St. Margarethen - Mörbisch

 


 

Nach vielfachen Reisen in unser östlichstes Bundesland habe ich für einen Tiroler Reiseveranstalter für das Jahr 2oo4 eine ‚Musikreise in das schöne Burgenland’ ausgearbeitet und diese dann jährlich durchgeführt. Der Erfolg der bisherigen Reisen hat für sich gesprochen!

So steht also für 2oo8 ein ‚kleines Jubiläum’ auf dem Programm, am 15. August entführe ich meine Gäste zum fünften Mal in das Burgenland und zum dritten Mal in unser Standorthotel in Mörbisch, in dem wir zwei Nächte bleiben. Wenn auch das musikalische Erlebnis Anlaß für die Reise ist und somit im Vordergrund steht, weshalb ich auch im Bus die entsprechende Einstimmung gebe, so bietet diese doch viel mehr.
 


 

Schon die Anreise zum Neusiedler See läßt erahnen, daß wir uns einem der geschlossensten Weinbaugebiete Österreichs nähern. Noch ist die Lese erst hinsichtlich einiger Rebsorten im Gange, doch dürfte es heuer wieder einen guten Ertrag geben. Im ****Hotel Drescher in Mörbisch fühlen wir uns gleich – wieder – wohl, von manchem Fenster aus ist Freund Adebar auszumachen.
 


 

Am Abend des Anreisetages dann das erste musikalische Erlebnis: Nach dem Abendbuffet die Fahrt mit unserem Bus zum nahen Römersteinbruch von St. Margarethen, wobei vor der Aufführung traditionsgemäß Frau KR Kröll, die Seniorchefin des Reiseveranstalters, zu Sekt einlädt. Die Vorfreude auf die unvergänglichen Melodien aus Verdis ‚La Traviata’ erreicht den Höhepunkt. Daran kann auch der Umstand nichts ändern, daß auf dem neu gestalteten Weg vom Parkplatz in den Steinbruch freundliche junge Damen mit heller Stimme üblicherweise ‚Regenschutz und Programme’ anbieten, was sich wie ‚Regenschutz-Programme’ anhört. Man kann ja nie wissen, wie sich das Wetter entwickeln wird. Für ältere oder gehbehinderte Personen hat das Rote Kreuz einen Zubringerdienst mit Kleinbussen eingerichtet, eine sich in vielen Jahren bereits bestens bewährte kostenlose Einrichtung, für die Dank gebührt.
 


 

Der Aufführungsbeginn fällt in die einbrechende Dunkelheit – der gespannte Zuschauer vermißt aber die riesige Bühne, die schon Massenszenen großer Opern sowie der Passionsspiele erlebt hat. Das Geheimnis ist schnell gelüftet, die im Römersteinbruch schon übliche Technik macht es möglich, daß die Vorderflügel des Pariser Palastes der Violetta verschoben werden und den Blick auf das traumhaft schöne Innere und somit auch auf die Bühne freigeben. Intendant Wolfgang Werner sowie Prof. Robert Herzl und Manfred Waba als Verantwortliche für Inszenierung und Bühnenbild haben wieder einmal Bewundernswertes geleistet.
 


 


 

Wie üblich wird der Zuschauer auch mit einem Feuerwerk verwöhnt, das heuer zusätzlich noch von Musik begleitet wird. Ein Erlebnis, das es in sich hat.
 


 

Der zweite Reisetag steht zwar den Gästen vom Frühstück bis zum wiederum frühen Abendbuffet zur freien Verfügung, doch hat es sich schon eingebürgert, daß sich nur einige Gäste selbständig machen, etwa mit dem Fahrrad über die nahe ungarische Grenze fahren oder aber mit diesem auf dem Schiff den See von Mörbisch bis zum Hafen von Illmitz queren und dann weiterradeln. Die meisten Gäste bevorzugen eine Schiffahrt von Mörbisch zum anderen Seeufer und die Weiterfahrt mit der Pferdekutsche durch die Pußta mit einer abschließenden gemütlichen Einkehr. Ich kann aber auch eine naturkundliche Fahrt mit Robert Posch sehr empfehlen, die ich selbst getestet habe. Wer ist nun Robert Posch? Robert Posch ist der letzte Schilfschneider vom Neusiedler gewesen, der nach 43 Jahren in seinem Beruf seinen wohlverdienten Ruhestand genießt, aber noch quicklebendig ist. Einerseits gestaltet er Dorfführungen, andererseits sammelt er Geschichten aus burgenländischen Dörfern, die er mit eigenen Erzählungen und Gedichten veröffentlicht. Was aber für uns als Besucher des größten Steppensees Mitteleuropas wesentlich ist, Robert Posch, der ‚seinen See’ wie kein anderer kennt, steuert Interessierte mit seinem Boot lautlos durch den Schilfgürtel und weiht in die Geheimnisse von Flora und Fauna ein.
 


