Bezauberndes Elsaß
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Eine Landschaft für
Genießer, ein ideales Reiseziel, wenn Sie nur wenige Tage Zeit
haben, sich aber etwas Besonderes gönnen wollen: Die
sonnendurchfluteten Ausläufer der Vogesen, die wunderbaren Weine,
die feinen Restaurants und urigen ‚Winstuben’ mit der bekannt guten
Küche, die heimeligen Städtchen mit ihren Fachwerkbauten, die
Zeugnisse der bildenden Künste, aber auch die Störche – das alles
macht eine Reise durchs Elsaß zum einzigartigen Erlebnis.
Wenn Sie also dieses
einzigartige Erlebnis genießen wollen, folgen Sie mir am 26. Juni
2oo9 auf eine Dreitagefahrt in diese begnadete Region. Unsere Reise
beginnt in Tirol und führt uns durch das Ländle und auf
landschaftlich interessanter Strecke nördlich des Bodensees – mit
Blick auf die Schweizer Alpen – und durch den südlichen Schwarzwald
nach Freiburg im Breisgau und sodann rechtsrheinisch auf der
Autobahn nach Norden. Die Landschaft rechts des Rheins, also in
Baden, ist dabei das Spiegelbild der gegenüberliegenden elsässischen
Seite der Rheinebene. Was östlich des Rheins der Schwarzwald, sind
westlich dieses Stromes die Vogesen. Möglichst noch am mittleren
Nachmittag wollen wir Straßburg, seinerzeit im Rahmen des Deutschen
Königreichs Freie Reichsstadt und heute Sitz etlicher
internationaler Organisationen, erreichen. Im Holiday Inn Strasbourg
City Centre, unserem Standorthotel (bitte Badesachen für das
Hallenbad nicht vergessen!), beziehen wir unsere Zimmer.
Sodann wartet ein
kunsthistorisches Erlebnis ersten Ranges auf uns, nämlich ein
geführter Rundgang durch die elsässische Hauptstadt, wobei wir uns
heute auf die Altstadt beschränken. Mit seinem hochragenden Münster
‚Unserer lieben Frau’ hat Straßburg ein Wahrzeichen, wie es erst
gesucht werden muß. Es ist eines der bedeutendsten Denkmäler
abendländischer Baukunst und spiegelt die ganze Stilentwicklung von
der romanischen bis zur spätgotischen Zeit wider. Da der 142 m hohe
Turm aus der Nähe kaum in seiner vollen Höhe im Bild festgehalten
werden kann, habe ich für uns aus dem mit Kunstwerken gesegneten
Inneren neben der Fensterrose der Westfassade noch die Astronomische
Uhr festgehalten, die jeden Mittag um 12.3o Uhr Scharen von
Besuchern anlockt.
Mit seinen zahlreichen
Bürgerhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert bewahrt Straßburg
immer noch den Charakter der alten deutschen Reichsstadt, zeigt aber
nach der Einverleibung in das französische Königreich unter Ludwig
XIV. natürlich auch viele Einflüsse französischen Baustils. So
erfreuen wir uns bei unserem Rundgang einerseits am Leben und
Treiben in den von Fachwerkhäusern eingerahmten Straßen und Gassen,
andererseits aber ganz besonders am wohl schönsten alten Bürgerhaus
der Stadt, dem Kammerzellschen Haus mit seinem steinernen Erdgeschoß
und dem Fachwerkoberbau.
Wir durchstreifen das alte
Gerberviertel und stoßen wieder auf alte Fachwerkhäuser. Wir
entdecken die Gedeckten Brücken, die die in vier Arme geteilte Ill
überspannen, sowie die noch erhaltenen vier Türme der
mittelalterlichen Befestigung. Der beste Überblick bietet sich vom
Vauban-Wehr, benannt nach dem Schöpfer der bereits unter König
Ludwig XIV. geschaffenen neuen Befestigungsanlagen.
Die Stadtführung endet dort,
wo sie begonnen hat, nämlich am Münsterplatz. Dort nehmen wir in
einem feinen Restaurant das Abendessen ein und können anschließend
bei einem kleinen Bummel noch das abendliche Leben sowie vor allem
den Blick auf das beleuchtete Münster genießen. Zu spät soll es
allerdings nicht werden, da wir am Morgen des zweiten Reisetages zu
einer besonders reizvollen Möglichkeit, das Elsaß kennenzulernen,
aufbrechen. Wir fahren nämlich nach Colmar, wobei es allerdings
unmöglich ist, auf dem Weg dorthin die ganze elsässische Weinstraße,
die von Marlenheim im Norden nach Thann im Süden führt, zu befahren
und alle ihr Schätze, die Natur und Kunst bieten, auch nur
oberflächlich zu besichtigen. So müssen wir uns auf einige
Gustostückerln, die ich für Sie herausgepickt habe, beschränken.
