Glacier Express - Zermatt |
Warum nicht einmal die Fahrt mit dem ‚langsamsten Schnellzug der Welt’ mit einer Rundreise verbinden, die zu etlichen der wunderschönen Seen der Schweiz führt? Am 17. Mai 2oo7 entführe ich Sie für vier Tage in die Eidgenossenschaft, um Sie als Höhepunkt und Abschluß diese in der Welt einmalige Reise mit dem Glacier Express erleben zu lassen. Von Salzburg aus fahren wir über Innsbruck und Feldkirch in das Fürstentum Liechtenstein, wo wir uns aber auf dieser Reise nicht aufhalten wollen. Zum ersten Mal überqueren wir den Rhein und sind von nun an in der Schweiz unterwegs. Als erster See kommt der
fast wie ein Fjord wirkende Walensee in Sicht. Dem Südufer – soferne
die Autobahn nicht gerade im Berg verschwindet – fahren wir längere
Zeit entlang. Steil ragen die fast glatten Felswände im Norden empor
- ein landschaftlich interessanter See, dessen kühles Wasser guten
Fisch liefert. Da präsentiert sich dann der nächste See, der
wesentlich größere Zürichsee, ganz anders. Vom Südufer überblicken
wir den See mit seinem regen Schiffsverkehr und den prächtigen
Villen am sonnendurchfluteten Nordufer. Aber noch bevor wir Zürich
erreichen, verlassen wir die Autobahn; die Landstraße schlängelt
sich über die vom Linthgletscher seinerzeit aufgeschobenen
Seitenmoränen empor. Die Fahrt führt weiter Richtung Zugersee, doch
benützen wir wieder die Nationalstraße, wie die Autobahn in der
Schweiz heißt, um möglichst rasch Luzern, diese Perle am
Vierwaldstätter See, zu erreichen.
Natürlich können wie Luzern
nicht eingehend besichtigen – dazu würden wir unter Einschluß der
hochinteressanten Museen etliche Tage benötigen -, doch geht sich
leicht ein Bummel entlang der Reuss, die im Stadtbereich dem
Vierwaldstätter See entströmt, aus. Wir queren den Fluß auf der
kulturhistorisch hochinteressanten Spreuerbrücke und natürlich auch
auf der Kapellbrücke, die mit dem angebauten Wasserturm nicht nur d
a s Photomotiv von Luzern darstellt sondern mit dem Matterhorn über
Zermatt und dem Schloß Chillon am Genfersee als Wahrzeichen für die
Schweiz gilt. In den engen Straßen der Fußgängerzone bewundern wir
die Lüftlmalerei und verweilen vor dem einen oder anderen Brunnen.
Doch wir müssen uns von dieser wunderschön am Vierwaldstätter See gelegenen Stadt trennen und fahren weiter nach Süden, unserem Tagesziel Flüeli-Ranft entgegen. Im dortigen historischen Jugendstilhotel dürfen wir uns auf das Abendessen und den wunderbaren Blick in die Landschaft freuen. Da sich fast unmittelbar neben dem Hotel das Geburtshaus des Nikolaus von Flüe, volkstümlich ‚Bruder Klaus’ genannt, befindet, wird unser Gespräch fast zwangsläufig auf diesen einzigen Schweizer Heiligen kommen. Der zweite Reisetag bringt
weitere Erlebnisse auf der schönen Reiseroute. Wir fahren nahe am
geographischen Mittelpunkt der Schweiz vorbei, der sich unweit von
Giswil befindet. Wir überqueren dann den Brünigpaß und fahren der
Aaare entlang. Während wir links Eiger, Mönch und Jungfrau kurz ins
Blickfeld bekommen, schimmern zu unserer Rechten zwei Seen, der
Brienzer See und der Thuner See. Weiter führt die Autobahn im
Aaretal nach Bern; die Schweizer Hauptstadt umrunden wir und steuern
den Genfer See an, den wir im Bereich von Vevey erreichen. Vor uns
der tiefblaue See, weit im Süden strahlt der Mont Blanc zu uns – der
mit 48o7 m höchste Berg Europas ist zum Greifen nahe!
Und schon das nächste
Erlebnis. Schloß Chillon taucht auf, eine ‚Burg wie aus dem
Bilderbuch’, uneinnehmbar am Ufer des Genfer Sees erbaut. In die
Literatur- und Religionsgeschichte dringen wir im Zusammenhang mit
Lord Byrons ‚Gefangenem von Chillon’ ein.
Aber wir müssen weiter, das
Rhonetal aufwärts, vorbei an St-Maurice mit seinem
Augustiner-Chorherren-Stift, an Martinach/Martigny, dem Octodurum
der Römer, mit seinem römischen Amphitheater und an Sitten/Sion mit
der auf hohem Felsen thronenden Bischofsburg Tourbillon, seit dem
Franzoseneinfall im 18. Jahrhundert Ruine, bis Visp, um in das
Mattertal einzubiegen. Mit dem Bus ist uns der Weg nach Zermatt
verwehrt, wir können nur bis Täsch fahren. Dort müssen wir den Bus
‚parkieren’ und mit dem Pendelzug nach Zermatt weiterfahren. Dieser
in ca. 16oo m Höhe gelegene und von 33 Viertausendern eingerahmte
Ort ist nämlich Fußgängerzone.
