Hohe Tatra - Zips |
Bereits vom 25. bis 29. Mai 2oo5 bin ich mit meinen Gästen in die nördliche Slowakei mit der Zips und dem Góralenland gefahren, stellt sich diese Gegend doch noch als Land für Liebhaber ursprünglicher Landschaften dar, aber auch als überaus lohnendes Reiseziel für Kulturfreunde. Für die weitere Fünf-Tage-Fahrt in diesem Jahr habe ich das Programm etwas abgeändert. Einerseits kann im geplanten Zeitraum die Dobschauer Eishöhle nicht mehr besichtigt werden, andererseits bietet die Zips derart viele kulturelle Schätze, daß für die genaue Besichtigung von Leutschau und Käsmark doch jeweils ein ganzer Tag erforderlich ist. Auf der Heimfahrt wird dann Schloß Betliar besucht. Am 26. September 2oo5 entführe ich Sie also neuerlich für fünf Tage in dieses alte deutsche Siedlungsgebiet. Auf der Anreise kommen Sie bei Preßburg auf slowakisches Staatsgebiet, wobei Sie die Fahrt für einen Rundgang in der Hauptstadt dieses jungen Staates unterbrechen. Durch das Waagtal fahren Sie sodann nordwärts zu Ihrem Urlaubsort Tatra-Lomnitz am Fuße der Hohen Tatra, wo Sie im Grand Hotel Quartier beziehen. Zwei ganze Tage sind sodann der „deutschen“ Zips gewidmet, einem Landstrich, der aufgrund von Städtezusammenschlüssen besonders von deutschen Kolonisten geprägt worden ist. Am zweiten Reisetag stehen Leutschau, Zipser Kapitel und Zipser Burg auf dem Programm, am dritten Käsmark und Deutschendorf. In Leutschau besichtigen Sie im Rahmen einer Stadtführung die wesentlichen Bauwerke innerhalb der zum Großteil noch gut erhaltenen Stadtmauer. Wichtigste Kirche ist dabei die gotische Jakobskirche, als Hallenbau Ende des 14. Jahrhunderts fertiggestellt. Ihr achteckiger Kirchturm ist erst im 19. Jahrhundert im neugotischen Stil errichtet worden. Bedeutendstes Kunstwerk in der Jakobskirche ist der mit 18.62 Metern höchste gotische Altar der Welt, angefertigt von Meister Paul aus Leutschau. Aber auch vier der vierzehn Seitenaltäre stammen von diesem heimischen Künstler. Beim Stadtrundgang in Leutschau kommen Sie auch am gleich neben der Jakobskirche gelegenen Rathaus mit seinen wuchtigen Bogengängen und dem gedrungenen Glockenturm vorbei. Heute dient das Rathaus als Zentralgebäude des Zipser Museums; viele der ausgestellten Urkunden sind auf deutsch verfaßt.
Nach dem Mittagessen fahren Sie dann in die kleine und nur von Geistlichen bewohnte Ortschaft Zipser Kapitel, wo Sie im Rahmen einer Führung wieder die wunderbare Zipser Gotik bestaunen können. Vom Zipser Kapitel ist aber schon die auf einem Hügel gelegene Zipser Burg zu sehen, die wohl größte Burgruine Mitteleuropas. Das früheste schriftliche Zeugnis über die Burg datiert mit 12o9. Bis 1464 gehörte die Burg dem jeweiligen Herrscher über Ungarn, danach wechselten sich ungarische Adelsfamilien als Besitzer ab. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Burganlage immer wieder erweitert, weshalb entsprechend der langen Bauzeit fast alle europäischen Stilepochen vertreten sind. Nach einem großen Brand 178o begann die Burganlage zu verfallen; erst 197o wurde mit äußerst umfangreichen Restaurierungsarbeiten begonnen.
Am Heimweg zum Hotel noch ein kurzer
Aufenthalt in Donnersmark, um ein gotisches Juwel zu besichtigen:
Die Ladislaus-Kirche mit der 1473 angebauten Zápol’ský-Kapelle. Der
zweigeschoßige schlanke Bau erinnert an französische Burgkapellen.
Am dritten Reisetag tauchen Sie in Käsmark neuerlich wieder tief in die Kultur- und Religionsgeschichte der Zips ein. Im Zuge einer Stadtführung werden Ihnen zuerst das ehrwürdige evangelische Lyzeum mit seiner bedeutenden historischen Schulbibliothek, die Artikularkirche mit ihrem erhabenen Raumerlebnis und die Neue evangelische Kirche mit dem Sarkophag des aus dem türkischen Exil heimgeholten Imre Thököly gezeigt. Sodann bummeln Sie zum Hauptplatz der Stadt mit dem freistehenden Rathaus und den Bürgerhäusern mit den für die Tatra-Gegend typischen abgesetzten Giebelfronten. Nach dem Mittagessen zeige ich Ihnen noch die Stadtburg mit dem Museum zur Geschichte der Stadt und des Tatra-Tourismus. Auf dem Heimweg zum Hotel dann noch eine kurze weitere kulturhistorische Überraschung. Den vierten Reisetag betitle ich mit ‚Auf den Spuren unterschiedlicher Kulturen’. Das Rote Kloster an der Kleinen Donau und das Freilichtmuseum in Altlublau einerseits, die Góralen andererseits. Auf dem Weg zur Kleinen Donau fahren Sie durch Góralendörfer, deren Häuser besondere Verzierungen aufweisen. Kräftig rot, blau oder grün gestrichen verzierte Außenseiten sind typisch. Wer aber sind die Góralen? Bei den Góralen oder Bergmenschen handelt es sich um einen in diesem Raum, nämlich im Bereich der Beskiden, beheimateten Volksstamm, der seitens Polen zum polnischen Volk gezählt wird, seitens der Slowakei zum slowakischen. Die Góralen sprechen aber eine eigene Sprache, die viel aus dem Polnischen und auch viel aus dem Slowakischen übernommen hat, durchsetzt mit deutschen Fremdworten.