 


 

So kommt wohl jeder Gast auf seine Rechnung, wobei es sich aber auch derjenige, der in der Hotelanlage bleiben will, entsprechend richten kann. Das nett gestaltete Hallenbad lädt zum Schwimmen ein, die teils von Arkaden mit gemütlichen Sitzplätzen umschlossene Innenfläche des Hotels mit ihren Liegestühlen auf der grünen Wiese bietet Erholung pur.

Am zweiten Abend dann das zweite musikalische Erlebnis: Auf der Seebühne in Mörbisch wird das Singspiel „Im weißen Rößl“ gebracht. Während meine Gruppe mit dem Bus zum Aufführungsort fährt, kommen andere Musikbegeisterte mit dem Schiff, das direkt neben der Seebühne anlegt. Mehr als 6ooo Besucher freuen sich auf die Aufführung.
 


 

Das Licht des Tages beginnt zu schwinden, die Aufbauten neben der Bühne sind bereits hell angestrahlt und der Dirigent steigt zu dem für das Publikum unsichtbaren Orchester hinab. Die Vorstellung beginnt, vor dem Gasthof ‚Zum weißen Rößl’ herrscht Hochbetrieb. Szene auf Szene rollt in heiterer Beschwingtheit ab. Nach dem Schlußbild erwarten alle Zuseher das übliche Feuerwerk.
 


 


 


 

Der Rückreisetag meiner Burgenland-Reisen bringt jedes Mal ein Stück Heimatgeschichte. Stift Melk, die Schallaburg, der Archäologische Park Carnuntum sowie Schloß Artstetten mit der nahegelegenen Wallfahrtskirche Maria Taferl sind bisher meine Ziele gewesen. So bringt natürlich auch auf dieser Reise der Vormittag des Rückreisetages noch ein besonderes Erlebnis. Der Reiseveranstalter hat in seinem Katalog nur auf den ‚Besuch eines Schlosses im Marchfeld’ hingewiesen. Ich habe für meine Gäste eine Führung im kaiserlichen Festschloß Hof, Österreichs größter Schloßanlage auf dem Lande, vorbereitet.
 


 

Besichtigen wir unter sachkundiger Führung das 1726 für den Feldherrn Prinz Eugen von Savoyen errichtete Schloß, das dann unter Erzherzogin Maria Theresia, der Gemahlin von Franz I., des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation – Maria Theresia ist nämlich nie Kaiserin gewesen und wird nur fälschlicherweise als solche bezeichnet! - zur größten Landschloß-Anlage Österreichs aus- und umgebaut worden ist. Wandeln wir durch die kaiserlichen Appartements, den prunkvollen Festsaal sowie durch die über zwei Stockwerke reichende, kuppelüberwölbte Kapelle, tauchen wir also ein in eine Welt des Barock.
 


 

Hätten wir einen ganzen Tag zur Verfügung, wir könnten den zugehörigen Meierhof mit seinen zahlreichen bei uns seltenen Tieren, wie etwa dem ungarischen Steppenrind, aufsuchen und im prachtvoll gestalteten barocken Terrassengarten lustwandeln. Wir können aber auf unserer Reise wirklich nur in diese barocke Erlebniswelt hineinschmecken und uns Appetit für einen längeren Besuch holen.
 


 

Gestärkt an Leib und Seele treten wir die Rückreise nach Tirol an, wobei wir im Bus noch mit den unvergänglichen Melodien aus den gehörten Werken des Erlebten gedenken. Eine ‚musikalische Kulturreise’ geht an den Ausgangspunkten zu Ende, auf Grund des zeitlich günstig liegenden Feiertages braucht nicht einmal ein Arbeitstag ‚geopfert’ zu werden.