Glacier  Express

 

Nachdem zwischen 1889 und 1926 verschiedene Teilstrecken eröffnet worden waren, hat am 25. Juni 193o der Glacier Express den durchgehenden Betrieb zwischen Zermatt und St. Moritz während des Sommers aufgenommen. Mit der Inbetriebnahme des Furka-Basistunnels 1982 ist dann eine ganzjährige Verbindung zwischen Zermatt und St. Moritz geschaffen worden. 2oo5 hat somit der Glacier Express sein 75-Jahr-Jubiläum gefeiert. Der für 2oo6 angekündigte Einsatz neuer luxuriöser Panoramawagen ist für mich Anlaß genug, meinen Gästen wieder einmal eine Erlebnisreise im ‚langsamsten Schnellzug der Welt’ zu bieten.
 


Am 22. Juni 2oo6 entführe ich Sie für vier Tage in die Eidgenossenschaft, um Sie diese in der Welt einmalige Reise erleben zu lassen. Schon auf der Anreise nach Brig, wo Sie zweimal übernachten, habe ich für Sie ein ‚Gustostückerl’ parat, kann ich Ihnen doch auf einem kurzen Rundgang einen Eindruck von einer der schönsten Städte der Schweiz, nämlich von Luzern, vermitteln. Wir bummeln über die die Reuß überspannende Kapellbrücke, die nach dem Brand von 1993 vorbildlich wiederaufgebaut worden ist, statten der Jesuitenkirche am linken Reußufer einen Kurzbesuch ab, kommen am Historischen Museum vorbei und überqueren auf der durch ihre Totentanz-Bilder kunsthistorisch sehr wertvollen Spreuerbrücke wiederum den Fluß, um noch malerische Altstadtgassen und brunnengeschmückte Plätze zu entdecken. Immer wieder fällt der Blick auf einen der neun verschiedenartigen Türme der Museggmauer, einer der besterhaltenen Wehranlagen der Eidgenossenschaft.
 


 

Tage könnten wir in Luzern mit seinen vielen Museen verbringen und vor allem die lauen Abende am Rathausquai genießen, doch steht noch der Rest der Busfahrt in das erste Urlaubsquartier bevor. Auf der Gotthardautobahn geht es bis Andermatt, sodann über den 2431 m hohen Furkapaß und letztlich durch das Tal der Rotten – der durch die französische Schweiz fließende Fluß ‚Rhone’ wird in der Deutsch-Schweiz ‚Rotten’ genannt – nach Brig. Ein zwar langer aber erlebnisreicher Tag.
 


 

Der zweite Reisetag bringt wieder besondere Eindrücke. Vorerst fahren wir mit unserem Bus nach Täsch, wo wir in einen Pendelzug umsteigen müssen, da das nächste Ziel, nämlich Zermatt, für Touristen nur auf dem Schienenweg erreichbar ist. Dieser über 16oo m hoch gelegene Walliser Ferienort, dessen überwiegende Bauten sich im heimischen Holzbaustil präsentieren, ist nämlich autofrei – nur Pferdekutschen und Elektromobile dürfen verkehren. Rund um den Ort erheben sich nicht weniger als 33 der 38 Viertausender der Schweiz.



 

Doch wollen Sie diese Viertausender selbst zum Greifen nahe haben, dann fahren Sie mit mir mit der Gornergratbahn, dieser im freien Gelände angelegten Zahnradbahn, auf über 3ooo m Höhe hinauf – Berge und Gletscher kommen immer näher und näher, immer imposanter baut sich die Felspyramide des Matterhorns auf. Doch ist dieses Schweizer Wahrzeichen – wie so oft – von Wolken verhüllt?


 

Von der Bergstation der Zahnradbahn sind nur noch wenige Höhenmeter bis auf den Gornergrat zurückzulegen. Aus einer Höhe von 313o m genießen Sie dann einen Panoramablick von überwältigender Großartigkeit und fast unbeschreiblicher Schönheit. Im Mittelpunkt das 4478 m hohe Matterhorn, links davon das Breithorn, die Zwillinge Castor und Pollux sowie im Monte-Rosa-Massiv die mit 4634 m Höhe höchste Erhebung der Schweiz, die Dufourspitze. Mit dem Weißhorn und dem Dom im Norden haben Sie zwei weitere der vielen Viertausender im Blickfeld. Und dazwischen die gleißenden Eisströme.