Von der Fahrt den Bodensee
entlang kennen Sie die wohl schönste Barockkirche der
Oberschwäbischen Barockstraße, nämlich die Wallfahrtskirche St.
Maria in Birnau. Dort hat der Vorarlberger Peter Thumb als
Baumeister in Zusammenarbeit mit dem Stuckateur und dem Freskanten
ein wunderbares Gesamtkunstwerk geschaffen. Dieser Peter Thumb ist
auch im Elsaß tätig gewesen und hat – wie Kunsthistoriker vermelden
– die schönste Barockkirche dieser Landschaft gebaut, nämlich die
Abteikirche St. Mauritius in Ebersmünster. Diese Kirche ist unser
erstes Ziel.
Schon von weitem erkennen
wir die drei Zwiebeltürme dieser Kirche. Der Innenraum zeigt dann
eine barocke Prachtentfaltung, die aber im Gegensatz zu Birnau oder
anderen Barockkirchen keineswegs überladen ist. Das Auge wird also
nicht überanstrengt; gerne erkläre ich Ihnen die Fresken, den
Hochaltar sowie eine Besonderheit, nämlich Samson mit dem Löwen als
Trägerfigur der Kanzel.
Für das nahegelegene
Schlettstadt, der Stadt der Humanisten mit einer Bibliothek von
Weltgeltung, müßten wir zumindest einen halben Tag einplanen,
weshalb wir auf einer Fahrt durch Weinberge ein in kürzerer Zeit zu
bewältigendes aber nicht minder eindrucksvolles Ziel ansteuern,
nämlich die imponierende Hochkönigsburg, die ‚grandiose
Märchenresidenz eines deutschen Kaisers’.
Mit ihrer stolzen Länge von
etwa 27o Metern liegt die Burg auf einem abgeflachten Kegelberg
inmitten des Schlettstadter Waldes. Sie sieht von außen so aus wie
man sich üblicherweise eine mittelalterliche Ritterburg vorstellt
mit Wehranlagen, Türmen, Mauern und Höfen. 1899 hat die Gemeinde
Schlettstadt die von schwedischen Soldaten im Dreißigjährigen Krieg
zerstörte Burg, die seither Ruine gewesen ist, dem deutschen Kaiser
Wilhelm II. zum Geschenk gemacht. Dieser hat das Gemäuer von seinem
‚Burgen-Fachmann’ Bodo Ebhardt zur mittelalterlichen Residenz
ausbauen lassen. Heutzutage ist die Burg eines der beliebtesten
Ziele der Elsaß-Besucher.
Stundenlang könnten wir im
Burggelände verweilen, doch müssen wir weiter. Über das
Winzerstädtchen Rappoltsweiler führt uns unser Weg zur kleinen
Weinbauernstadt Reichenweier, dem ‚elsässischen Rothenburg’. Auf dem
Weg dorthin habe ich früher Störche entdeckt, ob sie uns auch auf
dieser Reise wieder begrüßen?
In Reichenweier wollen wir
einen längeren Aufenthalt einlegen, denn keine andere Stadt im Elsaß
hat sich ihr historisches Erscheinungsbild so unverfälscht erhalten
können. Der vielleicht meistbesuchte Ort an der elsässischen
Weinstraße besticht durch seine wohlerhaltenen Mauern und Wehrtürme
und die zahlreichen vor allem aus der Zeit der Gotik und der
Renaissance stammenden Häuser, die in ihrer Gesamtheit ein äußerst
malerisches Ortsbild ergeben. Hier wollen wir auch zu Mittag essen,
wobei sich unzählige ‚Winstuben’ anbieten.
Und noch etwas wollen wir in
Reichenweier unternehmen. Eine Fahrt mit dem ‚Winzerexpreß’ in die
Weinberge. Von der Stadt aus können wir diesen auf der Kuppe eines
der Rebhänge erkennen; den Blick von oben über diese auf die Stadt
habe ich bereits im Eingangsbild festgehalten. Sollten wir in den
Rebhängen ein Fahrzeug mit Tiroler Kennzeichen sehen, brauchen wir
nicht erstaunt zu sein – wir Tiroler wissen ja, wo es wunderbare
Gegenden gibt.
