Prag im goldenen Advent
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Das fünfte Jahr in Folge habe ich die Adventreise in die ‚Goldene Stadt’ im Programm - ein kleines Jubiläum also. Begleiten Sie mich am 5. Dezember 2oo8 bei dieser Vier-Tage-Reise, deren Ablauf - was nämlich den Aufenthalt in Prag betrifft - ich gegenüber dem Vorjahr deshalb geringfügig habe abändern müssen, da der zweite volle Tag in Prag auf einen Sonntag entfällt und eine Besichtigung des Veitsdoms somit nicht möglich wäre.
Die Anreise bleibt gleich wie im
Dezember 2oo7 und wird lediglich unterbrochen durch die Mittagspause
in Wernberg-Köblitz in einem netten Landgasthof sowie die üblichen
Kaffeepausen. So erreichen wir Prag schon am späteren Nachmittag, wo
wir in unserem bereits weihnachtlich geschmückten Hotel freundlich
empfangen werden.
Nach dem Zimmerbezug bleibt noch genügend Zeit für eine Erkundungsfahrt, da die U-Bahn-Station direkt neben dem Hotel liegt und der Wenzelsplatz bereits nach vier Stationen erreicht wird. Am Abend kommen wir aber alle wieder im Hotel zusammen, da wir das feine Buffet stürmen müssen. Bei Kerzenschein schmeckt es sicherlich doppelt so gut!
Die Nachtschwärmer denken aber
bestimmt noch nicht an Bettruhe, schließlich hat auch das nächtliche
Prag viel Anziehendes. Der angestrahlte gotische Pulverturm ist ein
romantisches Ziel am Ende des vom Wenzelsplatz ausgehenden Grabens,
Hausfassaden als Adventkalender weisen auf die vorweihnachtliche
Zeit hin.
Am nächsten Morgen beginnt dann die
‚Pflicht’. Die erste der beiden halbtägigen Stadtführungen mit
meiner mir bereits ‚seit dem letzten Jahrtausend’ bekannten Prager
Stadtführerin Libuse führt uns in das Burgviertel.
Wir beginnen bei der
Loreto-Wallfahrtsstätte und bummeln vorbei am Palais Schwarzenberg
mit seinem typischen Sgraffitodekor und dem Erzbischöflichen Palais
zur Prager Burg. Begrüßt werden wir am Tor zum ersten Burghof von
den Kämpfenden Giganten, wie die Figuren auf den Torpfeilern genannt
werden.
Dann aber können wir uns auf die
größte Burganlage Böhmens freuen und vorerst die gotische Pracht des
Veitsdoms von innen bewundern. Jahrhunderte ist an diesem gewaltigen
Kirchenbauwerk gearbeitet worden, das erst 1929 fertiggestellt
worden ist. Heimatliche Gefühle werden hochkommen, wenn wir im
Verein der Wappen der im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation
vertretenen Länder auch unseren Tiroler Adler entdecken. Ob
Hochaltar, Hochgrab des hl. Johannes von Nepomuk, für welches zwei
Tonnen Silber haben verarbeitet werden müssen, die Stadtansicht von
Prag aus dem Jahre 162o, die Königsgruft oder die Buntglasfenster
und vor allem die gewaltige Fensterrose über dem Hauptportal,
stundenlang könnten wir in dieser größten Kirche Böhmens verweilen
und zusätzlich noch vieles Bewundernswertes wahrnehmen. Aber auch
von außen besticht der Dom nicht nur durch seine Ausmaße sondern
auch durch die für die Gotik typische Baukunst.
Nach dem ‚geistlichen Teil’ des
Burgviertels steht der ‚weltliche Teil’, nämlich die Besichtigung
der wichtigsten Teile der Burg, auf dem Programm. Die Geschichte des
Hauses Habsburg wird lebendig und zieht uns alle in ihren Bann. So
weckt der Blick aus dem Fenster, aus welchem am 23. Mai 1618 die
beiden kaiserlichen Statthalter und ihr Schreiber gestürzt worden
sind, was schließlich den Dreißigjährigen Krieg ausgelöst hat, die
Erinnerung an den Anlaß für dieses wohl schrecklichste Ringen in der
Geschichte, in dessen Verlauf das deutsche Königreich den Verlust
von zwei Dritteln seiner Einwohner hat hinnehmen müssen. Im
gotischen Vladislavsaal ist es friedlicher zugegangen; infolge
seiner gewaltigen Ausmaße ist er sogar Schauplatz von
Rittertournieren gewesen. Heutzutage wird in ihm der tschechische
Staatspräsident gewählt.
