St. Petersburg

 

St. Petersburg – Petrograd – Leningrad: Drei Namen für ein und dieselbe traumhaft schöne Stadt, die ich unter ihrem dritten Namen erstmals bereist habe; mein vorerst letzter Besuch ist schließlich unter ihrem ersten und seit 1991 wieder gültigen Namen erfolgt.

Folgen Sie mir am 18. Juli 2oo8 auf einen fünftägigen Besuch in die ehemalige Hauptstadt des Russischen Reiches, zu der Zar Peter der Große als ‚Fenster nach Europa’ am 16. Mai 17o3 den Grundstein gelegt hat. Bei seinen Untertanen ist er dabei auf wenig Gegenliebe gestoßen, denn wer hat schon in einem sumpfigen, von Stechmücken geplagten Gebiet am Rande des Reiches leben wollen? Dennoch ist der Ausbau der neuen Zarenresidenz mit allen Mitteln vorangetrieben worden. Peter der Große und seine Nachfolger haben die besten europäischen Baumeister in die Stadt geholt, die ein einzigartiges Gesamtkunstwerk geschaffen haben. Trotz Revolution und kriegsbedingter Zerstörungen hat sich die Stadt im Mündungsbereich der Newa in den Finnischen Meerbusen den Glanz der alten Zarenresidenz bewahrt.

Prunkvolle Paläste, prächtige Hausfassaden, geschwungene Brücken, vergoldete Kuppeln und Turmspitzen spiegeln sich in Flüssen und Kanälen. Breite ‚Prospekte’ mit Denkmälern durchziehen die Stadt, unter der bis 1oo m tief die Züge der Metro rollen. Ein Vergleich mit Amsterdam oder Venedig drängt sich hinsichtlich der Wasserstraßen auf, doch hat die nördlichste Millionenstadt der Welt diesen Städten etwas voraus: Die Zeit der ‚Weißen Nächte’. Im Frühsommer wird es nie ganz dunkel in St. Petersburg, eine nicht enden wollende Dämmerung umfängt den Einheimischen wie auch den Besucher – so auch uns.

Am frühen Vormittag fliegen wir nach dem Bustransfer von Tirol/Salzburg nach München von dort nach St. Petersburg, wo wir – bedingt durch die Zeitverschiebung – in der Mittagszeit eintreffen. Auf dem Flughafen von St. Petersburg werden wir von einem russischen Fremdenführer empfangen, der uns bis zum Abflug am 22. Juli 2oo8 betreut. Meine österreichische Gewerbeberechtigung nützt mir nämlich in Rußland gar nichts. Ich kann aber meine Gäste wie auf allen meinen Reisen mit vor allem kunstgeschichtlichen und geschichtlichen Informationen versorgen und gegebenenfalls unseren Standpunkt darlegen, sollte dieser von der russischen Darstellungsweise abweichen.
 


 

Schon am Nachmittag können wir zu ersten Erkundungen starten, doch ‚ernst’ wird es dann am Morgen des zweiten Reisetages. Den ganzen Tag sind wir mit unserem russischen Stadtführer unterwegs, teils mit dem Bus, teils zu Fuß. Die Punkte der Besichtigungen aufzuzählen, würde zu weit führen. Zwei Höhepunkte sind aber die Peter-Paul-Festung mit der Peter-Paul-Kathedrale, der Begräbniskirche der Zaren, und die wohl prächtigste Kirche St. Petersburgs, die Isaakskathedrale, von deren erster Säulengalerie wir einen überwältigenden Blick auf die Stadt genießen können. Auf dem Isaaksplatz sticht das Reiterdenkmal für den Zaren Nikolaus I. ins Auge - natürlich können wir bei Gelegenheit darüber plaudern, wo sich weitere Reiterdenkmale befinden, bei denen das Pferd lediglich auf der Hinterhand steht.
 


 

Im Juli 2oo3 habe ich das ‚neue’ Bernsteinzimmer, das erst im Mai dieses Jahres für die Besichtigung freigegeben worden ist, bewundern können. Folgen Sie mir am dritten Reisetag nach Zarskoje Selo, welche Stadt 1937 nach einem der bedeutendsten russischen Dichter den Namen Puschkin erhalten hat. Besuchenswert ist der Ort auf Grund zweier Schlösser mit den sie umgebenden prachtvollen Parkanlagen. Der Alexanderpalast wird aber hinsichtlich Größe, Bauweise und Einrichtung vom Katharinenpalast weit übertroffen. In diesem befindet sich das berühmte Bernsteinzimmer.
 