 

Nachdem sich das Auge satt gesehen hat, heißt es Abschied nehmen von der zauberhaften Hochgebirgswelt, um mit der schon vertrauten Zahnradbahn nach Zermatt zurückzukehren. Dort bleibt dann noch Zeit für einen Bummel durch den Ort, bevor das nächste Erlebnis angepeilt wird. Es gilt, das Feriendorf Saas Fee zu besuchen, von dem aus sich der Blick auf über zwei Dutzend Gletscher bietet. Werden wir bei unserem Bummel durch den Ort noch die alten, gleichsam auf Stelzen gebauten Stadel und Speicher sehen oder haben diese im Zuge der touristischen Vereinnahmung des Ortes ‚modernen’ Bauten weichen müssen?


 

Bevor am dritten Reisetag das ‚Erlebnis Glacier Express’ auf uns wartet, kann ich mit Ihnen noch einen Bummel durch Brig machen und Ihnen insbesondere den Stockalper-Palast mit seinen riesigen, von vergoldeten Zwiebelhauben bekrönten Türmen zeigen. Doch um 11.41 Uhr setzt sich dann der Zug mit den für uns reservierten Plätzen Richtung St. Moritz in Bewegung – eine mehr als sechsstündige Fahrt durch traumhaft schöne Landschaft nimmt ihren Anfang.



Im Zug werden wir kulinarisch verwöhnt, doch gleitet naturgemäß der Blick durch die großen Panoramascheiben immer wieder hinaus auf die vorbeiziehenden Wiesen und Felder, Flüsse und Berge, wobei am Oberalppaß mit 2o33 m Meereshöhe der höchste Punkt der Reise erreicht wird. Steigungen oder Gefälle werden mit Hilfe der Zahnstange bewältigt. Die Zeit vergeht wie im Flug – auch die Fahrt durch den Furka-Basistunnel, mit ca. 15.4 km der längste Schmalspurbahntunnel der Welt, kommt uns nicht lange vor.


 

Nach der romantischen Fahrt durch das Vorderrheintal wird in Chur mit 585 m Höhe der tiefste Punkt der Reise erreicht, Richtung St. Moritz führt die Fahrt über den 13o m langen und 65 m hohen Landwasser-Viadukt, das Wahrzeichen des Glacier Express. Vom Zug aus sehen wir allerdings das beeindruckende Bauwerk, das auf fünf gemauerten Pfeilern in einer Kurve mit 1oo m Radius direkt in den Landwasser-Tunnel führt, nur ganz kurz. Um 17.59 Uhr fahren wir in den Bahnhof von St. Moritz ein – so wie bei den Schweizerischen Bundesbahnen (in den vier Landessprachen abgekürzt mit SBB, CFF, FFS und VFS) können wir auch beim von drei privaten Gesellschaften betriebenen Glacier Express mit höchster Pünktlichkeit rechnen.

In einem Hotel in St. Moritz genießen wir noch einmal die Schweizer Küche, am Morgen des vierten Reisetages geht es dann Richtung Heimat. Aber auch bei dieser Busfahrt warten landschaftliche und kulturhistorische Erlebnisse auf uns. Vorerst geht es innabwärts bis Zernez, um dann im Schweizerischen Nationalpark Richtung Ofenpaß zu fahren. Knapp vor der Grenze zu Südtirol besichtigen wir noch in Münster die aus der Zeit Karl des Großen stammende Klosteranlage mit der wunderbar freskierten Klosterkirche.



 

In Südtirol legen wir mit Sicherheit in Graun, wo der Kirchturm aus dem Wasser des Stausees ragt, noch eine Pause ein. Im Inntal östlich von Zams schließt sich dann der Kreis – eine abwechslungsreiche und trotz der vielen Eindrücke keineswegs anstrengende Reise neigt sich dem Ende zu.