Durch das Gedränge im Goldenen Gäßchen und auf der Alten Schloßstiege müssen wir dann hinunter, der Moldau zu. Dort wartet schon auf uns ein Ausflugsschiff zu einer zweistündigen Moldaufahrt. Unsere Stadtführerin erklärt uns nach dem ‚Sturm auf das kalte und warme Buffet’ die Bauwerke entlang des Flusses. So lernen wir auf gemütliche Weise viel von dem kennen, was uns am nächsten Tag bei der Stadtführung erwarten wird. Im angenehm geheizten Schiff unterhält uns zwischendurch ein Harmonikaspieler mit Weisen, von denen uns die meisten bekannt vorkommen.
Für die Gestaltung des Nachmittags
stehe ich mit Rat und Tat zur Verfügung. Besuchen Sie Museen,
bummeln Sie durch die Straßen, kaufen Sie ein oder genießen Sie
einfach die Atmosphäre alter Kaffeehäuser. Längere Aufenthalte an
den Weihnachtsmärkten, vor allem an dem sehr stimmungsvollen
Weihnachtsmarkt auf dem Altstädter Ring, sollten Sie auf jeden Fall
einplanen. Am Abend hat dann die Prager Musik- und Theaterwelt
genügend zu bieten.
Der Sonntagvormittag in Prag ist
dann einer ausführlichen Stadtbesichtigung gewidmet. Wir verschaffen
uns zuerst bei einer Rundfahrt mit unserem Bus einen Überblick und
beginnen dann auf der Kleinseite, dem Prager Stadtteil am linken
Moldauufer. Prachtvolle Hausfassaden und die Nikolaus-Kirche, eines
der schönsten Barockbauwerke Prags, das „Prager Jesulein“ in der
Kirche Maria zum Siege, die „John-Lennon-Mauer“ gegenüber dem
Malteserpalast, das fast düster wirkende „Prager Venedig“ mit seinen
Mühlen gilt es zu besichtigen.
Über die Karlsbrücke mit seiner
Statuengalerie bummeln wir dann auf die Altstädter Seite, um nach
Möglichkeit den Apostelumzug auf der Astronomischen Uhr des
Rathausturmes zu verfolgen. Hier sind wir aber auf dem Altstädter
Ring auch schon mitten im vorweihnachtlichen Marktgeschehen; der
vielleicht schönste Weihnachtsmarkt Prags ist zu jeder Tageszeit
überlaufen.
Zum Abschluß dieser zweiten
Stadtführung spazieren wir nach einem Besuch des Ghettos zum
Wenzelsplatz und besuchen auch dort den Weihnachtsmarkt. Nun können
wir noch einmal in einem der unzähligen Lokale die böhmische Küche
testen. Nachmittag und Abend stehen dann wieder zur freien
Verfügung, wobei ich natürlich neuerdings mit Rat und Tat zur Seite
stehe. Sollten Sie keinen Theater- oder Konzertbesuch planen, dann
zieht es Sie bestimmt wieder zum Altstädter Ring, um dort die
Stimmung zu genießen.
Am Morgen des vierten Reisetages – es ist
der Feiertag „Mariä Empfängnis“ - heißt es Abschied nehmen von Prag,
doch verlassen wir Böhmen nicht so schnell. Im südlichen Landesteil
ist der Besuch von Krumau einen kleinen Umweg wert. Bummeln wir
durch diese Kleinstadt und erfreuen wir uns nicht nur an den zum
größten Teil liebevoll restaurierten Häusern sondern betrachten -
oder kaufen - wir auch besonders schönen Weihnachtsschmuck. Zu
Schloß und Burg blicken wir hoch, gehen unter der Schloßbrücke mit
ihren drei aufeinander gestellten Bogengängen durch und bestaunen
den in seiner runden Form so einmaligen Turm der Unterburg.
Zur Mittagszeit sind wir dann in
Kefermarkt, wo wir zum Mittagessen in der „Goldenen Sense“ begrüßt
werden. Lassen wir uns bei der letzten gemeinsamen Mahlzeit dieser
Reise für das Mühlviertel typische Spezialitäten schmecken.
Zum Abschluß habe ich aber in
Kefermarkt noch ‚das kunsthistorische Schmankerl’ für Sie bereit. In
der äußerlich so schlichten Wallfahrtskirche St. Wolfgang erkläre
ich Ihnen den weltberühmten gotischen Flügelaltar aus dem 15.
Jahrhundert. Bewundern wir das Werk eines unbekannten Meisters,
dessen Rettung im 19. Jahrhundert wir Adalbert Stifter zu verdanken
haben.
Nach diesem Kunsterlebnis geht es dann endgültig der engeren Heimat entgegen. Die vier Tage in Bayern, Böhmen und Oberösterreich sind reich an tiefen Einblicken in die gemeinsame Geschichte, vor allem aber auch in die Kunstgeschichte. |