 


 

Die in den Farben blau und weiß gehaltene Fassade des Katharinenpalastes reicht von der fünfkuppeligen Palastkirche im Norden über mehr als 3oo m bis zu dem überkuppelten Pavillon im Süden. In barocker Manier ist sie durch Risalite aufgelockert und reich mit Säulen, Pilastern und Fensterverzierungen ausgeschmückt. Also schon vom Park her, insbesondere vom Französischen Garten, ein prachtvoller Anblick. Bei der erwähnten Länge beherbergt der mehrstöckige Palast eine Unzahl von Sälen, Salons, Gemächern und Zimmern, die es in Ruhe zu besichtigen gilt. Natürlich weckt das Bernsteinzimmer die größte Neugier, wird es doch vielfach – allerdings im Verein mit anderen Werken – als das achte Weltwunder bezeichnet.
 


 


 

Den ganzen Tag können wir – ohne uns satt gesehen zu haben – also in Puschkin verbringen. Der folgende dritte volle Tag in St. Petersburg, somit der vierte Reisetag, steht den Gästen zur freien Verfügung. Ich stehe aber mit Rat und Tat zur Seite. Es drängt sich geradezu der Besuch eines der berühmtesten und größten Museen der Welt auf, nämlich der am südlichen Newa-Ufer gegenüber der Peter-Paul-Festung gelegenen Eremitage. Von den fünf Bauwerken, welche die Museumsbestände beinhalten, ist das älteste und bedeutendste Gebäude das Winterpalais.

Der Besuch der Eremitage muß gezielt erfolgen. Ich gebe gerne entsprechende Informationen, damit ohne Zeitverlust die entsprechenden Säle aufgesucht werden können. Maßgebend ist immer das persönliche Interesse hinsichtlich prähistorischer Kultur, der Kunst und Kultur der Völker des Ostens, der Kunst und Kultur der Antike (Schwarzmeerraum, Griechen, Römer), der russischen Kunst, der westeuropäischen Kunst und schließlich der Numismatik. Ich empfehle dabei dringend, den ganzen Tag nicht etwa nur im Betrachten von Originalgemälden zu verbringen, sondern abwechselnd zwischendurch die Skythen, Ägypter oder Babylonier ‚aufzusuchen’.

Wer etwa nach dem Besuch der Eremitage den restlichen Tag gemütlich verbringen und die ‚Seele baumeln lassen’ will, dem empfehle ich eine Schiffahrt auf den Flüssen und Kanälen von St. Petersburg oder - als besonderes Erlebnis – eine Fahrt mit dem Tragflächenboot zur ehemaligen Zarenresidenz Peterhof, die in 3o Minuten zu erreichen ist. Peterhof erinnert mit seinen hübschen Schlössern sowie den ausgedehnten Gartenanlagen mit ihren zahlreichen Fontänen und Kaskaden unweigerlich an Versailles. Mittelpunkt der Anlage ist der Große Palast am Rand eines fast 2o m hohen Hügelkammes. Unterhalb der Terrasse dehnt sich auf einer Breite von ungefähr 4oo m der Untere Park mit den kleineren Schloßbauten und den eindrucksvollen Wasserspielen aus. Nach dem Besuch von Puschkin am Vortag bietet sich weniger eine Besichtigung der Schlösser an als vielmehr ein ‚Lustwandeln’ in den so interessant gestalteten Parkanlagen.
 


 

Allein schon bei den genannten Besichtigungsmöglichkeiten - im Rahmen der Stadtrundfahrt werden wir möglichst viel ‚mitnehmen’ - vergeht die Zeit in St. Petersburg rasend schnell. Natürlich dürfen wir etwa auch den Panzerkreuzer Aurora und die sich im Gribojedow-Kanal spiegelnde farbenprächtige Auferstehungs- oder Blutkirche nicht vergessen, aber auch nicht die Admiralität mit ihrer vergoldeten Turmspitze und das an der Mojka erbaute Jussupow-Palais, in dem der Mordversuch am Wunderheiler und Zarenberater Rasputin mit Wachsfiguren nachgestellt ist.
 


 

Für uns äußerst praktisch ist die Halbpension, da dadurch das Suchen nach Speiselokalen wegfällt und nach dem Abendessen die ‚Weißen Nächte’ noch genutzt werden können, sind doch auch Abendfahrten auf der Newa möglich. Für den Musikbegeisterten unter den Kunstfreunden bieten sich Oper und Ballett an. Am fünften Reisetag aber heißt es Abschied nehmen von einer von Wasserstraßen durchzogenen faszinierenden Stadt mit prachtvollen Gebäuden, interessanten Museen und großzügigen Parkanlagen, wissend, daß in so kurzer Zeit niemals alles Interessante besichtigt werden kann.

Trotz der gegenüber früher wesentlichen Reiseerleichterung ist nach wie vor ein Visum erforderlich, weshalb im Hinblick auf die Beschaffungsfrist - die Visa werden vom Reisebüro besorgt - eine frühzeitige Buchung erforderlich ist.