819. Hamburger Hafengeburtstag

 

Der Hamburger Hafen wird heuer 819 Jahre alt. Vom 9. bis 12. Mai werden neben Kriegs- und Museumsschiffen vor allem historische Windjammer sowie Luxus-Kreuzfahrtschiffe an den Landungsbrücken zu bestaunen sein.

Drei Windjammer und fünf Kreuzfahrtschiffe sollen zu Attraktionen des Hafengeburtstages werden. Die historischen Großsegler ‚Sedov’, ‚Mir’ und ‚Krusenstern’ (ex ‚Padua’) werden an den Landungsbrücken erwartet. Das Erlebnis von Kreuzfahrten bringen die luxuriösen Schiffe ‚Delphin’, ‚Delphin Voyager’, ‚Albatros’ ‚Amadea’ und ‚Fram’ in den Hafen. Partnerland des viertägigen Spektakels, das zu den größten Hafenfesten der Welt gehört, ist heuer Finnland. Das skandinavische Land präsentiert sich mit Kultur und Spezialitäten, vor allem an der Kehrwiederspitze.

Die Deutsche Marine ist mit den Fregatten ‚Lübeck’ und ‚Mecklenburg-Vorpommern’ sowie dem Minenjagdboot ‚Fulda’ vertreten. Traditionsgemäß geht das Hamburger Museumsschiff ‚Cap San Diego’ während des Festes auf Fahrt. Das maritime Gedränge auf dem Wasser wird von Booten der Feuerwehr und der Wasserschutzpolizei, von Zoll und Technischem Hilfswerk, von zahlreichen Traditions- und Museumsschiffen, weiters von Hadag-Fähren sowie Segel- und Motoryachten vervollständigt.
 


 

Anlaß also für meine Hamburg-Reise ist das so interessante und für uns ‚Landratten’ außerhalb üblicher Reisen liegende Hafenfest, dessen historische Grundlage der Freibrief Kaiser Friedrich Barbarossas vom 7. Mai 1189 ist. Ich gestalte daher Anreise und Aufenthalt in der Hansestadt in ganz besonderer Weise. Da die Stadt ja so unendlich viel zu bieten hat, fliegen wir bereits am 6. Mai 2oo8 von Innsbruck nach Hamburg und bleiben vorerst drei Nächte in einem mir von früheren Reisen bestens bekannten Hotel. Lassen wir uns dort in Hallenbad und Sauna, bei vorzüglichem Essen sowie bei fast unübertreffbarem Frühstücksbuffet - Sekt ist geradezu selbstverständlich – verwöhnen.
 


 

Zweieinhalb Tage habe ich Zeit, um meinen Gästen die Hansestadt nahe zu bringen. Den Gästen, die die Stadt selbst ‚erobern’ wollen, stehe ich mit Rat und Tat gerne zur Seite. Eine Stadtrundfahrt im offenen Stockbus aber sowie Fahrten auf dem Wasser sind unbedingte Pflicht. Neben der üblichen Hafenrundfahrt gehören eine Fleetenfahrt und eine Fahrt auf Binnen- und Außenalster einfach dazu. In der Speicherstadt gilt es Hamburgs nunmehr erfolgreichste Freizeitattraktion aufzusuchen, nämlich die größte Modelleisenbahnanlage der Welt. Ich bin sicher, daß sich kleine und große Eisenbahnfreunde nur schwer von den über 4.ooo m² Ausstellungsflächen mit mehr als 7oo Zügen, die die liebevoll nachempfundenen Landschaften durchfahren, trennen können. Bei der riesigen Anlage fasziniert nämlich, daß nicht nur uns vertraute Gegenden detailgetreu dargestellt sind sondern daß etwa mit der nach Narvik führenden Erzbahn das winterliche Kiruna zum Zug kommt. Überdies wechseln - entsprechend dem Tagesverlauf - Helligkeit und Dunkelheit einander ab.
 


 

Ein anderes Erlebnis, das ebenfalls einige Stunden in Anspruch nimmt, ist der Besuch im Tierpark Hagenbeck. Tauchen wir gemeinsam ein in eine Welt exotischer Tiere und fremder Kulturen in beeindruckender Parkanlage. Genießen wir ganz gemütlich den freien Blick auf die Tiere von Bergwelt und Steppenlandschaft. Zu seinem 1oo. Geburtstag hat Hagenbeck das Tropen-Aquarium eröffnet, freuen wir uns auf imposante Haie, auf Nilkrokodile, auf farbenfrohe Korallen und auf eine Vielzahl weiterer tropischer Tiere.
 