Auch in Reichenweier und
Umgebung könnten wir noch lange verweilen, doch habe ich die Zeit so
eingeteilt, daß wir um 15 Uhr unser Tagesziel, die seinerzeitige
Freie Reichsstadt Colmar, heute Hauptstadt des Départements
Oberelsaß, die mit ihren malerischen Bürgerhäusern und ihrem
Reichtum an Kunstwerken einer der Hauptanziehungspunkte im Elsaß
ist, erreichen. Mit unserem Bus fahren wir direkt zum Winzer, um im
Zuge von Weinverkostung und Kellerführung viel Interessantes über
den Weinbau und insbesondere den elsässischen Wein zu erfahren.
Dann aber bleibt noch
genügend Zeit, um die Altstadt auf ihren engen und winkeligen
Gassen, die von zahlreichen Bürgerhäusern aus dem 16. und 17.
Jahrhundert gesäumt sind, zu durchwandern. Es gilt aber auch
zahlreiche Fachwerkhäuser zu bewundern, insbesondere im
Gerberviertel. Genießen wir von den Brücken über die Lauch den Blick
auf Klein-Venedig, wo malerische alte Häuser und Weiden den Fluß
säumen.
Eine bequemere und wohl auch
schnellere Art und Weise, die Altstadt zu erforschen und bequem bis
Klein-Venedig zu kommen, ist die Fahrt mit dem ‚Bummelzug’, der
direkt vor dem Unterlinden-Museum abfährt. Dabei geht es an der
Pfarrkirche St. Martin vorbei, die in der Revolutionszeit
vorübergehend Kathedrale gewesen ist.
Bei all dem Schönen und
Interessanten, das es in der Altstadt zu sehen gibt, dürfen wir
einen kunsthistorischen Höhepunkt nicht außer Acht lassen, der
unzählige Colmar-Besucher anzieht. Es ist das ehemalige
Dominikanerinnenkloster Unterlinden. Ob wir dort den frühgotischen
Kreuzgang bewundern oder im Unterlinden-Museum eine der vielen
Sammlungen (romanische und gotische Plastik, mittelalterliche
Malerei, Volkskunst, Kunsthandwerk, Zeitgenössische Kunst) in
Augenschein nehmen, es zieht uns wie jeden Besucher wohl magisch
immer wieder zum Hauptwerk des Museums, nämlich zum Isenheimer Altar
von Matthias Grünewald. Voll Ehrfurcht stehen wir vor einem der
größten und zugleich erschütternsten Werke der deutschen Malerei, in
glühenden Farben und voll übermächtiger Phantasie für das ehemalige
Kloster Isenheim bei Gebweiler gemalt. Staunen wir darüber, welche
Wandlung der Altar erfährt, wenn wir ihn zuerst mit geschlossenen
Seitenflügeln betrachten und dann nach der ersten und zweiten
Öffnung. Machen wir uns selbst ein Bild über die so
unterschiedlichen Darstellungen.
Ganz gleich, wie wir die Zeit in Colmar verbringen wollen, zum Abendessen in einem feinen Restaurant treffen wir uns alle wieder. Dort werden wir auch mit unserem Bus abgeholt, um müde von den Erlebnissen des Tages und voll mit unvergeßlichen Eindrücken zu unserem Hotel in Straßburg zurückzufahren. Am Vormittag des dritten
Reisetages bekommen wir in Straßburg noch einen weiteren Höhepunkt
geboten. Im Rahmen einer Panoramaschiffahrt, die uns vorerst um die
Altstadt führt, bewundern wir von den Flußarmen der Ill aus im
früheren Gerberviertel die alten Bauwerke am Wasser.
Einen Kontrast, wie er wohl
nicht größer sein kann, erleben wir im weiteren Verlauf der
Schiffahrt. Wir blicken auf die Prachtbauten des Kaiserviertels, die
im Zuge des Wiederaufbaues der im Krieg 187o/71 großteils zerstörten
Stadt errichtet worden sind. Wir kommen aber auch zu den fast
futuristisch anmutenden Bauten des ‚internationalen’ Straßburg,
nämlich der Europäischen Institutionen.
Auch wenn es noch viel zu
sehen gäbe, wir müssen von Straßburg und somit vom Elsaß Abschied
nehmen, wollen wir doch am Abend zurück in unserer Heimat sein. Über
Stuttgart, Ulm und Füssen fahren wir zurück nach Tirol, wobei der
Gesprächsstoff auf der Reise nicht ausgeht. Die Einblicke in
Geschichte und Kunstgeschichte, aber auch das Erlebte auf der
Weinstraße und in den Städten wollen verarbeitet werden, wobei ich
mit Bildern und Filmen zu einem abgerundeten Ganzen beitragen kann.
Unsere Gedanken kreisen weiterhin um dieses begnadete Land mit
seiner lieblichen Landschaft.
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