Wegen seiner Ziegelbauweise wurde
die Gründung des Ordenssitzes am Durchbruch der Kleinen Donau dann
Rotes Kloster genannt. Ursprünglich von Kartäusermönchen bewohnt,
hat sich später hier der Kamaldulenserorden niedergelassen. Der
bekannteste Mönch ist Cyprian gewesen, dessen berühmtes Herbarium
mit 272 Pflanzen im Nationalpark-Museum in Tatra-Lomnitz bewundert
werden kann. Bevor Sie aber an der Furt beim Kloster die Floße
besteigen - Romantik pur ist angesagt -, besichtigen Sie noch das
Kloster mit seinem Museum, wobei Sie einerseits viel aus der
Klostergeschichte erfahren andererseits aber hautnah mit der Kultur
der Góralen konfrontiert werden.
Die Kleine Donau kommt auf polnischer Seite von der Hohen Tatra herunter und fließt ein Stück weit durch die hügelige Landschaft nach Osten, bis sie nahe dem Roten Kloster durch einen felsigen Durchbruch im Pieninen-Gebirge verschwindet. Bereits 1924 wurde das Gebiet unter Naturschutz gestellt, der erste grenzüberschreitende Nationalpark Europas wurde geschaffen. Den Eingang der Schlucht der Kleinen Donau markiert der hohe Drei-Kronen-Berg, der zwar auf polnischer Seite des Flusses liegt, dessen eindrucksvolle Schönheit aber von slowakischer Seite so richtig zu sehen ist.
Die geschäftstüchtigen Góralen
erkannten bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Gunst der
Stunde, bauten Floße und luden darauf vorerst die
erholungsbedürftigen Sommerfrischler, dann die sensationshungrigen
Touristen. Von den Floßen aus können Sie ein Naturerlebnis
genießen, das Sie so schnell nicht vergessen werden. In gemütlicher
Fahrt – teils auf slowakischem, teils auf polnischem Gebiet, da ja
die Grenze in der Flußmitte verläuft – geht es flußabwärts, wobei
vom Ufer aus ein Kameramann unsere Fahrt filmt. Sie sind aber
während der Floßfahrt nicht allein: Oftmals sind Dutzende Touristen
auf Floßen sowie auch Wassersportler in Kanus oder Faltbooten
gleichzeitig unterwegs.
Kurz bevor der Fluß wieder auf rein polnischem Gebiet weiterfließt, müssen Sie aussteigen und entweder zu Fuß oder mit einer Kutsche geht es zum Picknick. Landestypisches Essen und Trinken sowie Musik lassen die Stimmung noch weiter ansteigen. Als kulturhistorischen Abschluß des Tages dann ein Besuch im Freilichtmuseum von Altlublau. Die derzeit 25 Gebäude spiegeln das in dieser Gegend besonders bunte Völkergemisch wider. Wertvollstes Objekt ist die Michaelskirche, deren Ikonen bis ins Jahr 164o zurückreichen. Weitere Besonderheiten sind eine alte Schmiede und eine kleine Schule. Am Abend diesen abwechslungsreichen Tages führt der Kameramann den Film über Ihre Floßfahrt vor, wobei er allerdings auch interessante Informationen über Kultur und Sport in der Slowakei einbaut. Dann aber heißt es früh schlafen gehen, haben wir doch eine lange Heimfahrt vor uns. Im Zuge der Rückreise zeige ich Ihnen noch Schloß Betliar im Bezirk Gemer; bewundern Sie dort die adelige Wohnkultur vom 17. bis zum Beginn des 2o. Jahrhunderts sowie die Privatbibliothek mit ihren 2o.ooo Bänden. Eine Besonderheit ist der Schloßpark: Auf einer Fläche von etwa 8o ha wurde in dieser eher herben Karstgegend eine Anlage mit Seen, Springbrunnen, Plastiken und Pavillons in unterschiedlichen Stilen geschaffen. Über Neutra, Preßburg und Wien fahren Sie schließlich heimwärts mit Erinnerungen an unvergeßliche Erlebnisse und Eindrücke hinsichtlich Kultur und Natur in dem besuchten Gebiet, wobei trotz der vielen Besichtigungen die Gemütlichkeit bestimmt nicht zu kurz gekommen ist. |