 


 

Eine Führung durch das (sechste!) Rathaus, errichtet in prunkvoller Neurenaissance, vermittelt Stolz und Selbstbewußtsein der Hamburger Bürgerschaft, sowohl hinsichtlich der Fassade als auch innen in den prächtig ausgestatteten Sälen. Aber auch der sakrale Gegenpol muß aufgesucht werden, nämlich die barocke St.-Michaelis-Kirche. Am 132 m hohen Turm, volkstümlich ‚Michel’ genannt, prangt Deutschlands größte Kirchturmuhr; von seiner Plattform bietet sich ein prächtiger Rundblick auf das Treiben im Hafen.
 


 


 

Neben einem Besuch von Hagenbeck ist auch ein gemütlicher Bummel durch ‚Planten und Blomen’ mit den verschiedenen botanischen Gärten und den Wasserspielen angesagt. Noch mehr ‚Natur’ bietet das Alte Land an der Unterelbe, die reichste und schönste aller Elbmarschen. Eine Wanderung auf den hohen Deichen der dunklen Moorflüsse oder der Elbe öffnet den Blick auf die tiefer liegenden Obstbaumplantagen. Beeindruckend die stattlichen, farbenprächtigen Altenländer Bauernhäuser mit hohem Reetdach und mit Ziegelmuster zwischen dem weißen Fachwerk.

Hamburg ist aber auch eine Stadt der Museen. Ich will nur zwei  herausgreifen: Das Völkerkundemuseum zeigt derzeit die Sonderausstellung ‚Mit Kamel und Kamera – Historische Orient-Photographie 1864 - 197o’. Der innere Reichtum des Museums erweist sich bei ‚Schätze der Anden - Die Inka-Galerie und die Schatzkammern’. Nachdem ich im Vorjahr die Sonderausstellung ‚Der Fluch des Goldes - 1ooo Jahre INKAgold’ gesehen gehabt habe, kann ich einen Besuch in diesem außergewöhnlichen Museum mit seinen vielen Abteilungen ganz besonders empfehlen.
 


 

Aber eine Ausstellung der Superlative bietet uns das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg: ‚Königsgräber der Skythen. Im Zeichen des Goldenen Greifen’. Erstmals werden in umfassender Weise Geschichte und Kultur der Skythen und der mit ihnen verwandten Völkerschaften präsentiert. Diese Reitervölker haben vom 8. bis zum 3. vorchristlichen Jahrhundert die Geschichte des eurasischen Steppenraums geprägt, wobei sie von ihren Ursprungsgebieten entlang des Jenissei bis an die Tore Mitteleuropas gekommen sind. Vor allem in den Kurganen, also den mächtigen Grabhügeln der eurasischen Steppenlandschaft, sind prunkvolle Grabbeigaben gefunden worden wie beispielsweise das Trinkhorn in Form eines Pegasus (4. Jahrhundert vor Christus) aus dem im Kubangebiet gelegenen Kurgan 4 von Uljap.
 

Staatliches Museum des Ostens Moskau

Sosehr ich also zu Museumsbesuchen raten kann, nicht unbedingt empfehlenswert ist - vor allem in der Nacht - ein Fußmarsch durch St. Pauli mit seiner Reeperbahn. Dagegen gehört ein abendlicher Besuch in einem der Musicaltheater schon so richtig zu Hamburg. ‚Ich war noch niemals in New York’ und ‚Dirty Dancing’ sind noch nicht sehr lange auf dem Spielplan, während der ‚König der Löwen’ (zu den Vorstellungen werden die Gäste mit dem Schiff gebracht!) schon seit Jahren mit Erfolg aufgeführt wird. 
 


 

Am Morgen des 9. Mai übersiedeln wir vom Hotel auf ‚unser’ Segelschiff, um ab 11.oo Uhr die Einlaufparade der Schiffe zu verfolgen. Gegenüber den Hunderttausenden, die sich am Ufer drängen, befinden wir uns im Vorteil. Wir sind hautnah dabei und bleiben auf dem Schiff, um auch die Abendfahrt mitzuerleben. Nach der Übernachtung an Bord dann am nächsten Tag wieder ab 11.oo Uhr die nächste Fahrt, an die sich am Abend die Feuerwerksfahrt anschließt. Zwei gemütliche Tage, an denen wir zu ‚Seebären’ werden. Nach der zweiten Übernachtung an Bord heißt es dann Abschied nehmen von dem uns schon vertrauten Schiff. Am Vormittag des 11. Mai fahren wir zum Flughafen Fuhlsbüttel, um zurück nach Innsbruck zu fliegen. Aber die Erinnerung an unvergeßliche Tage in der Freien und Hansestadt Hamburg bleibt und vermischt sich mit der Vorfreude auf den 82o. Hafengeburtstag.