Frühling am Bodensee

 


 

Warum immer nur den Frühling weit im Süden erleben wollen, am und im ‚Schwäbischen Meer’ können wir doch ein Blütenmeer erleben, wie es farbenprächtiger und intensiver duftend gar nicht sein kann.

Lassen Sie sich von mir am 24. April 2oo9 zu einer dreitägigen Fahrt an den Bodensee verführen, um einerseits vor allem auf der Insel Mainau die bereits voll erwachte Natur zu genießen, um sich aber andererseits auch an Kultur und Technik zu erfreuen. Die Fahrt geht von Salzburg/Tirol aus und führt an München und Landsberg am Lech vorbei, wobei das erste Ziel Mindelheim ist.
 


 

Während von der Mindelburg der Blick über die Hügelwelt des Unterallgäus schweift, wollen wir die schmucke mittelalterliche Altstadt Mindelheims erforschen, aus der in erhabenem Glanz die barocke Pfarrkirche St. Stephan hervorsticht. Ein weiteres Gotteshaus findet unsere Aufmerksamkeit, nämlich die zum Jesuitenkolleg gehörige Kirche Mariä Verkündigung, ein barockisierter Renaissancebau. Ein schönes Giebelhaus neben dem anderen finden wir an der Maximilianstraße auf dem Weg vom Oberen Tor im Osten der Altstadt zum Unteren Tor. Am Marienplatz sticht das erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Rathaus ins Auge, vor dessen Erker Ritter Georg I. von Frundsberg über seine Stadt wacht – Anlaß, über das heuer wieder stattfindende Frundsbergfest zu plaudern.
 


 

Nach dem Mittagessen geht die Fahrt weiter zum Bodensee, wobei Friedrichshafen das Ziel ist. In dieser Messe- und Industriestadt gilt es, das im Hafenbahnhof untergebrachte Zeppelin Museum zu besichtigen, wobei sowohl der an Technik Interessierte als auch der Kunstfreund auf seine Rechnung kommt.
 


 

Das Zeppelin Museum beherbergt die weltweit bedeutendste Sammlung zu Geschichte und Technik der Luftschiffahrt, wobei eine der Attraktionen der originalgetreue Nachbau eines knapp 4o m langen Teils des 1937 durch Brand zerstörten Luftschiffes LZ 129 ‚Hindenburg’ ist. Die Abteilung Kunst im Obergeschoß spannt einen breiten Bogen über fünf Jahrhunderte vom Mittelalter bis zur Gegenwart und zeigt Gemälde und Skulpturen aus Bodenseeraum und Oberschwaben, darunter eine der bedeutendsten Otto-Dix-Sammlungen.
 


 

Bis zur Weiterfahrt zu unserem Tagesziel in Dornbirn kann noch der Schiffsverkehr auf dem Bodensee und der Luftschiffverkehr über diesem beobachtet werden, wobei sich das Hafengelände und die Uferpromenade hervorragend eignen. Wir nehmen auch gleich eines der Fährschiffe in Augenschein, mit dem wir am nächsten Tag den See überqueren wollen.
 


 

Am späten Nachmittag müssen wir aber zu unserem Tagesziel Dornbirn mit dem Standorthotel ‚Hirschen’ aufbrechen. Zwei Nächte bleiben wir in diesem ****Hotel.

Der zweite Reisetag bringt ebenfalls ein äußerst abwechslungsreiches Programm. Wir müssen schon relativ zeitig aufbrechen, um all das Schöne und Interessante in Ruhe in uns aufnehmen zu können, was auf dem Programm steht. Nach dem Frühstücksbuffet benützen wir nicht die bis Schaffhausen fast durchgehende Autobahn sondern fahren große Strecken den Bodensee und Rhein entlang, immer wieder die wunderbare Aussicht genießend. Vorbei an Konstanz und Stein am Rhein – diese Städte wären eigene längere Besuche wert! – ist Schaffhausen (oder eigentlich Neuhausen, denn im Gebiet dieser Gemeinde liegt der so imposante Rheinfall) unser Ziel. Da beim Schloß Laufen auf der linken Rheinseite wegen Errichtung eines neuen Besucherzentrums die Fußwege zum Rheinfall gesperrt sind, überqueren wir den Fluß oberhalb des Falles und fahren das Schlößli Wörth an. Das hat den Vorteil, daß wir vom rechten Ufer den ganzen Rheinfall überblicken können und gegebenenfalls noch eine wildromantische, aber absolut ungefährliche Schiffahrt zum gischtumbrausten Felsen in der Mitte des Falles unternehmen können.
 


 

Nach diesem ‚Abenteuer für Auge und Ohr’ heißt es vom Kanton Schaffhausen Abschied nehmen, das Bundesland Baden-Württemberg ist unser nächstes Ziel. Wir steuern die Insel Mainau an, die – so wie Lindau und die Reichenau – aber gar keine Insel mehr ist. Eine Blütenpracht erfreut das Auge, wie sie gewaltiger nicht sein kann. Allein entlang der Frühlingsallee können wir über 15.ooo Tulpen zählen, insgesamt dürfte die Millionengrenze an blühenden Pflanzen bestimmt überschritten werden. Ob es uns gelingt, einen weißen Pfau für einen Schnappschuß vor die Kamera zu bekommen?
 


