Königliches Ungarn
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Auch wenn der Begriff ‚Königreich Ungarn’ bereits der Geschichte angehört, so nenne ich diese Reise vom 3. bis 7. September 2oo8 doch ‚Königliches Ungarn’, da sie in Preßburg – 247 Jahre lang ungarische Hauptstadt! – beginnt und einige der wichtigsten Punkte des seinerzeitigen Königreichs berührt, nämlich Budapest, Stuhlweißenburg, Wesprim und Tihany. Von Tirol reisen wir über
Salzburg und rund um Wien an und nützen dabei die nunmehr durchgehende
Autobahnverbindung zur Hauptstadt der Slowakischen Republik. Schon am
frühen Nachmittag kommen wir in Preßburg an und können somit nach Bezug
unserer Zimmer des im historischen Zentrum gelegenen Hotels Danube noch
einen Stadtbummel unternehmen, den wir mit einem Abendessen in einem
landestypischen Lokal abschließen. Wer aber das hoteleigene Hallenbad
genießen oder vom Hotel aus die wunderbare Aussicht über die Donau oder
auf das Schloß bewundern will, kann die Freizeit ebenfalls bestens
nützen.
Den ganzen Vormittag des zweiten
Reisetages ist die mir von früheren Reisen her bekannte Preßburger
Stadtführerin mit uns unterwegs und bringt uns die wichtigsten
Sehenswürdigkeiten nahe. Wir stellen bei verschiedenen Bauwerken eine
auffallende Ähnlichkeit mit solchen in Wien, Budapest oder Prag fest,
sind doch in der Monarchie die bekanntesten Architekten in allen
Gegenden des Reiches am Werk gewesen. Für die Innsbrucker unter uns ist
natürlich interessant, daß auch Preßburg ein ‚Goldenes Dachl’ hat. Für
das Mittagessen bietet sich wieder ein typisches Lokal an.
Nach der wohlverdienten
Mittagspause müssen wir bald weiter, steht doch noch eine längere
Busfahrt bevor, die wir allerdings im ungarischen Martinsberg
unterbrechen. Wir besichtigen die altehrwürdige Benediktinerabtei unter
fachkundiger Führung, wobei uns zur Einführung ein Film gezeigt wird.
Erregen schon die verschiedenen Baulichkeiten in ihren unterschiedlichen
Stilen Interesse, so weckt das Ensemble Archiv-Bibliothek-Gemäldegalerie
dann allergrößte Aufmerksamkeit. Es gilt, unter den gezeigten Urkunden
den Stiftungsbrief der Abtei von Tihany (mit dem ältesten vollständigen
Satz in ungarischer Sprache!) erklärt zu erhalten
Nach diesem Abstecher in
religiöses Leben geht es in lieblicher Landschaft weiter nach Süden,
durch schmucke Dörfer und vorbei an Zeugen der wehrhaften Vergangenheit.
Gegen Abend erreichen wir nach Umrundung des östlichen Teiles des Plattensees unser ****Hotel Panoráma am ‚Goldenen Strand’ von Siófok. Hier bleiben wir drei Nächte und können die Seele so richtig baumeln lassen. Vergnügungen im netten hoteleigenen Hallenbad oder Spaziergänge in der guten Luft sind für zwischendurch angesagt, die geplanten Ausflüge lassen dazu noch Zeit. Der dritte Reisetag gewährt uns
einen weiteren tiefen Einblick in die ungarische Geschichte. In
Stuhlweißenburg, Ungarns ältester Stadt, die von König Stephan I. zu
seiner Residenz erhoben worden ist, erfahren wir bei einer ausgedehnten
Führung viel über diese Krönungs- und Begräbnisstätte der ungarischen
Monarchen. Weder die Zerstörungen in der Zeit der türkischen Besetzung
noch die Vernachlässigung in der kommunistischen Zeit haben der alten
Königsstadt ihren Reiz nehmen können. Nicht nur das Reichsapfeldenkmal
erinnert noch an frühere Zeiten.
Wir suchen dann eine der
interessantesten Siedlungen Transdanubiens auf, nämlich Wesprim, die
‚Stadt der Königinnen’, auf fünf Hügeln erbaut. Hier ist das erste
Bistum des Landes gegründet worden, hier haben König Stephan I. und
seine Gattin Gisela von Bayern (deren Statuen können wir auf der
Brüstung der Burg bewundern) den Dom St. Michael gestiftet. Den Beinamen
‚Stadt der Königinnen’ trägt Wesprim deshalb, weil der Bischof auch
Kanzler der Königin gewesen ist und deren Krönung zu seinen Rechten
gehört hat. Als letzte Königin hat Zita, die Gattin von König Karl IV.,
1916 die Krone aus den Händen des Bischofs empfangen.
Nach diesen Einblicken in die
Vergangenheit besuchen wir einen ‚lebenden Betrieb’, nämlich die
Porzellanmanufaktur von Herend. Nach einer Filmeinführung können wir in
der Schauwerkstätte den Künstlern über die Schulter schauen,
insbesondere den Töpfern und Malern, bevor wir die größte
Herend-Porzellan-Sammlung der Welt bewundern.
Auch wenn wir in dem der Mini-Manufaktur und dem Museum angeschlossenen Cafe Apicius zum Kaffee eingeladen sind, so meldet sich doch der Hunger. Das ‚verspätete Mittagessen’ ist aber bereits organisiert. Wir nehmen dieses in einem urigen Bauernhof ein und erfreuen uns an den Weisen, die für uns eine Zigeunerkapelle spielt. Nach einem gemütlichen Abend in
Siófok freuen wir uns am vierten Reisetag auf einen Ganztagesausflug
nach Budapest, um zumindest die wesentlichen Bauwerke der ungarischen
Hauptstadt, die unendlich viel zu bieten hat, kennenzulernen.. Ein
halber Tag ist Pest mit Heldenplatz, St.-Stephan-Basilika und Parlament,
das sich besonders von der Donauseite in seinem gewaltigen Ausmaß
darbietet, gewidmet.
Nach dem Mittagessen in einem
netten Lokal stehen der Burgberg mit dem königlichen Schloß sowie der
Matthiaskirche und der Fischerbastei auf dem Programm. Sollte es die
Zeit zulassen, lassen wir uns von unserer Stadtführerin auch das Innere
der Matthiaskirche genau zeigen. Im Zusammenhang mit dem Reiterstandbild
König Stephan I. dringen wir wieder tief in die früheste ungarische
Geschichte ein.
Auf der Heimfahrt nach Siófok können wir noch den interessanten Tag in Budapest an unserem geistigen Auge vorbeiziehen lassen und uns auf das Abendbuffet freuen. Am letzten Tag unserer Reise
heißt es früh aufstehen, haben wir doch noch einen weiten Weg
zurückzulegen. In Tihany machen wir aber noch Station, um zumindest die
Barockkirche der Benediktinerabtei, in deren Krypta König Andreas ruht –
es ist das einzige ungarische Königsgrab an seinem ursprünglichen Ort –
zu besuchen.
Dann aber müssen wir endgültig Abschied nehmen von diesem schönen Land, mit dem uns Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte verbinden. Über Raab und Wien fahren wir zurück nach Tirol, voll von Erinnerungen an das ‚Königliche Ungarn’. |