erst in einer guten Stunde gewesen. Rasch treibe ich den Fahrer auf und in einer Sonderfahrt geht es durch die Stadt und hinauf in die Weinberge - Tonbanderklärung in deutsch inbegriffen.
 


 

Von den Weinbergen blicken wir auf die roten Dächer der Kleinstadt, die ihr malerisches Ortsbild erhalten hat, hinunter. Das ist ‚das Elsaß’, wie es in den Vorstellungen besteht und wie es die Gäste erwarten. Eitel Freude und Wonne rundum!
 


 

Dann aber wieder zurück in die Gassen und Innenhöfe, wo sich eine ‚Winstub’ an die andere reiht. Aber auch Stehbuffets mit Crepes sind begehrte Anlaufstätten.
 


 


 

So vergeht wieder die Zeit. Wir müssen aber weiter nach Colmar, ist doch die Weinverkostung bestellt. Die Fahrt durch die anmutige Landschaft ist rasch bewältigt, im Weingut Karcher ist schon alles für die Weinverkostung mit anschließender Führung durch den Weinkeller vorbereitet. Herr Karcher weiht uns mit launigen Worten in die Geheimnisses des elsässischen Weins ein und serviert uns zu den Proben eine Spezialität der Region, nämlich ‚Gugelhopf’. So lernen wir neben dem ‚Zwiebelkuchen’ noch eine weitere kulinarische Besonderheit kennen.
 


 


 


 

Nach dieser gemütlichen Zeit beim Winzer muß ich es schaffen, meinen Gästen noch zwei Freuden bis zum zeitlich und örtlich bereits feststehenden Abendessen zu bereiten. Den Besuch des Unterlinden-Museums mit dem Isenheimer Altar sowie eine Fahrt mit dem ‚Bummelzug’ gilt es unterzubringen. Und es gelingt! Durch schmale Gassen mit Fachwerkhäusern wandern wir zum kunsthistorischen Ziel ersten Ranges, nämlich zum Unterlinden-Museum. Allein schon der Kreuzgang des ehemaligen Dominikanerinnenklosters wäre einen Besuch wert, dann aber der Altar. Früher haben seine Flügel aufgeklappt werden müssen, um die einzelnen Tafeln besichtigen zu können. Nunmehr sind die Teile hintereinander aufgestellt, was wohl ungewohnt erscheinen mag, aber dem interessierten Besucher sehr entgegenkommt.
 


 


 

Von Matthias Grünewald und seinem Werk - die Tafel der Kreuzigung Christi ist die größte Kreuzigungsdarstellung der abendländischen Malerei - müssen wir wieder in die Gegenwart zurückfinden und vier Jahrhunderte überspringen. Wir verlassen das Museum und können schon Minuten später in den ‚Bummelzug’ einsteigen, der uns durch die engen und winkeligen Gassen der Altstadt bis ins Gerberviertel bringt. Ein schöner Blick reiht sich an den anderen, die Begeisterung fährt im Zug mit!
 


 


 


 

Die Zeit teilen wir so ein, daß wir nach der Bummelzugfahrt gleich die paar Meter zum Restaurant gehen können, um das wieder vorbestellte Abendessen einzunehmen. Mit dem Drei-Gang-Menü bekommen wir wieder Typisches aus dem Elsaß serviert. Daß der ‚Elsässer Speckkuchen’ eine gewisse Ähnlichkeit mit dem am Vorabend in Straßburg servierten ‚Zwiebelkuchen’ haben muß, liegt auf der Hand. Es schmeckt aber wieder! Nunmehr stößt auch unser Fahrer wieder zu uns, der uns vom Restaurant abholt. Zurück geht es nach Straßburg, wo etliche Gäste noch in der Hotelbar bei einem Glas Wein den Tagesablauf vorbeiziehen lassen.

Am Morgen des dritten Reisetages heißt es Abschied nehmen von einer bezaubernden Landschaft mit freundlichen Menschen und von einer interessanten Region mit wunderbaren Werken der bildenden Künste. Aber noch steht in Straßburg ein letzter Höhepunkt bevor, nämlich die Panoramaschiffahrt. Bei dem herrschenden Prachtwetter  m u ß  die Fahrt im verglasten Boot auf den Flußarmen der Ill etwas ganz Besonderes werden. Die Erwartungen werden voll erfüllt, über Kopfhörer erhalten wir alle Informationen zu den Sehenswürdigkeiten links und rechts der Ill.
 


 

Wie immer geht die Fahrt in das frühere Gerberviertel und zu den Befestigungsanlagen; die verschiedenen Wasserstände überwinden wir mit Hilfe von zwei Schleusenanlagen. Dann geht es an den Prachtbauten des Kaiserviertels vorbei zu den modernen Bauten der Europäischen Institutionen. Eine gute Stunde auf dem Wasser - eine Freude für Auge und Ohr. Ein überaus gelungener Abschluß!
 


 

Vom Schiff heißt es dann in unseren vertrauten Bus umsteigen, wobei die Heimfahrt vorerst nach Norden Richtung Karlsruhe geht, um dann nach Osten zu führen. Im Rasthaus Sindelfinger Wald lassen wir uns noch einmal kulinarisch verwöhnen; hier können wir beim Zubereiten der Speisen zusehen und sogar Wünsche äußern. Vor der Weiterfahrt habe ich dann Gelegenheit, die ganze Gruppe vor unserem Bus ins Bild zu bekommen.
 


 

Durch das liebliche Alpenvorland fahren wir Richtung Füssen und dann nach Tirol, wobei ich in Reutte noch eine Kaffeepause vorsehe. Dabei werden wir vor dem Cafe Valier mit Musik empfangen, da die Schüler der Musikschule Reutte ihr Abschlußkonzert geben. Einen schöneren Empfang in der Heimat könnten wir uns wohl nicht vorstellen. Im Kaffeehaus werden wir dann noch verwöhnt. Unseren Fahrer Hans - im Gespräch mit einem Ehepaar aus dem Ötztal - bekomme ich auch noch ins Bild. Die drei Tage hindurch hat uns Hans so hervorragend durch die Lande gefahren.
 


 


 

Durch das Gurgltal und dann ab Imst auf der Autobahn geht es zurück zu den Ausgangsorten im Wissen, daß wir die dreitägige Reise zeitlich bestens genützt haben und viele schöne Erinnerungen mit nach Hause bringen.