 

Das Palmenhaus, das vielen Pflanzen Überwinterungsschutz bietet und in dem zur Zeit unseres Besuches die große Orchideenschau gezeigt wird, sowie das Schmetterlingshaus sind unbedingt anzusteuernde Ziele. So schön ein Verweilen an diesem wunderbaren Fleckchen Erde ist, wir müssen weiter. Nach Konstanz, der größten Stadt am Bodensee, ist es nicht weit. Von der Stadt können wir voraussichtlich nur den Hafen sehen, da wir uns - mit unserem Bus - auf das Fährschiff nach Meersburg einschiffen. Für so manch eine ‚Landratte’ vielleicht eine erstmalige Sensation, aber auch für alle anderen immer wieder ein Erlebnis. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen grüßt als modernes Wahrzeichen von Konstanz die ‚Imperia’ mit den Figuren von Papst und Kaiser auf ihren Händen.
 


 

Kurz nur währt die Überfahrt nach Meersburg; von dem sich dem Hafen nähernden Schiff aus wird die fast 3oo m lange Front barocker Bauten immer gewaltiger. In der Stadt gilt es dann, das romantische Ensemble von Altem Schloß und der von Fachwerkhäusern gesäumten Steigstraße zu besichtigen.
 


 

Aber damit ist der ‚kunsthistorische Teil’ des heutigen Ausflugstages noch nicht abgeschlossen – der Besuch der Wallfahrtskirche Birnau ein paar Kilometer westlich von Meersburg steht noch auf dem Programm. Über den am Nordufer des Bodensees angelegten Weinbergen erhebt sich dieses Barockjuwel, das als ‚basilica minor’ bereits von etlichen Päpsten besucht worden ist. Das Innere ist mit Fresken und phantasievollen Stuckaturen verschwenderisch ausgestattet – bewundern wir unter anderem den ‚Honigschlecker’.
 


 

Auf der Rückfahrt zu unserem Hotel in Dornbirn fahren wir immer wieder den See entlang, um so auch von der Nordseite den Schiffsverkehr und insbesondere auch die vielen Segelboote in Augenschein zu nehmen.
 


 

Nach der zweiten Nacht in unserem feinen Hotel müssen wir die Heimreise antreten, die aber neben der wunderbaren Voralpenlandschaft noch weitere ‚Schmankerln’ bietet. Vorbei an Bregenz, Lindau und Wangen fahren wir nach Isny im Allgäu, wo wir die erste Station einlegen. Einst geistliches Zentrum der Reformation ist die seinerzeit kleinste aller Freien Reichsstädte, deren Türme und Wehranlagen noch gut erhalten sind, heute heilklimatischer Kurort. Die äußerlich unscheinbare Pfarrkirche St. Georg erweist sich im Inneren als ‚Rokoko-Perle des Westallgäus’. Die benachbarte evangelische Nikolaikirche bietet sich schlicht und einfach dar.
 


 

Weiter geht die Heimfahrt, vorbei an Kempten und Füssen und dem Blick auf Neuschwanstein ist im Pfaffenwinkel die Wallfahrtskirche ‚Zum gegeißelten Heiland in der Wies’ - kurz ‚Wieskirche’ – unser nächstes Ziel. Die grünen Kuppen rundum und das majestätische Alpenpanorama verstärken noch die Wirkung der prächtigsten Schöpfung des schwäbisch-bayerischen Rokokos. Aus dem Zusammenspiel von Architektur, Stuck und Freskomalerei ergibt sich die einzigartige, von spielerischer Leichtigkeit und Eleganz geprägte Raumwirkung dieser Kirche.
 


 

Auf dem Weg nach Garmisch-Partenkirchen, dem Austragungsort der IV. Olympischen Winterspiele 1936 sowie der Alpinen Schiweltmeisterschaften 1978, kommen wir zuerst an Oberammergau, bekannt durch die Passionsspiele und als Heimat des vielleicht berühmtesten Lüftlmalers, nämlich Franz Seraph Zwinck, vorbei und fahren dann durch Ettal. Da die Benediktinerabtei direkt an der Durchgangsstraße liegt, bietet sich eine Besichtigung der großartigen Klosterkirche geradezu an. Herausragend im barocken Bau sind das Kuppelfresko des Reutteners Johann Jakob Zeiller sowie das Gnadenbild aus Carrara-Marmor.
 


 

Von Seefeld fahren wir schließlich bei einem Gefälle bis zu 16 % auf der Zirlerbergstraße ins Inntal hinunter, wobei sich prachtvolle Ausblicke ergeben. Wer immer noch nicht genug Barockkirchen gesehen hat, dem zeige ich gerne die Wiltener Basilika in Innsbruck mit ihren Deckenfresken von Matthäus Günther und ihren Stuckaturen von Franz Xaver Feichtmayr sowie mit ihrer den Hochaltar zierenden Sandsteinskulptur ‚Maria unter den vier Säulen’ aus dem 14. Jahrhundert.

Die Reise endet schließlich an ihren Ausgangsorten in Tirol und Salzburg. Trotz der vielen Besichtigungen und Erlebnisse eine gemütliche Fahrt, an deren schönsten oder vielleicht auch farbenprächtigsten Orten ich für den Rückblick das Gruppenbild aufnehme.