Zwei Nächte verbringen wir
in unserem ****Hotel in Zermatt und lassen uns so richtig verwöhnen.
Am dritten Reisetag ruft aber bereits morgens ‚der Berg der Berge’.
Wir können mit der Gornergratbahn, einer durchwegs im freien Gelände
fahrenden Zahnradbahn, auf über 3ooo m Höhe hinauffahren und den
Blick nicht nur auf das Matterhorn werfen sondern auf zahllose
weitere vergletscherte Berge. Wer aber etwas ganz Spektakuläres
will, der fahre mit der höchsten Luftseilbahn Europas zur Nordwand
des ‚Klein Matterhorns’ auf 382o m hoch und dann weiter mit dem
Aufzug auf den 3883 m hohen Gipfel, um von dort die Schweizer
Bergwelt regelrecht zu bestaunen.
Stunden werden wir in der
Höhe verbringen, immer wieder den Panoramablick genießend. Aber auch
das schönste Erlebnis muß einmal ein Ende haben. Zurück nach
Zermatt, noch ein kurzer Bummel durch den Ort und dann das letzte
gemeinsame Abendessen auf dieser Reise. Der nächste Tag, die Fahrt
mit dem Glacier Express ist ja der ‚Aufhänger’ für diese Reise, soll
dann den Höhepunkt bringen.
In gespannter Erwartung versammeln wir uns im Bahnhof von Zermatt, um die für uns reservierten Plätze in den komfortablen Panoramawagen einzunehmen. Was wird die Fahrt bringen? Ist sie wirklich so besonders, daß sie ein Leben lang unvergessen bleibt? Es ist einerseits die
Streckenführung, die sich dem Gelände anpaßt. Wo Steigung oder
Gefälle die übliche Fahrt nicht mehr zulassen, da die Räder der
Lokomotive auf den Schienen rutschen würden, sind
Zahnstangenstrecken angelegt, in deren Bereich der Zug natürlich
noch langsamer fahren muß als sonst. Wo aber die Höhenunterschiede
so beträchtlich sind, daß auch diese technische Möglichkeit nicht
mehr ausreicht, muß die Strecke – und sei es im Berg – in Form von
36o°-Kurven angelegt werden. Es geht also zuerst von Zermatt das
Mattertal abwärts bis Visp, dann das Rottental – die
Deutsch-Schweizer nennen den Fluß Rhone ‚Rotten’ – aufwärts bis
Oberwald, wo der Zug dann im Furka-Tunnel, dem längsten Bahntunnel
im Zuge einer 1ooo-mm-Schmalspurstrecke, verschwindet. Nach 15.4 km
erblicken wir wieder das Licht des Tages, es geht weiter aufwärts
und über Andermatt zum Oberalppaß in über 2ooo m Höhe. Das
Vorderrheintal geht es sodann abwärts bis zu unserer Endstation in
Chur.
Die gesamte Strecke wird von drei Privatbahnen betrieben. Im Bahnhof Brig endet der Streckenanteil der Brig-Visp-Zermatt-Bahn, weshalb es hier zum ersten Lokwechsel kommt. Dann geht es mit der Furka-Oberalp-Bahn weiter und schließlich nach Chur mit der Rhätischen Bahn. Die Fahrt über annähernd 3oo
Brücken und durch beinahe 1oo Tunnels ist durch die landschaftliche
Schönheit und den Blick auf liebliche Orte ein Genuß. In den
modernen Panoramawagen werden wir durch Lautsprecherdurchsagen auf
Besonderheiten aufmerksam gemacht. Es kommt aber auch das
Kulinarische nicht zu kurz. Zu Mittag wird an den Sitzplätzen das
Menue serviert; machen Sie es wie ich auf meiner vorjährigen Reise
mit dem ‚langsamsten Schnellzug der Welt’, trinken Sie aus dem
speziellen Glacier-Express-Weinglas, das auch der größten Schräglage
bestens angepaßt ist.
Gegen Ende der Bahnfahrt erleben wir in der Vorderrhein-Schlucht noch einmal ‚Natur pur’. Genießen wir diesen Abschnitt besonders, denn schon bald wird mit Chur der Endpunkt der Reise erreicht. Dort heißt es dann umsteigen in unseren Bus, mit dem unser Fahrer ganz allein von Täsch hergekommen ist. Ab der Autobahnverzweigung Sargans geht es dann auf bekannter Strecke heimwärts, voll mit Erinnerungen an vier außergewöhnliche Tage in unserem schönen Nachbarland. |